2024-05-02T16:12:49.858Z

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Die Top drei der Oberliga bildet sich aus Baumberg, Ratingen und Uerdingen.
Die Top drei der Oberliga bildet sich aus Baumberg, Ratingen und Uerdingen. – Foto: Ralph Görtz

Spieler aus Straelen sind in Ratingen ein Thema

In der Fußball-Oberliga muss die Tabelle aktualisiert werden, das Spitzenduo Sportfreunde Baumberg und Ratingen 04/19 rückt dadurch enger zusammen. Beide schieben sich nun die Favoritenrolle zu. Wer den Antrag für den Aufstieg in die Regionalliga stellt, ist nur bei einem schon klar.

Nun ist es offiziell: Der SV Straelen (SVS) hat am Dienstagabend aufgrund der Insolvenz der Baufirma Tecklenburg den Rückzug seiner ersten Mannschaft aus der Oberliga bekannt gegeben, was tabellarische Folgen unter anderem für Ratingen 04/19 und die Sportfreunde Baumberg hat.

Das Spitzenduo rückt wieder enger zusammen, da alle Partien des SVS aus der Wertung genommen wurden – statt fünf Punkten Rückstand liegt Ratingen nur noch drei hinter den SFB und hat gleichzeitig seinen Vorsprung auf den neuen Dritten, KFC Uerdingen, von vier auf sechs Zähler vergrößert.

Der SVS wiederum, bei dem Präsident, Mäzen und Macher Hermann Tecklenburg ebenfalls am Dienstag aus persönlichen Gründen zurücktrat, steht nach dem Rückzug seiner Mannschaft als erster von wenigstens drei und höchstens fünf Absteigern aus der Oberliga fest. „Es herrscht Schockstarre und tiefe Enttäuschung. Wir hatten nicht damit gerechnet, dass es so weit kommt. Mehr möchte ich jetzt erst einmal nicht sagen. Diese Nachricht müssen wir alle erst einmal sacken lassen“, sagte Trainer Sunay Acar. Zuvor hatte der Verein bereits das für Anfang Februar geplante Trainingslager in der Türkei abgesagt.

Auch die bisherigen Liga-Konkurrenten sind betroffen. „Ich bin wie vom Donner gerührt“, sagt Jens Stieghorst, Präsident von 04/19. „Ich hatte geglaubt, dass Straelen die Saison zu Ende spielt.“ Sein Trainer Martin Hasenpflug findet: „Das ist sehr überraschend und sehr schade für den Verein, die Mannschaft und den Trainer.“ Ähnlich sieht es SFB-Coach Salah El Halimi: „Das ist wirklich sehr, sehr traurig und schade, dass eine Top-Mannschaft, die beste, die wir in der Hinrunde hatten, nicht mehr dabei ist.“

Spieler haben sich in Ratingen angeboten

Dass der SVS Spielern wie Trainern Aufhebungsverträge ausgehändigt hat, hat vor allem den Grund, dass sie so die Chance haben, sich bis zur Schließung des Transferfensters am 1. Februar noch einem neuen Verein anzuschließen. Voraussetzung ist, dass der neue Klub die Spieler als Vertragsamateure anstellt. Eine Verpflichtung, die Aufhebungsverträge zu unterschreiben, besteht allerdings nicht. Die Betroffenen können auch auf ihre Verträge pochen und gegebenenfalls Abfindungen aushandeln.

Einer dieser Spieler ist Tom Hirsch, der in der Vorsaison Top-Scorer in Ratingen war und seine Leistung beim SVS bestätigt hatte. „Ich glaube, Tom kann sich den Verein aussuchen, zu dem er gehen will“, sagt El Halimi. „Er könnte auch jetzt schon zu einem Regionalligisten gehen.“ Dass die SFB Hirsch ein Angebot gemacht hätten, verneint der Trainer des Oberliga-Spitzenreiters: „Tom ist ein guter Junge, wir kennen uns gut. Wir haben kein Angebot für ihn abgegeben, aber wenn er irgendwo hängen bleiben sollte und nicht weiß, was er machen soll, wenn das Transferfenster in einer Woche schließt, wären wir der letzte Verein, der sagen würde: Es geht nicht. Aber die anderen Dinge müssen halt passen, Vereine haben ihr Budget schließlich auch verplant.“

In Ratingen hätten sich acht Spieler aus Straelen angeboten, berichtet Hasenpflug – dass auch Hirsch darunter sein dürfte, ist logisch, explizit bestätigen will der 04/19-Coach das aber nicht. „Tom ist ein guter Spieler, er kennt uns, wir kennen ihn. Klar ist aber auch: "Wir haben eine funktionierende Mannschaft, die eine unglaubliche Qualität hat – wir stehen auch nicht umsonst da, wo wir stehen. Wir werden jetzt also nicht wie wild Spieler ranholen.“ Allerdings ist der Kader durch Verletzungen und Sperren auch geschrumpft, weswegen Hasenpflug auch sagt: „Wir brauchen noch mindestens einen Spieler, um eine vernünftige Kadergröße zu haben.“

