2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview
Werner Moser wie er leibt und lebt. Der Trainer des FCK II ist immer mit vollem Einsatz und Herzblut an der Seitenlinie dabei und hält den Roten Teufeln seit Jahren die Treue.
Werner Moser wie er leibt und lebt. Der Trainer des FCK II ist immer mit vollem Einsatz und Herzblut an der Seitenlinie dabei und hält den Roten Teufeln seit Jahren die Treue. – Foto: BlizzPress

Herzblut bleibt schon mal auf der Strecke

Beim 1. FC Kaiserslautern läuft trotz aller Querelen nicht alles schief - nur nimmt diese Tatsache im Umfeld des Vereins und bei den Fans offenbar keiner so richtig wahr. Das in der Oberliga Südwest erfolgreiche U 21-Team ist ein gutes Beispiele dafür, auch wenn das Spitzenspiel gegen Schott Mainz am Samstag mit 1:3 verloren ging. FuPa-Westpfalz hat mit FCK II-Trainer Werner Moser über die sportliche Situation seiner Truppe und den Fußball im allgemeinen gesprochen.

Der Name Werner Moser gehört seit Jahrzehnten zum 1. FC Kaiserslautern. Mit der zweiten Mannschaft der Roten Teufel ist der 54-Jährige - der als junger Fußballer auf dem Betzenberg ebenfalls Erfolge feierte - in der Oberliga Südwest als Trainer erfolgreich. Im Laufe der Jahre hat Moser viele Talente geformt und nach oben in die erste Mannschaft gebracht. Aufgrund der unzählingen Querelen rund um den Traditionsverein bleiben die guten sportlichen Leistungen und engagierte Nachwuchsarbeit oft auf der Strecke. FuPa-Westpfalz hat mit dem Urgestein, dessen Vertrag nach dieser Saison ausläuft und bisher noch nicht verlängert wurde, gesprochen.

Guten Tag Herr Moser, Sie sind seit über 20 Jahren im Trainergeschäft. Wie schon von 2003 bis 2006 trainieren Sie seit 2016 wieder die zweite Mannschaft des 1. FC Kaiserslautern. Außerdem waren Sie ein erfolgreicher Bundesligaprofi, mit Stationen beim FCK, Hamburger SV, Wattenscheid 09 und Scout in der Bundesliga. Wie hat sich der Fußball verändert?

Werner Moser (54): Der Druck auf die Spieler, Trainer und Vereinsverantwortlichen ist enorm gestiegen. Die Medienpräsenz wächst von Jahr zu Jahr. Fast jedes Spiel ist mittlerweile live im Fernsehen zu sehen. Auf der einen Seite ist das eine schöne Entwicklung, auf der anderen Seite weiß ich nicht, ob das alles so gesund ist. Bei den Top-Vereinen werden Ablösesummen jenseits der 100-Millionen-Euro-Marke gezahlt. Auch für die Kleinen wird es dadurch immer schwieriger, gute Spieler in einem wirtschaftlich vernünftigen Rahmen zu verpflichten. Irgendwo und irgendwann werden hier Grenzen gesetzt sein. Auf dem Feld ist der Spaßfaktor, den wir früher hatten, vielleicht etwas in den Hintergrund gerückt und das Herzblut und die Menschen bleiben ein Stück weit auf der Strecke. Ich möchte aber nicht jammern, denn wir profitieren in vielen Punkten von dieser Entwicklung. Ich für meinen Teil liebe es mit jungen Spielern zu arbeiten. Ich versuche ihnen eine gewisse Lockerheit und Gelassenheit mit auf den Weg zu geben. Sie sollen menschlich und sportlich von meinen Erfahrungen trotz aller Erwartungshaltungen profitieren.

Aktuell rangieren Sie mit der zweiten Mannschaft des FCK auf dem zweiten Platz in der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saarland nur einen Punkt hinter Schott Mainz. Wie lautet die Zielsetzung?

Werner Moser: Wir könnten nur dann in die Regionalliga aufsteigen, wenn unseren Profis der Aufstieg in die 2. Bundesliga gelingt. 3. Liga und Regionalliga geht für einen Verein nicht. Generell ist unser Hauptziel die Ausbildung der Spieler, unabhängig von dem Tabellenplatz. Fakt ist, dass wir eine gute Truppe zusammen haben und viele unserer Spieler im Blickfeld für höhere Aufgaben stehen. Einige waren in der Winterpause im Trainingslager der ersten Mannschaft dabei, damit sich Cheftrainer Boris Schommers einen Überblick über ihren Leistungsstand verschaffen kann. In unserem Oberligateam gibt es dadurch viele Wechsel, eine eingespielte Stammformation kann sich nicht immer so einfach bilden, auch weil unter der Woche im Training nicht immer alle Spieler zur Verfügung stehen. Durch die guten Leistungen gibt es zudem auch Begehrlichkeiten anderer Vereine und es verlassen Spieler den Verein, um Regionalliga zu spielen. In enger Abstimmung mit den Profis und der U19 werden solche Entwicklungen aufgefangen. Wenn wir dann dennoch ganz oben in der Oberligatabelle stehen, ist das ein schöner Nebeneffekt und eine Bestätigung der Leistungen.

