2024-05-17T14:19:24.476Z

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Coronavirus: So sollen die Kicker "halbwegs im Saft bleiben"

Auch der Fußball macht jetzt Pause

Das Coronavirus hat auch den Amateurfußball in Bayern flachgelegt, vorerst wenigstens: Der Bayerische Fußball-Verband (BFV) setzt „als Vorsorgemaßnahme hinsichtlich der weiter steigenden Zahl von Corona-Infizierten“ den kompletten Spielbetrieb mindestens bis einschließlich 23. März im ganzen Freistaat aus.

Landkreis – Nach dem 2:1-Überraschungscoup gegen Schweinfurt haben die Fußballer des SV Heimstetten dem Abstiegskracher an diesem Samstag gegen Rosenheim entgegengefiebert. Doch diese Partie ist abgesagt worden auf Geheiß des Verbands, der den Spielbetrieb vorerst bis 23. März ausgesetzt hat. Zudem habe die Fußballabteilung des SVH am Donnerstagabend in Abstimmung mit dem Hauptverein beschlossen, „alle Aktivitäten einzustellen“, sagt Spartenchef Stephan Rehme. Im Sportpark werde also kein Training stattfinden – „nur die Wirtschaft bleibt geöffnet“, sagt Rehme.

Diese Nachricht hat Trainer Christoph Schmitt am Freitag seinen Regionalligakickern weitergegeben. Darüber hinaus werde Co-Trainer und Fitnessexperte Memis Ünver nun Laufpläne für die Spieler erstellen, „damit sie zumindest etwas für sich machen können und halbwegs im Saft bleiben“, sagt Schmitt. Er traut sich keine Prognose abzugeben, ob und, wenn ja, wann die laufende Saison zu Ende gespielt wird. „Aktuell hängen wir völlig in der Luft“, sagt Schmitt. „Natürlich hätten wir alle gerne am Samstag gespielt“ – einerseits. Andererseits schickt der Coach sogleich hinterher: „Aber momentan gibt es wichtigere Dinge als Fußball.“

Beim VfR Garching war die gestrige Verordnung eindeutig, denn alle Sportanlagen sind für das Training gesperrt und der VfR bemüht sich um die individuelle Fitness. „Wir haben mit den Uhren unseres Sponsoren Garmin einen Vorteil“, sagt der Sportliche Leiter Ludwig Trifellner. Der Verein macht den Spielern individuelle Vorgaben wie auch in der Winterpause und kann mit den Uhren kontrollieren, ob jeder genug macht. „Wir müssen die Jungs bei Laune und fit halten“, sagt Trifellner. Er betont aber auch, dass den jungen Sportlern der Ernst der Lage vermittelt werden muss: „Wir müssen jetzt alle mithelfen, dass dieser Virus nicht weiterverbreitet wird.“ Und selbst der erfahrene Fußballer Trifellner musste am Freitag zugeben, „dass es immer wieder Sachen gibt, die man so noch nicht erlebt hat.“ Die Garchinger warten nun ab und werden in den nächsten Wochen kurzfristig auf öffentliche Verordnungen reagieren.

„Es gibt im Leben wichtigere Dinge als Fußball“, sagt Mijo Stijepic, der fußballverrückte Trainer des FC Ismaning. Er hätte mit seiner Mannschaft die theoretische Möglichkeit, weiter zu trainieren. In Ismaning sollen die Erwachsenen selbst entscheiden, aber Stijepic tendiert zum Verzicht.

„Dieser Virus ist fies, weil man ihn auch ohne jegliche Symptome haben kann“, sagt der Ismaninger Trainer. Fußball sei nun einmal eine Kontaktsportart, in der bei einem nicht erkannten Fall die Übertragung schnell gehen kann. Stijepic sieht die jungen, fitten Fußballer hier mit einer gesellschaftlichen Aufgabe: „Wir alle haben Eltern und müssen verantwortungsvoll handeln. Gerade für ältere Menschen kann der Corona tödlich sein.“

Deshalb tendiert er auch dazu, den Trainingsbetrieb für die kommenden Wochen gänzlich ruhen zu lassen und dann die Entwicklungen abzuwarten. Man müsse Vernunft walten lassen, wenn selbst Wissenschaftler und Virologen der Virus-Verbreitung recht ratlos gegenüber stünden.

Der Landesligist FC Unterföhring hat von der ersten Mannschaft bis herunter zur Jugend alles abgesagt bis zum 23. März. Dann soll die Situation neu bewertet werden, wie der Zweite Vorsitzende Bernd Mayer betont. Vonseiten des Vereins habe man den Spielern keine Vorgaben für individuelles Training gemacht. Trainer Zlatan Simikic und die Spieler werden untereinander besprechen, wie sich jeder fit hält in den kommenden Wochen. Bernd Mayer geht schon einmal vorbildlich voran: „Ich habe mir vorgenommen, jetzt etwas öfter zum Joggen zu gehen…“

Steven Toy, Spielertrainer des Landesligisten Kirchheimer SC, hat da eine ganz klare Meinung: Auch wenn ich Fußball spielen will, gibt es durchaus wichtigere Dinge im Leben. Ich schließe mich da hundert Prozent der Aussage von Jürgen Klopp an. Es ist uninteressant, was ich da denke. Wir haben Experten in Deutschland, und wenn die sagen, dass es besser ist, den Spielbetrieb abzusagen, dann sollten wir das machen.“

Beim SV Dornach fände es Trainer Anton Plattner (Bezirksliga Nord) schade, die ganze Saison abzusagen – aber die Gesundheit gehe natürlich vor. „Das Coronavirus geht natürlich überall rum, die Spieler arbeiten ja auch irgendwo – es kann ganz schnell gehen, und dann hast du womöglich Spieler in Quarantäne. Das gibt es ja auch schon bei Profiklubs.“

Aufrufe: 013.3.2020, 13:04 Uhr
Münchner Merkur (Nord) / Patrik Nico Guido StäblerAutor