2024-05-08T14:46:11.570Z

Interview
Dynamik pur: Robin Volland ist das Musterbeispiel für einen kraftvollen Boxstürmer modernster Prägung.
Dynamik pur: Robin Volland ist das Musterbeispiel für einen kraftvollen Boxstürmer modernster Prägung. – Foto: ro

Volland: „Jetzt ist einfach Zusammenhalt gefordert – auf allen Ebenen“

Stürmer des TSV 1865 Dachau im Interview

Robin Volland ist Stürmer beim TSV 1865 Dachau. Der 26-Jährige spricht im Interview über die Corona-Pandemie, seinen berühmten Bruder Kevin und seine Trainerpläne.

Dachau – Lockdown, vorgezogene Winterpause – man hat es momentan nicht leicht als Fußballer. Die Heimatzeitung nutzt die Gelegenheit, in Zeiten der Corona-Pandemie Amateurkicker aus dem Dachauer Einzugsgebiet zu befragen. Wie kommen sie mit der Situation zurecht, und was erwarten sie sich von der Zukunft?

Robin Volland (26) ist Stürmer beim Bayernligisten TSV 1865 Dachau. Der jüngere Bruder des Nationalspielers Kevin Volland (aktuell AS Monaco) spielte vorher bei Dachaus Angstgegner in der Bayernliga, TSV Kottern, sowie beim Regionalligisten FC Memmingen und beim Bayernligisten FC Ismaning.

Robin, wie kam es zum Wechsel vom FC Ismaning zum TSV 1865 Dachau?

Robin Volland: Ich kannte ein paar Jungs aus Dachau. Als Ismaning mit mir nicht weiter machen wollte war meine erste Anlaufstelle der TSV 1865 Dachau. Ich kannte Alex Weiser, und auch die sportlichen Perspektiven sowie die kurze Anfahrtszeit sprachen für einen Wechsel. Dazu kam noch Fabian Lamotte, den ich menschlich und als Trainer sehr schätze, weil er eben auch als Profi alles kennt. Sportlich war es auch reizvoll, da Dachau immer für guten Fußball steht.

Robin Volland ist stolz auf auf seinen Bruder

Dein Bruder ist Profi, wie geht ihr mit dem Thema Fußball im Profi- und Amateurbereich um? Kritisiert ihr euch gegenseitig, gebt ihr euch Tipps oder ist der Fußball gar kein Thema?

Fußball ist immer ein Thema. Aber Kritik üben wir nicht, wir geben uns eher Tipps oder moralische Unterstützung, wenn es notwendig ist. Mein Bruder schaut sich, wenn es möglich ist, meine Spiele im Internet an – und ich natürlich auch die Matches mit Monaco. Mein Bruder spielt auf dem höchsten Niveau, da ist Kritik kaum angebracht. Die hört er schon in seinem Profiumfeld, da muss es nicht noch aus der Familie kommen. Und wer macht schon absichtlich Fehler…? Amateurfußball ist für uns beide eher der Spaß am Sport, pure Emotion und manchmal ist ein Kreisligaspiel spannender als ein höherklassiges. Der Profisport ist eher ein Haifischbecken, und da habe ich höchsten Respekt vor meinem Bruder. Ich bin unheimlich stolz auf ihn, das er das alles so geschafft hat.

Wo hast Du begonnen, Fußball zu spielen? Wäre der Sprung in den Profifußball möglich gewesen?

Begonnen hat alles beim FC Thalhofen und auf dem Bolzplatz mit der Familie. Ich war nicht ehrgeizig genug – und körperlich hat es auch gefehlt. Ob das Talent für den Profibereich vorhanden war, das weiß ich nicht. Tatsache ist, dass es nie Anfragen von einem Nachwuchsleistungszentrum gab. Das Highlight war sicherlich der DFB-Stützpunkt. Das war es dann auch mit höherklassigem Fußball in der Jugend.

Robin Volland über die letzten Monate: „Es ist eine Zeit der Extreme“

Was machst Du beruflich?

Ich studiere Medien. und Kommunikationsdesign, bin aber schon ein relativ alter Student. Denn vorher habe ich eine Lehre als IT-Kaufmann bei Agco Fendt in Markt Schwaben gemacht und sieben Jahre in dem Job gearbeitet. Dann habe ich festgestellt, dass ich eigentlich kreativ arbeiten will und habe mein Abi nachgeholt und studiere eben jetzt. Nebenbei arbeite ich der Film- und Werbeagentur Adlantis.

Was bedeutet die jetzige Corona-Situation für die Gesellschaft und den Fußball im Speziellen?

Das ist schon eine harte Zeit, alle sitzen im gleichen Boot. Fußball oder Gesellschaft – da gibt es keinen großen Unterschied. Die Frage ist: wie gehen wir mit der Situation um? Jetzt ist einfach Zusammenhalt gefordert – auf allen Ebenen. Es wird auch die Zeit kommen, in der wir auf die Coronazeit zurück blicken und diese neu bewertet wird, um Lehren daraus zu ziehen. Es muss nur aufgepasst werden, dass jetzt der Einzelne nicht untergeht und jedem das Recht zusteht, seine persönliche Lage zu sehen. Es ist leider auch die Zeit der Extreme.

