2024-05-17T14:19:24.476Z

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Marc Max und Bezirksligist FV Altheim gehen ab sofort getrennte Wege. Foto: Thomas Warnack
Marc Max und Bezirksligist FV Altheim gehen ab sofort getrennte Wege. Foto: Thomas Warnack
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In Altheim zeigt die Uhr fünf vor zwölf

Sportlich Verantwortliche sehen den Trainer aber nicht als den alleine Schuligen und Abteilungsleiter Stefan Locher nimmt die Mannschaft in die Pflicht

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Bad Saulgau / sz - Wenige Tage vor dem Abstiegsduell gegen den FV Altshausen am Sonntag hat sich Fußball-Bezirksligist FV Altheim von Trainer Marc Max getrennt (die SZ berichtete am Freitag). "Wir haben uns mit dem Trainer zusammengesetzt - so wie wir es regelmäßig tun - und gefragt: Wo und wie können wir, angesichts der schwierigen Situation, einen neuen Impuls setzen", sagt Altheims Abteilungsleiter Stefan Locher. Man sei sich komplett auf Augenhöhe begegnet und schließlich in beiderseitigem Einvernehmen zum Entschluss gekommen, getrennte Wege zu gehen, so Locher.

Natürlich habe man sich nach dem Landesligaabstieg auf dünnem Eis bewegt, da viele Leistungsträger ihre Karriere beendeten und einige verletzte Spieler fehlten, so Locher. Trotzdem sei es nicht der Anspruch, im Jahr nach dem Landesligaabstieg gegen den Abstieg in der Bezirksliga zu spielen, da die Mannschaft über genügend Potenzial verfüge, so Locher. "Viele Spieler haben aber nicht das auf den Rasen gebracht, was sie können. Außerdem merken viele junge Spieler derzeit, dass der Sprung aus der Jugend in die Bezirksliga groß ist. Die Mannschaft hat aber genügend Qualität." Mit dem Trainerwechsel wolle man ein Zeichen setzten, gerade vor dem so wichtigen Spiel gegen den FV Altshausen. "Ich hoffe, dass einige merken, dass es fünf vor zwölf ist."

Natürlich spreche die Bilanz nicht gerade für Marc Max, so Locher: "In der Rückrunde des vergangenen Jahres haben wir in der Landesliga nur ein Spiel gewonnen und zweimal unentschieden gespielt. Nach dem Abstieg haben wir in der Bezirksliga von zwölf Spielen drei gewonnen und ein Unentschieden auf dem Konto." Man habe die Situation erörtert und sich ehrlich in die Augen geschaut. Locher spricht die fehlende Konstanz im Team an. "Nach der völlig unnötigen Niederlage in Hettingen/Inneringen haben wir gegen Hundersingen mit 7:0 gewonnen. Bei genauer Betrachtung haben wir aber beim Stand von 0:0 zweimal Glück, nicht in Rückstand zu geraten. Nach dem Spiel haben wohl viele in der Mannschaft gedacht: Ach ja, läuft doch", beschreibt er ein wenig die Augenwischerei, die wohl rund ums Altheimer Stadion herrschte. Es folgte das 1:9 gegen Öpfingen und der Rücksturz auf den Boden der Tatsachen. Der Trainer sei nun mal sportlich verantwortlich, sagt Lcoher, der vor allem aber auch die Mannschaft in die Pflicht nimmt.

Kritik an Trainingsbeteiligung

Ex-Trainer Marc Max bestätigt die Sichtweise von Stefan Locher. "Natürlich ist das keine gute Situation", sagt er, sieht aber auch die Gründe für den Absturz. "Wichtige Spieler sind verletzt, oder haben verletzt gespielt. Der eine oder andere Spieler dürfte eigentlich gar nicht spielen. Effektiv haben wir mit sechs bis acht Spielern gegen elf gespielt", sagt Max. Max kritisiert aber auch das Engagement. "Wenn du dazu noch eine Trainingsbeteiligung von 50 Prozent hast - und das bei nur zwei Trainingseinheiten pro Woche - und dazu manchen Spielern jedes Fest oder jede Studentenparty wichtiger ist...", lässt Max einen Blick in seine Gemütslage zu. Die blanken Ergebnisse des ersten Saisondrittels machen auch ihn ratlos. "Wir schlagen Krauchenwies und Bad Buchau mit 5:1. Wir führen gegen Uttenweiler mit 1:0, Florian (Geiselhart, d. Red.) hat die Chance im Eins-gegen-eins zum 2:0, verletzt sich dann, muss raus und in der zweiten Halbzeit haut uns Uttenweiler weg. Wir besiegen Hundersingen mit 7:0 und erwerben uns vor 600 bis 700 Zuschauern in einem Derby wieder Respekt. Und dann kommt das 1:9 gegen Öpfingen. Jeder Schuss ein Treffer."

Max ("In der Landesliga im vergangenen Jahr bin ich zum ersten Mal überhaupt abgestiegen, sei es als Trainer oder als Spieler") schreibt seiner Ex-Mannschaft etwas ins Stammbuch: "Einige Spieler müssen sich an die eigene Nase fassen. Ich wünsche meinem Nachfolger viel Erfolg. Vielleicht hat er mehr Fortune, auch hinsichtlich der Verletzungsmisere."

Die jungen Spieler nimmt Max ein wenig in Schutz. "Wenn die erfahrenen Leitwölfe ausfallen oder verletzt sind, ist es schwierig, wenn 18- oder 19-Jährige sie ersetzen sollen. Aber die Mannschaft hat ja gezeigt, dass sie es kann. Es hat ja immer funktioniert, wenn sie das umgesetzt hat, was wir trainiert haben und nicht jeder das machte, was ihm gerade eingefallen ist." Er selbst, so Max, brauche keine lange Pause. "Ich habe nach wie vor Bock auf Fußball." Wenn eine Mannschaft komme, die Lust habe, sei er bereit bald wieder einzusteigen.

Der neue Impuls beim FV Altheim soll (vorerst) aus den eigenen Reihen kommen. Ralf Binder trainiert und betreut die Mannschaft - zunächst bis zur Winterpause. "Der Plan läuft zunächst mal so. Wir werden sehen, welche Möglichkeiten wir haben. Und es wäre falsch, den zweiten oder dritten Schritt vor dem ersten zu tun", will sich Locher zur möglichen, externen Nachfolge nicht äußern.

Aufrufe: 08.11.2019, 21:24 Uhr
Schwäbische ZeitungAutor