2024-04-25T14:35:39.956Z

Vereinsnachrichten
Verteidiger mit Leidenschaft: Tunay Acar zum Start seiner Karriere im SVWW-Trikot. 	Archivfoto: rscp
Verteidiger mit Leidenschaft: Tunay Acar zum Start seiner Karriere im SVWW-Trikot. Archivfoto: rscp

Tunay Acar: Familie hat jetzt Vorrang

Verteidiger hat seine Profilaufbahn beendet, um bei Biebrich 02 in intaktem Club als Amateur zu kicken

Wiesbaden. Die Entscheidung, es vielleicht nochmals in der 3. Liga oder der Regionalliga zu versuchen, stellte sich für Tunay Acar gar nicht mehr. Für den Außenverteidiger mit Offensivdrang kam nach dem letzten Engagement in der Türkei bei Pendikspor nur eines infrage: Der Abschied von der Profibühne und der Neubeginn in Wiesbaden, wo der 30-Jährige geboren wurde, in der Jugend des FSV Schierstein 08 seine ersten fußballerischen Schritte unternahm, um über die Stationen Biebrich 02 und SV Wehen Wiesbaden zum Profi zu reifen. Jetzt schließt sich der Kreis: Acar ist im Sommer zu den 02ern zurückgekehrt, hat in der Partie bei Aufsteiger Pohlheim sein Verbandsliga-Debüt geben – nachdem die Abwicklung der Freigabe-Modalitäten einige Zeit in Anspruch genommen hatte.

Es sei um offene Zahlungen gegangen, er habe daraufhin einen Rechtsstreit gewonnen. „Jetzt ist alles im Lot“, hat er das letzte Kapital in der Türkei abgeschlossen, für die er U 20 und U 21-Auswahlspiele bestritt. „Der Schnitt ist schon extrem. Aber jetzt hat die Familie Vorrang“, nennt Acar einen gewichtigen Grund für die Rückkehr nach Wiesbaden. Auch unter dem Aspekt, dass seine Frau Sinem ihr Jura-Studium abschließen kann und mehr Zeit für das gemeinsame Töchterchen Liva bleibt.

Der freundschaftliche Draht zu Biebrichs Torjäger Orkun Zer habe die Entscheidung pro Biebrich 02 angeschoben, schildert Acar. Die folgenden Gespräche mit Chefcoach Nazir Saridogan – beide kennen sich seit der gemeinsamen Zeit beim SV Wehen Wiesbaden – hätten schnell zur Einigung geführt: „Biebrich 02, das ist für mich auch eine Herzensangelegenheit. Die familiäre Atmosphäre ist gegeben. Und was der Trainer macht, hat Hand und Fuß“, fühlt sich der Defensivspezialist bestens aufgehoben. Außerdem streicht er heraus: „Ich habe nicht die Absicht, im Amateurfußball groß zu verdienen.“ Stattdessen hat Tunay Acar bei der Deutschen Bahn eine auf sechs bis acht Monate verkürzte, kompakte Ausbildung begonnen. Im Rahmen dieser Ausbildung könne er sich orientieren, in welches Berufssegment er schließlich einsteigen wolle. Parallel versuche er in Wiesbaden, sein Bauingenieur-Studium zu forcieren, blickt Acar hoffnungsvoll in die Zukunft.

Die Erfahrungen bei seinen türkischen Clubs haben ihn geprägt: „In der Türkei ist es strapaziös, was den Leistungsdruck betrifft. Da werden nach zwei, drei Niederlagen gleich Maßnahmen getroffen und es kann passieren, dass man quasi vor die Tür gesetzt wird. Dadurch wird man mental wie finanziell unter Druck gesetzt. Dazu kommen Besonderheiten mit den Fans. Bei einem Auswärtsspiel in der Play-off-Runde der 2. Liga sind wir im Hotel mit Autokorso und Bengalos um die Nachtruhe gebracht worden“, gewährt Acar Einblicke in das Fußball-Leben im Land seiner familiären Wurzeln. Die Saison bei Darmstadt 98, als 2010/11 unter Kosta Runjaic der Sprung von der Regionalliga in die 3. Liga gelang, hat er dagegen positiv in Erinnerung. Genauso positiv schaut er nun nach vorne: „Wir haben eine intakte Mannschaft, die attraktiven Fußball spielt, wie er für diese Klasse vielleicht nicht unbedingt typisch ist. Das hätte mehr Zuschauer verdient.“



Aufrufe: 019.8.2019, 09:00 Uhr
Stephan NeumannAutor