Robin Volland: „Defensive liegt mir nicht“

Aktuell spielst Du als Stürmer in der Bayernliga. Ist das die Position, die Dir am besten liegt?

Ja, das ist meine Position. Als Boxstürmer fühle ich mich am wohlsten. Hier kann ich der Brecher sein, aufgrund meiner körperlichen Voraussetzungen, oder aber der Wandspieler für das Mittelfeld. Defensive liegt mir nicht. Gegen mich zu spielen ist nicht angenehm und ich kann einer Abwehr schon wehtun. Aber das ist das komplette Gegenteil von mir im Privatleben. Das ist bei mir strikt zu trennen, da bin ich privat der Bestbuddy, nur nicht auf dem Platz, da ist es andersrum.

Wie hat sich das Spiel im Sturmzentrum in den letzten Jahren aus Deiner Sicht verändert?

Es ändert sich fortlaufend. Das hängt auch mit der jeweiligen Taktik des Trainers zusammen. Gottseidank ist die „falsche Neun“ wie zum Beispiel bei Mario Götze nicht mehr so aktuell. Die Entwicklung geht wieder in die Richtung Boxstürmer, der körperliche Qualitäten aufweisen kann und einen Torriecher hat.

Situation des TSV 1865 Dachau „ist alarmierend“

Wie siehst Du die Entwicklung Deiner Mannschaft?

Die Bayernliga ist eine Kampfliga. Unsere Situation (Platz 14/ Anmerkung der Redaktion) ist alarmierend, da wir eine gute Mannschaft haben. Eigentlich müssten wir bei den oberen fünf mitspielen. Viele Spiele verlieren wir durch Kleinigkeiten, da ist eben auch Mentalität gefordert. Es ist ein junges Team, dem es manchmal an Erfahrung mangelt. Geschlossenheit ist jetzt das wichtigste, wenn es wieder los geht. Vor dem zweiten Corona-Lockdown waren wir schon auf einem guten Weg. Jeder sollte sich auch mal hinten anstellen können, wenn ein anderer besser ist, es gilt, sich an die eigene Nase zu fassen. Nur so kommen wir da hinten wieder raus.

Wohin geht die Reise mit Deinem Team im letzten Drittel der Saison?

Hoffentlich zwei bis drei Plätze über den Strich. Denn ich will auf keinen Fall Landesliga spielen. Dazu müssen wir authentisch bleiben und versuchen, wieder guten Fußball oder halt Ergebnisfußball zu spielen.

Robin Volland will nach der Karriere Trainer werden

Wer hat Dich als Trainer am meisten beeinflusst oder gefördert?

Den größten Einfluss hatte sicherlich Stephan Dürr beim FC Thalhofen, der mich vom Jugendfußball in den Erwachsenenbereich hochgebracht hat. Er hat mir in der Kreisliga Vertrauen geschenkt, war menschlich top und hat mich sportlich gefördert. Danach kam Kevin Siegfanz, der mich aus der Kreisliga in die Landesliga nach Kottern geholt hat. Er hat mir die Chance gegeben, er hat mich gefördert und ich stand beim Bayernligaaufstieg in 34 Spielen auf dem Platz. Dass er mir diese Spielzeit gegeben hat, die ich benötigte, um konstant Leistung zu bringen, rechne ich ihm hoch an. Danach kam Frank Wiblishauser, der hat mir auch nur viel positives mitgegeben. Auch von meinem aktuellen Trainer Fabian Lamotte kann ich viel lernen. Er ist einfach in allen Bereichen super, er hat als ehemaliger Profi alles schon erlebt und kann die Erfahrung gut weiter geben.

Was sind Deine Pläne? Willst Du es noch einmal höherklassig versuchen oder irgendwann als Trainer einsteigen? Wenn ja, hast Du auch vor, DFB- oder BFV-Trainerlizenzen zu erwerben?

Erstmal habe ich den kurzfristigen Plan, nicht abzusteigen. Langfristig kann ich mir den Trainerjob durchaus vorstellen. Ich bin zwar ein lockerer Typ, aber als Trainer wüsste ich schon, was ich will. Aber die Prämisse ist immer, dass der Fußball als Spieler oder Trainer zu meinem Beruf passt, der hat absolute Priorität. Sollte ich als Trainer in der Zukunft arbeiten, mache ich natürlich die notwendigen Lizenzen, denn auch hier ist es wie im Beruf. Eine gute Ausbildung ist Voraussetzung für alles. Man muss das Know-how haben und ein gewisses Niveau. Selbst noch mal höherklassig zu spielen, das macht für mich keinen Sinn.

Das Gespräch mit Robin Volland führte unser Mitarbeiter Robert Ohl.

Aufrufe: 018.12.2020, 20:46 Uhr
Dachauer Nachrichten / Robert OhlAutor