Dass Spieler aus Straelen als Vertragsamateure angestellt werden müssten, wäre für Ratingen kein Hindernis. „Das Konstrukt ist uns ja nicht fremd“, sagt Stieghorst, der 04/19-Präsident schränkt aber ein: „Ob Spieler aus Straelen für uns finanzierbar sind oder überhaupt für uns infrage kommen, müssen wir sehen.“ Hasenpflug und der Sportliche Leiter Frank Zilles sollen „Vorschläge machen, an welcher Stelle wir den Kader um einen oder zwei Spieler ergänzen“, sagt Stieghorst und betont: „Tom Hirsch wird kein Problem haben, einen Verein zu finden, und wir werden auch keine zusätzlichen Gelder freigeben – die brauchen wir vielleicht im Sommer.“

Regionalliga im Fokus

Im Klartext: für einen Aufstieg in die Regionalliga. Denn den Antrag in die höhere Spielklasse wird 04/19 stellen, das bestätigt der Präsident erneut, zudem wäre das Ratinger Stadion mit einigen Umbauarbeiten auch dafür tauglich. Das ist ein Vorteil gegenüber dem Spitzenreiter, das weiß auch El Halimi: „Andere haben dafür die infrastrukturellen Voraussetzungen. Für uns wäre es zunächst einmal nur möglich, woanders zu spielen, weil die Auflagen an die Spielstätten so hoch sind, dass man das Gefühl haben muss, der Verband wolle gar keine Amateurvereine in der Regionalliga haben.“ Bis 31. März muss ein Antrag auf diese Spielklasse beim Verband eingegangen sein, die SFB prüfen ihre Optionen. Wie realistisch ein Aufstieg abseits des sportlichen Erfolgs wäre, will El Halimi nicht einschätzen: „Der Verein muss überlegen, ob es darstellbar ist. Wir warten auf eine Rückmeldung des Vorstands. Da sind uns die Hände gebunden. Wir spielen Fußball und wollen weiter eine gute Rolle spielen. Wir müssen aber auch schauen, ob dieses ,Antrag ja, Antrag nein‘ die Mannschaft belastet.“

Obwohl sein Team seit dem ersten Spieltag die Tabelle anführt, sagt der SFB-Coach: „Der Titelkampf ist mir total egal. Wir wollten vor der Saison unter die ersten Sieben kommen, und das übertreffen wir klar. Wenn es so bleibt, schön, dann nehmen wir das mit.“ Dass der Vorsprung durch den SVS-Rückzug nun geschrumpft ist, ordnet El Halimi so ein: „Wir hatten ja nie mit einem Vorsprung an der Tabellenspitze gerechnet. Jetzt ist es so. Ich glaube, dass Straelen einen großen Einfluss auf den Titelkampf gehabt hätte, wenn es dabei geblieben wäre. Für mich bleiben die beiden Favoriten Ratingen und Uerdingen. Aufgrund der Konstellation jetzt, sehe ich Ratingen sogar leicht vorne.“

Bei 04/19 sieht der Präsident das anders: „Baumberg ist weiter in der Pole Position“, sagt Stieghorst, weiß aber auch: „Wir haben Baumberg und Uerdingen in der Rückrunde noch zu Hause. Wir sehen also schon, dass wir angreifen können.“ Aus der Antragstellung für die Zulassung zur Regionalliga leitet er keine Pflicht für die Mannschaft ab: „Ich habe sie nur dazu aufgefordert, in der Rückrunde genauso erfolgreich zu sein wie in der Hinrunde. Alles andere müssen wir sehen.“

Auch sein Trainer wiegelt erst einmal ab: „Der Aufstieg war vor der Saison nicht unser Ziel und ist es auch jetzt nicht zwangsläufig. Wir wollen einfach die bestmögliche Rückrunde spielen und an Baumberg dranbleiben, das bis jetzt die stärkste Mannschaft hatte“, sagt Hasenpflug und ergänzt: „Ich kann jetzt nicht durch die veränderte Situation sagen: Wir wollen aufsteigen. Wenn es dann nicht klappt, wären wir alle enttäuscht. Das Ziel bleibt das gleiche wie vor Saisonbeginn: unter die Top-Vier, Top-Fünfzu kommen. Wenn wir das erreichen, können wir – zusammen mit dem Einzug ins Halbfinale des Niederrheinpokals – von einer erfolgreichen Saison sprechen. Wenn mehr rausspringen sollte, wären wir umso glücklicher. Wir sind aber nicht darauf angewiesen. Die Regionalliga ist eine Profi-Liga, und wir sind ein Amateurverein, bei dem alle Spieler arbeiten müssen.“ Dennoch ist durch den Rückzug des SVS die Chance nicht kleiner geworden.

Aufrufe: 025.1.2024, 12:30 Uhr
RP / Amend, Himmelberg & SchwenkAutor