2024-05-16T14:13:28.083Z

Allgemeines
Martin Hasenpflug ist nicht mehr Trainer von Ratingen 04/19.
Martin Hasenpflug ist nicht mehr Trainer von Ratingen 04/19. – Foto: Andre Peters

Für den Regionalliga-Aufstieg: Hasenpflug hört in Ratingen auf

Nach 121 Spielen tritt der Chefcoach des Ratinger Oberligisten zurück: Die 0:6-Klatsche zuletzt im Spitzenspiel in Schonnebeck war zu viel. Einen neuen Impuls im Aufstiegsrennen soll nun der Sportliche Leiter Frank Zilles geben.

Es hatte sich angedeutet am Samstagabend bei der 0:6-Klatsche von Ratingen 04/19 im Spitzenspiel der Oberliga bei der SpVg Schonnebeck, am Montagmittag wurde aus der Ahnung Realität: Martin Hasenpflug ist nicht mehr Trainer von 04/19, der 47-Jährige ist zurückgetreten. Bis Saisonende übernimmt der Sportliche Leiter Frank Zillles und bereitet die Mannschaft auf das Spiel am Mittwoch (15 Uhr) gegen den FC Büderich vor.

Der Gegner eignet sich, um die Vorgeschichte zu Hasenpflugs Rücktritt zu illustrieren: Der Tabellensiebte ist in der Rückrunden-Tabelle Spitzenreiter, die Ratinger sind als Gesamt-Vierter in dem Ranking nur Elfter. Von zehn Rückrundenspielen gewann Büderich acht, spielte einmal remis und verlor einmal. 04/19 dagegen hat in elf Partien nur viermal gewonnen, zweimal die Punkte geteilt und satte fünfmal verloren. Noch grausiger wird der Trend beim Blick auf die jüngsten fünf Spiele: Da gab es vier Niederlagen, darunter eben die Komplett-Demontage in Schonnebeck am Samstag.

Da war Hasenpflug schon während des Spiels immer ruhiger geworden, ungewöhnlich bei dem sonst sehr rege und lautstark agierenden Coach. Nach Schlusspfiff übernahm er im Mannschaftskreis die größte Verantwortung und sagte auch hinterher unserer Redaktion: „Vielleicht habe ich in der Kabine nicht die richtigen Worte gefunden.“ So konsterniert war Hasenpflug nie.

Vorstand wollte Hasenpflug umstimmen

Der Rücktritt war da der nächste Schritt. „Wir haben schon in Schonnebeck lange mit Martin geredet. Er hat da bereits gesagt, dass er das nicht mehr schafft“, berichtet Präsident Jens Stieghorst aus seinem Mallorca-Urlaub unserer Redaktion auch im Namen seines Stellvertreters Michael Schneider. „Dann haben wir Sonntagmorgen und Sonntagabend noch lange mit ihm geredet, aber es blieb dabei, dass er sich nicht mehr in der Lage sieht, der Mannschaft den richtigen Impuls zu geben. Darum ist er der Meinung, dass es im Interesse des Vereins ohne ihn passieren sollte.“ Das soll nun Zilles schaffen.

Nach Schonnebeck waren die Ratinger gereist mit der Absicht, dort Platz zwei zurückzuerobern, der am Ende der Saison zum Aufstieg in die Regionalliga berechtigen würde, wofür sie die Lizenz beantragt haben. Das hat auch der KFC Uerdingen getan und zog durch einen eigenen 1:0-Heimsieg über Frintrop und eben die 04/19-Blamage vorbei auf Rang drei – der reicht ebenfalls für den Aufstieg, weil Spitzenreiter Sportfreunde Baumberg und Schonnebeck beide ihren Verzicht erklärt haben. Das waren auch die jüngsten beiden Gegner der Ratinger, sie verloren erst gegen Baumberg 1:3, dann eben 0:6 in Schonnebeck. „Vor dem Baumberg-Spiel hat Martin mit der Mannschaft gesprochen, und dann ist das Spiel aus seiner Sicht richtig schlecht gelaufen“, erzählt Stieghorst als Vorgeschichte zur Rücktritts-Entscheidung.

Hasenpflug ist eine Identifikationsfigur

Hasenpflug ist seit fast zwölf Jahren im Verein, stieg im Sommer 2020 vom Sportlichen Leiter der Jugendabteilung zum Cheftrainer der ersten Mannschaft auf. In 121 Spielen gelang ihm ein starker Schnitt von 1,83 Punkten pro Partie, es gab 66 Siege, 23 Remis und 32 Niederlagen. Zweimal in Folge schaffte es 04/19 unter seiner Regie zuletzt ins Halbfinale des Niederrheinpokals und entwickelte sich zu einer Top-Mannschaft der Oberliga. Die Hinrunde verlief noch besser, ab dem zwölften Spieltag standen die Ratinger durchgehend auf Rang zwei. Die Erwartungen stiegen, der Verein bekannte sich zur Regionalliga, die Stadt ging den Weg mit und bewilligte im Rat einstimmig 180.000 Euro zur Ertüchtigung des Stadions auf das vom Verband geforderte Niveau für die unterste Profi-Liga.

Mit dem Rückzug des SV Straelen schien der Weg zum Aufstieg auf dem Silbertablett präsentiert zu sein, 04/19 hatte durch die Annullierung der Straelener Spiele den Vorsprung auf Uerdingen vergrößert und den Rückstand auf Baumberg verkürzt. Dann aber brach die Leistunggskurve ein. „Die ganze Rückrunde war schlecht“, sagt Stieghorst, „und die Blamage in Schonnebeck war die schwarze Stunde in der ganzen Zeit, in der ich hier bin.“

In einer gemeinsam abgestimmten Erklärung mit dem Verein wird Hasenpflug, der am Montag telefonisch nicht zu erreichen war, so zitiert: „Die Mannschaft braucht meiner Meinung nach einen neuen Impuls für die letzten fünf Spieltage, um noch einmal anzugreifen.“ Immerhin geht es jetzt darum, Uerdingen wieder zu überholen: Zwei Punkte liegt 04/19 aktuell zurück, am Sonntag, 12. Mai steigt das direkte Duell in Ratingen, dasnun Zilles coachen wird. Stieghorst und Schneider schreiben in der Mitteilung: „Wir haben großen Respekt vor Martins Entscheidung und danken ihm herzlich, dass er seine eigenen Interessen zurückstellt und diesen Impuls zum Wohl des Vereins selbst vorgeschlagen hat. Nach den Leistungen der letzten Wochen, insbesondere der unterirdischen Leistung in Schonnebeck ist jetzt die Mannschaft gefragt.“ Und zwar schon am Mittwoch gegen Büderich.

Aufrufe: 029.4.2024, 16:46 Uhr
Georg AmendAutor