Werner Moser (rechts) und Co-Trainer Andreas Clauß.
Werner Moser (rechts) und Co-Trainer Andreas Clauß. – Foto: BlizzPress

Ihr Team hat einen Altersdurchschnitt von 21,1 Jahren. Wer hat am ehesten das Zeug dazu, um sich im Profifußball durchzusetzen?

Werner Moser: Eigentlich ist es ungerecht Namen zu nennen. Alle Spieler sind sehr jung und entwicklungsfähig. Es setzen sich immer wieder Spieler durch, die zu Beginn einer Saison in diesem Maße nicht auf dem Schirm waren. Als gutes Beispiel nenne ich unseren Innenverteidiger Kevin Klein, er hat fast alle Spiele in der Hinrunde von Beginn an absolviert und einen starken Eindruck hinterlassen. Aus dem aktuellen Kader ragen ohne Zweifel Mohamed Morabet (22) und Jonas Singer (22) heraus, die mittlerweile fast durchgängig mit den Profis trainieren. Anil Gözütok (19) und Anas Bakhat (19) haben weitreichende Verträge unterschrieben. Die Jungs brauchen Spielpraxis, dadurch erhalten sie Selbstvertrauen, wir müssen sie entsprechend begleiten. Jeder hat die Chance sich in den Profikader hinein zu spielen, ich und mein Co-Trainer Andreas Clauß stehen im direkten Austausch mit Boris Schommers. Das ist unsere Aufgabe.

Kaum jemand um den Betzenberg scheint den sportlichen Erfolg der U21 wahr zu nehmen. Zu sehr lenken die unterschiedlichsten Themen um den Verein und die sportlich unbefriedigende Lage der ersten Mannschaft vom Nachwuchs ab. Täuscht der Eindruck?

Werner Moser: Nochmal, alles was wir im Nachwuchsbereich in unserem Leistungszentrum auf dem Fröhnerhof tun, steht im Dienst der ersten Mannschaft. Punkt! Wir wollen und müssen uns so positionieren, dass es uns sportlich bald wieder besser geht und wir den Aufstieg in die 2. Bundesliga schaffen, das würde vieles erleichtern. Ich und mein Team sind uns bewusst, dass wir nicht so stark in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden, das ist auch kein Problem. Wer den Job macht, muss damit rechnen. Wir sind es gewohnt, aus der zweiten Reihe zu arbeiten. Natürlich ist es für uns als Trainer aber auch schön zu sehen, wie sich Erfolge einstellen. Leistungsträger wie Vize-Kapitän Christian Kühlwetter (23), Kapitän Carlo Sickinger (22) haben in der zweiten Mannschaft jeweils 60 Spiele gemacht. Florian Pick (24) haben wir nach einer enttäuschenden Zeit bei Schalke 04 wieder in der U21 auf einen guten Weg gebracht. Lukas Gottwalt (22) kommt ebenfalls aus der U21. Carlo Sickinger hat zudem fast alle Jugendteams beim FCK durchlaufen. Alle Trainer und Verantwortlichen im Nachwuchsleistungszentrum machen einen Riesenjob. Aber ich gebe auch zu: Ein bisschen mehr Öffentlichkeit würde schon gut tun.

FCK II-Trainer Werner Moser trainiert mit einer Unterbrechung seit mehr als sieben Jahren die zweite Mannschaft des 1. FC Kaiserslautern und hat dabei viele Talente in die erste Mannschaft gebracht.
FCK II-Trainer Werner Moser trainiert mit einer Unterbrechung seit mehr als sieben Jahren die zweite Mannschaft des 1. FC Kaiserslautern und hat dabei viele Talente in die erste Mannschaft gebracht. – Foto: BlizzPress

Sie sind als Trainer der zweiten Mannschaft „erst 54“ Jahre alt. Sehen Sie sich als ein Mann der junge Talente nach vorne bringt, oder soll es für Sie vielleicht noch einmal in ihrer Karriere weiter nach oben gehen?

