2024-05-10T08:19:16.237Z

Interview
Dennis Schmidt ist seit dieser Saison Kapitän bei Preußen Espelkamp.
Dennis Schmidt ist seit dieser Saison Kapitän bei Preußen Espelkamp. – Foto: Jürgen Krüger

Dennis Schmidt: Espelkamps Lebensversicherung

Seit der C-Jugend spielt Schmidt bei Preußen Espelkamp. Der 23-Jährige ist ein Eigengewächs des Vereins. Auf dem Platz überzeugt er mit seiner Übersicht und einer ganz besonderen Eigenschaft.

Während Dennis Schmidts Teamkollegen gerne nach vorn preschen, um Tore zu erzielen, ist das bei ihm anders. Ihm ist es genauso wichtig, Tore zu verhindern. Schmidt gilt damit als die defensive Lebensversicherung des Vereins. Auch, wenn sein größter Wunsch für die Rückrunde darin besteht, selbst mal ein Tor zu erzielen. Im exklusiven XXL-FuPa-Ostwestfalen-Interview spricht Schmidt über den Weg von Preußen Espelkamp in die Professionalität, wie es ist, Kapitän einer solch qualitativ hochwertigen Mannschaft zu sein und die Ziele für die Rückrunde.

Dennis, du bist ein ganz seltenes Exemplar in Espelkamp. Ein Spieler, der seit der C-Jugend, bis auf einen kurzen Ausflug zum BSV SW Rehden, im Verein ist und noch bis 2023 im Verein bleibt. Was gefällt dir am FC Preußen Espelkamp am besten?
Dennis Schmidt: Gefühlt kenn ich es ja gar nicht anders, seit der C-Jugend. Ich bin in Espelkamp quasi aufgewachsen. Mir hat es gut gefallen, dass man hier immer guten Fußball gespielt hat. Es gab oft viel Fluktuation in den Mannschaften. Meist hatte ich aber zwei, drei Leute, mit denen ich jeden Jahrgang durchlaufen habe, bis zu den Herren. Es ist auch einfach nah dran an meinem Zuhause - und ich habe mich hier immer wohl gefühlt.


Preußen versucht, mit qualitativ hochwertigen Spielern von außerhalb und jungen, talentierten Spielern aus den eigenen Reihen die Mannschaft zu formen. Du dienst nun als Identifikationsfigur für die eigene Jugendarbeit. Setzt dich das mehr unter Druck?
Schmidt: Ganz im Gegenteil. Es beflügelt mich eher, als dass es mich unter Druck setzt. Dadurch bin ich noch motivierter. In den letzten Jahren hat sich ja einiges bei Preußen Espelkamp verändert.


Wie war es für dich als Spieler, diese Schritte in Richtung Professionalität mitzugehen?
Schmidt: Mir persönlich macht es dann noch etwas mehr Spaß. Das soll jetzt kein Selbstlob sein, aber wenn ich Fußball spiele, dann auch richtig. Dementsprechend bereite ich mich auf jedes Spiel vor. Das mit den Spielanalysen jeden Dienstag, also dass wir uns das letzte Spiel im Video ansehen und uns auf den nächsten Gegner vorbereiten, macht schon Spaß. Schließlich wollte man als Kind immer so hoch wie möglich spielen, und irgendwie ist es cool, wenn man es so professionell wie möglich angeht. Es ist auch etwas anderes, sich mal im Video spielen zu sehen, als es immer nur erzählt zu bekommen. Wenn man es dann im Video sieht, dann kann man es ganz anders einordnen und versuchen sich zu verbessern.

Dennis Schmidt führt seinen FC Preußen Espelkamp als Kapitän aufs Feld.
Dennis Schmidt führt seinen FC Preußen Espelkamp als Kapitän aufs Feld. – Foto: Jürgen Krüger



Wie stark ist der Leistungsdruck innerhalb der Mannschaft? Kommt es beim Training auch mal zu Reibereien?
Schmidt: Die Qualität im Training ist schon sehr gut. Alle wollen spielen, und im Training gibt jeder auch immer alles. Natürlich ist man dann nicht so glücklich, wenn man dann mal nicht spielt. Aber wir haben so ein gutes Mannschaftsgefüge, dass sich das nicht auf die Stimmung innerhalb des Teams auswirkt.


Du bist ja auch Kapitän seit dieser Saison. Wie war es, das Amt des Kapitäns zu übernehmen? Bei den unterschiedlichen Charakteren und den anspruchsvollen Zielen?
Schmidt: Ich musste mich da etwas reinfuchsen. Das war neu für mich. Zwar war ich in der Jugend schon einmal Kapitän, aber das kann man mit der aktuellen Situation nicht vergleichen. Besonders, wenn man Spieler wie Stefan Langemann, Michael Wessel oder Lennart Madroch vor sich hat, die höherklassig gespielt haben, dann ist das erstmal komisch. Sie nehmen es aber gut an, wenn ich etwas sage.

Nach dem Training diskutieren Stefan Langemann, Lennard Madroch und Dennis Schmidt über ihre Trainingsleistung.
Nach dem Training diskutieren Stefan Langemann, Lennard Madroch und Dennis Schmidt über ihre Trainingsleistung. – Foto: Teresa Kröger


Es kommen ja nur wenige Spieler aus der näheren Umgebung. Gibt es bei euch denn auch ein richtiges Vereinsleben? Oder besteht das auch wegen der hohen Fluktuation an Spielern nicht?
Schmidt: Das gibt es auf jeden Fall. Der Einstand der Neuzugänge und die Weihnachtsfeier waren schon gut. Wenn wir dann zusammen sind, macht es richtig Spaß.


