2024-05-02T16:12:49.858Z

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Ein Ja zur Drittliga-Lizenz: Der FC Memmingen bewirbt sich für den Fall der Fälle und würde das Aufstiegsrecht wahrnehmen.   F.: Olaf Schulze
Ein Ja zur Drittliga-Lizenz: Der FC Memmingen bewirbt sich für den Fall der Fälle und würde das Aufstiegsrecht wahrnehmen. F.: Olaf Schulze

„Am Geld würde es nicht scheitern“

FC Memmingen bewirbt sich um die Drittliga-Lizenz

Die Botschaft war: Der Fußballclub Memmingen wird es wagen, wenn sich die Chance auf die 3. Liga tatsächlich ergeben würde. Der einstimmig wiedergewählte Vorsitzende Armin Buchmann kündigte auf der zweieinhalbstündigen Mitgliederversammlung des Amateur-Traditionsklubs an, dass eine Bewerbung abgegeben wird. Über den Jahreswechsel wird begonnen, die Unterlagen für das Lizenzierungsverfahren auszuarbeiten. Erstmals wagt damit ein Allgäuer Verein einen Vorstoß in Richtung Profifußball.

Der große Vorteil der Memminger: Sie können, aber sie müssen nicht. Für Konkurrenten wie den FC Bayern München II und FC Schweinfurt, die mit aller Macht nach oben drängen, ist jetzt überraschend ein unvorhergesehener Mitbewerber da. Buchmann stellte klar, dass es der FCM durchaus ernst meint und nicht nur pseudomäßig in das Verfahren einsteigt. Als die vergangenen Tage die Möglichkeit einer Drittliga-Bewerbung in der Öffentlichkeit durchsickerte, habe es vielfältige Reaktionen geben. Sie reichten von „Boah, geil – wo gibt’s Karten“ bis hin zu „jetzt sind sie größenwahnsinnig geworden“.

Für Buchmann ist das kein Thema der Emotion. Er legte den 108 erschienen Mitgliedern sachlich und nüchtern dar, wie Liga drei in Memmingen funktionieren könnte: Der bisherige Etat von rund 800.000 Euro plus 800.000 Euro Fernsehgeld und 200.000 Euro Mehreinnahmen, über Zuschauer generiert, ergäben ein Budget von 1,8 Millionen Euro. „Seriös geplant“, wie Buchmann versichert. Damit wäre der FCM sicher eines der kleinsten Lichter im Profifußball. „Aber Etat, Liquidität und Bonität sind verschiedene Dinge“, erklärte der Vereinschef.

Bei den letztgenannten Markern hat Memmingen gute Werte. Das Geschäftsjahr endete mit einem fünfstelligen Plus, während der Durchschnittsverlust bei den Drittliga-Vereinen bei 662.000 Euro im vergangenen Jahr lag. 15 Drittligisten schrieben rote Zahlen. Der Fußballclub hat dagegen durch die Sanierung der vereinseigenen Stadiongaststätte Vermögen aufgebaut, der Wert wird nach Abzug der Verbindlichkeiten zwischen 1,0 und 1,2 Millionen Euro taxiert.

Mit einem „Memminger Weg“, wie ihn der Klub schon einmal beim Aufstieg 2010 in die damalige Regionalliga Süd eingeschlagen hat, sieht Buchmann eine Chance zu bestehen, selbst wenn es höherklassig sportlich nicht laufen sollte: „Vor dem wirtschaftlichen Teil im Lizenzierungsverfahren habe ich die wenigste Angst“. Das Sportliche und die Anforderungen ans Umfeld stehen freilich auf anderen Papieren. Sportlich hat die Mannschaft, aktuell Tabellenfünter (korrigiert), eine völlig neue Perspektive, es wird kein Stecker für die Restsaison gezogen. Was das Umfeld und die Strukturen anbelangt, angefangen von der vorgeschriebenen Stadion- und Sitzplatzkapazität (10.000/2.000), könnte es Ausnahme- oder Übergangsregelungen geben.

Stadion-Eigner ist die Stadt, deren 3. Bürgermeister Hans-Martin Staiger die Informationen über die FCM-Ambitionen erst einmal ins Rathaus mitnahm. Die Flutlichtanlage müsste beispielsweise für die Fernsehübertragungen von 400 auf 1.200 Lux aufgerüstet werden, was im LED-Zeitalter aber nicht mehr der ganz große Kostenfaktor wäre. Ausreichende sanitäre Anlagen statt Dixi-Klos (die der Verein bei größeren Spielen auf eigene Kosten aufstellen lässt) wären auch in der Regionalliga längst kein Luxus mehr.

Hier hakte Schatzmeister Markus Kramer ein, „dass dieser Zustand nicht tragbar sei“. Auch übte er Kritik am Bayerischen Fußball-Verband (BFV): „Bei uns gibt es alles, bei anderen nix“. Hier mahnte er Gleichbehandlung an. So glich die Arena beim Eröffnungsspiel gegen 1860 München 2017 einer Festung, mit erheblichen Kosten: „In Pipinsried werden dann 7000 auf einen Grashang reingelassen. Drumherum ein Bretterzaun.“

Was Kramer freute: Eine Erhöhung des Mitgliedsbeitrags um 25 Euro (außer für Kinder) wurde ohne jede Debatte von der Versammlung durchgewunken. Es war Anerkennung dafür, dass die aufwändige Gaststättensanierung in den vergangenen Jahren und der gerade fertige Neubau eines Funktionsraums (60.000 Euro) ohne Belastung oder eine Umlage für die Mitglieder mit der Finanzierung aus dem laufenden Geschäftsbetrieb und Sponsoren-Unterstützung durchgezogen wurde.

Auch alle Wahlentscheidungen fielen einstimmig. Neben Buchmann und Kramer gehören weiterhin Thomas Reichart (2. Vorsitzender) und als neuer 3. Vorsitzender Kai-Uwe Marten (für Paolo Demartin) dem Präsidium an. Universitäts-Professor Marten hat in der vergangenen Jahren bereits sehr erfolgreich in der Jugendabteilung, im Finanzausschuss und Wirtschaftsbeirat mitgearbeitet.

Aufrufe: 04.12.2018, 12:39 Uhr
Andreas SchalesAutor