Werner Moser: Ich mache meinen jetzigen Job sehr, sehr gerne. Ich helfe Talenten den nächsten Schritt in ihrer Karriere zu machen, stehe den jungen Leuten aber auch in einer wichtigen Phase ihres Lebens mit Rat und Tat zur Seite. Auf dem Fröhnerhof haben wir sehr gute Bedingungen. Und: Ich mache den Job hier in Lautern nicht, um irgendwann einmal den Cheftrainer der Profis zu beerben. Darüber gibt es mit der Vereinsführung eine verbindliche Vereinbarung. Ich helfe in Notlagen aber gerne aus - wie bereits mehrmals geschehen. Da muss man halt auch einmal in seiner Persönlichkeit zurück stehen. Auf der anderen Seite kommt immer mal wieder eine Anfrage und ein Anruf von einem anderen Verein, denen unsere gute Arbeit nicht verborgen bleibt. Um diesen Schritt aber tatsächlich noch einmal zu wagen, müsste das Gesamtpaket passen. Dann würde ich mit meiner Frau beratschlagen, wie es weiter geht. Aber nochmal: Der Name FCK ist immer noch ein Faustpfand im Fußball, auch dafür, um Talente nach Kaiserslautern zu holen. Wir alle sind überzeugt, dass es bald wieder besser wird und der Verein den Stellenwert erhält, den er verdient.

Wohnen Sie in Kaiserslautern?

Werner Moser: Ich besitze ein Apartment in der Stadt. Wir haben zweimal am Tag Training, das wäre von meinem Wohnort in Darmstadt, wo ich seit zehn Jahren mit meiner Famile lebe, aus nicht seriös zu machen. Mein Heimatort ist Rammelsbach bei Kusel. Ich fuhr als kleiner Junge mit meinem Vater früher immer zu den Spielen auf dem Betzenberg. Ernst Diehl hat mich als Jugendspieler zum FCK geholt.

Eine Spielerkarriere mit der Krönung als Nationalspieler ist Ihnen verwehrt geblieben

Werner Moser: Leider ja, aber ich hatte als Rechtsverteidiger mit Stefan Reuter auch einen Weltklassespieler als Konkurrenten. Wir haben gemeinsam in einer Mannschaft gespielt und er hat seine Chance genutzt, auch weil er einen Tick besser war als ich. In der U21 und der U18 habe ich mit dem späteren Bundestrainer Berti Vogts zusammengearbeitet. Nach meiner Zeit als Jugendspieler wurde ich in Kaiserslautern sofort Profi und habe vier Jahre bei den Roten Teufeln gespielt. Dann kam ein Angebot vom Hamburger SV, nach zwei Jahren wechselte ich zum Bundesligisten Wattenscheid 09 und spielte dort weitere vier Jahre. Eine Hüftverletzung hat mich zum Karriereende gezwungen. Aber zehn Jahre in der Bundesliga, waren eine tolle Zeit und Lebenserfahrung.

Welcher Trainer hat Sie geprägt?

Werner Moser: Ich bin der Meinung, es bringt nichts, ständig von früheren Zeiten zu erzählen. Ernst Diehl hat mich nicht nur zum FCK geholt, sondern auch meinen Werdegang maßgeblich geprägt. Auch Spieler wie Franko Foda und Markus Schupp haben unter ihm den Durchbruch geschafft. Es war eine erfolgreiche und schöne Zeit, die ich nicht missen möchte. Aber nochmal zurück zum Wandel, der sich im Fußball vollzogen hat: Natürlich sind die Spieler athletischer und auch schneller geworden. Die Körperlichkeit ist ausgeprägter. Aber auch wir agierten in den 80er und 90er Jahren mit Tempo und einer modernen Taktik. Unter Hannes Bongartz beispielsweise spielten wir mit einer Viererkette, attackierten früh und standen in Heimspielen sehr hoch in der Abwehr. Unser Torwart Gerry Ehrmann war praktisch Libero. Hannes Bongartz und Wolfgang Frank waren in dieser Zeit, so wie später Ralf Rangnick, Vorreiter in Sachen Taktik und Spielvorbereitung, ich stelle das Trio auf eine Stufe. Ich selbst habe 1998 zusammen mit Holger Fach, Jörg Schmadtke und Stephan Beckenbauer, der leider viel zu früh starb, den Fußballlehrer in Köln gemacht. Durch regelmäßige Weiterbildung und Lehrgänge bin ich auf dem neuesten Stand. Aber eines ist für mich auch bei aller Liebe zu Details und den modernen Trainingsmöglichkeiten sicher: Wer keine Zweikämpfe auf dem Feld gewinnt, kann ein Spiel nicht gewinnen. Diese Grundausrichtung des Fußballs, wird sich nie ändern. (frw)

Aufrufe: 02.3.2020, 09:20 Uhr
FuPa-Redaktion WestpfalzAutor