Also, bei euch ist schon noch dieses Amateurfußballflair vorhanden und ihr trinkt nicht nur Tomatensaft oder Saftschorlen auf Vereinsfeiern?
Schmidt (lachend): Wenn wir losgehen, dann schon richtig. Bringt ja sonst nichts.

Viele Spieler bei euch haben ja eine gute Ausbildung in der Jugend genossen. Einige spielten damals bei Arminia Bielefeld, Borussia Dortmund oder dem SV Rödinghausen. Merkst du als echtes Espelkamper Eigengewächs qualitative Unterschiede zu den anderen?
Schmidt: Das ist schwierig zu sagen. Auch wenn sie eine bessere Ausbildung genossen haben, heißt das nicht immer, dass man das auch auf dem Platz sieht. Klar merkt man genau, dass die höher gespielt haben und in vielen Dingen genau wissen, was zu tun ist. Ich versuche, das intuitiv zu lösen. In der Jugend habe ich halt nie höher als Bezirksliga gespielt - jetzt Landesliga ist auch das höchste für mich. Okay, beim BSV SW Rehden habe ich in einem halben Jahr eine Minute in der Regionalliga gespielt. Das kann nicht wirklich als Erfahrung zählen. Aus Spaß sage ich das manchmal, aber das ist ja eigentlich Käse.

Der FC Preußen Espelkamp jubelt gemeinsam.
Der FC Preußen Espelkamp jubelt gemeinsam. – Foto: Jürgen Krüger



Was meinst du, bis zu welcher Liga reicht deine Leistung?
Schmidt lachend: Garantiert Bundesliga. Nein, Spaß. Mal schauen, wo der Weg hinführt. Ich werde jedes Jahr versuchen, mich richtig reinzuhauen. Wofür es im Endeffekt reicht, werde ich dann sehen. Dass ich dann in der Oberliga noch Kapitän bin oder noch spielen werde, lass ich einfach auf mich zukommen. Momentan bin ich ja noch jung und relativ lernfähig, da werd ich einfach gucken, wo mich der Weg hinführt. Bock hätte ich auf jeden Fall darauf.


Wenn du schon eine Minute Regionalliga geschafft hast, dann kann das ja nur was werden.
Schmidt witzelnd: Vielleicht reicht es dann für zwei Minuten Oberliga.


Ihr seid ja ein Verein, der relativ viel Geld zur Verfügung hat. Das weiß man mittlerweile über die Kreisgrenze hinaus. Hat der Verein Preußen Espelkamp eine eigene Identität?
Schmidt
: Wir haben schon viele Fans, die jedes Mal da sind. Ich kenne auch einige von denen schon länger. Die Spieler die neu dazugekommen sind, gliedern sich hier auch gut ein. Wir haben jetzt keinen dabei, der nur die Kohle kassiert und wieder gehen will. Alle integrieren sich gut und machen das Vereinsleben gut mit.


Was sind das für Fans? Eltern oder welche, die auch schon länger im Verein sind?
Schmidt: Beides. Also Eltern von Spielern oder auch Leute, die schon ewig im Verein sind. Viele kenne ich schon seit der C-Jugend. Das ist immer schön zusehen, wenn die älteren Fans mit zu den Auswärtsspielen kommen. Mit denen trinkt man auch nach dem Spiel mal ein Bier. Das gehört einfach dazu.


Was war am Anfang der Saison bei euch los? Da lief es ja nicht so.
Schmidt: Wir mussten uns erst irgendwie finden. Klar, kannten wir uns alle vorher etwas, aber wir mussten uns erst an einander gewöhnen. Das ist ganz normal. Man kann nicht von Anfang an funktionieren. Vielleicht war der Druck auch irgendwie groß, da ja auch klar formuliert wurde, wo die Reise hingehen soll. Es wäre mit dem Kader auch komisch, etwas anderes zu sagen. Vielleicht haben sich dann ein paar Spieler Druck gemacht. Wir haben uns dann aber gefangen und uns auf unsere Stärken konzentriert und im Training dran gearbeitet.


Jetzt aber mal ganz ehrlich. Die Meisterschaft ist euch doch nicht mehr zu nehmen, oder?
Schmidt: Ich wusste, dass die Frage kommt. Es ist schwierig, jetzt zu sagen, wir werden ganz sicher Meister. Dafür hält Peckeloh ganz gut mit. Das sind jetzt neun Punkte und drei Spiele. Ich warte auf den Tag, an dem wir wirklich nicht mehr einzuholen sind, dann feiere ich das auch.


So letzte Frage: Was ist dein persönliches Ziel für die Rückrunde?
Schmidt: Ein Tor zu schießen. Das hat letzte Saison auch nicht geklappt. Wenn es nicht klappt, ist es auch nicht so schlimm, aber ich würde es mir schon wünschen aufzusteigen. Espelkamp hat nie höher als Landesliga gespielt und es wäre cool, ein Teil von etwas Historischem zu sein. Das ist mir wichtiger, als selbst ein Tor zu schießen.

Aufrufe: 019.1.2020, 18:00 Uhr
Teresa Kröger / FuPaAutor