2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview der Woche
Foto: FSV Bretzenheim
Foto: FSV Bretzenheim

"Wenn man keine Ziele hat, kann man auch direkt abmelden"

Nachspielzeit mit Jürgen Heinrich, FSV 1917 Bretzenheim +++ Der Abteilungsleiter Fußball über die aktuelle sportliche Talfahrt seines Clubs und eine außergewöhnliche Maßnahme zum Ziel des Klassenerhalts

Bretzenheim. In unserer FuPa-Rubrik "Nachspielzeit" befragen wir wöchentlich im lockeren Rahmen interessante Spieler oder Trainer der Region über ihren Verein und ihre persönlichen Ziele. Heute zu Gast: Jürgen Heinrich, Abteilungsleiter Fußball des FSV 1917 Bretzenheim.

Herr Heinrich, 2015/16 wurde Ihr Verein noch Dritter in der Bezirksliga. Im Folgejahr stiegen Sie ab. Wie kam es dazu?

Es hatte viel damit zutun, dass uns einige Spieler verlassen haben und die, die neu dazukamen, waren einfach kein gleichwertiger Ersatz. Sicherlich war auch Pech dabei, aber im Endeffekt hat es halt nicht gereicht. Da die Bezirksliga in dem Jahr reduziert worden ist, musste ein Verein mehr absteigen und das hat in dem Fall uns getroffen.


Der aktuelle Saisonstart verlief auch nicht gerade gut. Bisher setzte es nur Niederlagen. Die Mannschaft hat bereits 42 Gegentore kassiert, selbst erst einmal getroffen. Woran machen Sie die Misere fest?

Wenn ich ehrlich bin, habe ich das kommen sehen - auch in dieser Konstellation mit den vielen Gegentoren. Auch dieses Jahr hatten wir einen kompletten Neuanfang, zwei neue Trainer und eine ganz neue Mannschaft. Alle Spieler, die in der ersten Mannschaft spielen, sind neu dazugekommen. Mit der Abmeldung der A-Jugend haben wir jetzt einen Schritt gemacht, weil es einfach zu wenig ist mit 14, 15 Spielern in eine Saison zu gehen. Wenn sich da zwei verletzen, wird es schon ganz eng.


Haben Sie sich vor der Runde mehr versprochen? Was war das ursprüngliche Ziel für diese Saison?

Das war von Anfang an der Nichtabstieg. Alles andere wäre utopisch gewesen.


Jetzt haben Sie es schon angesprochen: Die A-Jugend wurde vom Spielbetrieb abgemeldet. Sie wollen die erste Mannschaft mit jungen Spielern aus den eigenen Reihen unterstützen. Streben Sie damit ein langfristiges Projekt an, auch über den Umweg B-Klasse, oder ist das Ziel schon noch der Klassenerhalt in diesem Jahr?

Ja, also wenn man keine Ziele hat, kann man auch direkt abmelden. So lang es irgendwie möglich ist, wollen wir den Klassenerhalt schaffen. Wenn es dann so kommen sollte, dass wir absteigen, werden wir in der B-Klasse neu anfangen. Die jungen Spieler sind dann ja auch ein Jahr älter und erfahrener. Wir setzen im Verein konsequent auf Jugendarbeit.


Mit Ersin Ayvaz und Sebastian Zohm coachen zwei Spielertrainer die erste Mannschaft. Sprechen Sie dem Duo weiterhin das Vertrauen aus und glauben Sie daran, dass sie den Turnaround schaffen können?

Auf jeden Fall, ja! Die beiden sind sehr bemüht und können sich ja auch keine Mannschaft backen. Es liegt nicht an ihnen. Es war eigentlich sogar so gedacht, dass Herr Zohm das Ganze mehr von außen begleiten kann und in seinem Alter nicht mehr aktiv mitspielen muss. Am Wochenende hat er nach einer Verletzung zum ersten Mal wieder in der Abwehr gespielt und den Laden richtig gut zusammengehalten.


Das jüngste 0:1 gegen den Tabellenzweiten SG VfL Fürfeld kann man doch eigentlich schon als Schritt in die richtige Richtung bewerten oder wie sehen Sie das?

Ja, absolut. Für die Moral war das bestimmt nicht schlecht. Wobei: Es haben zwar schon ein paar A-Jugendliche mitgespielt, aber der Großteil war noch gar nicht spielberechtigt. Die werden jetzt zum nächsten Spiel erst aktiviert und dann kann es schon nochmal einen Schub geben. Da verspreche ich mir noch eine Steigerung.


Können die Jungs den Aktiven denn sofort helfen? Steigern die jungen Spieler die Qualität des Kaders oder geht es eher darum, dass die erste Mannschaft nicht breit genug aufgestellt war?

Die können definitiv auch qualitativ direkt weiterhelfen!


Verstärkt der gesamte A-Jugend-Kader die erste Mannschaft oder stoßen auch einige zur Zweiten hinzu?

Alle sind für die erste Mannschaft vorgesehen. Die zweite Mannschaft ist so ein "Clübchen" für sich (lacht).


Wo sehen Sie Ihren Verein in drei Jahren? Oder ist aktuell nur die gegenwärtige Situation präsent?

Im Moment geht es tatsächlich nur um die aktuelle Situation. Bei uns geht es darum, dass wir ein "Dorfverein" sind, der finanziell wenig leisten kann. Wir sind sehr auf Jugendarbeit angewiesen. Was wehtut ist, wenn dann die jungen Spieler den eigenen Verein verlassen. Viele Spieler, die aktuell in Sponheim spielen, wurden bei uns im Verein ausgebildet und könnten jetzt für unsere erste Mannschaft spielen, das ist schade. Aber das liegt nicht nur am Geld. Wir haben da auch andere Fehler gemacht.


Das Interview führte David Rau

Aufrufe: 013.9.2017, 15:30 Uhr
David RauAutor