Da hatte doch Kevin Scheidhauer vom gastgebenden FC Energie den Uerdinger Christian Dorda unsanft und gar nicht fein von den Beinen geholt. Wenig später ließ sich der vor Kraft strotzende Schorch die Gelegenheit nicht entgehen und grätschte den Lausitzer ebenfalls um. Schorch setzte ein deutliches Zeichen, wenngleich er dafür die Gelbe Karte sah. „Ich kenne Scheide gut, wir sind gemeinsam mit dem MSV Duisburg in die zweite Liga aufgestiegen“, sagte er nach dem Schlusspfiff. „Ich habe ihn nicht böse getroffen. Es macht immer Spaß gegen Freunde zu spielen.“
Ob das auf Gegenseitigkeit beruht? Schorch ist ein Verteidiger, der seinen Körper nicht schont, keinen Pressschlag scheut, nie zurück zieht. Die meisten Gegner dürften nicht gerade auf einen Zweikampf mit dem 1,91 Meter langen Haudegen erpicht sein. Schorch haut sich immer rein – für seine Mannschaft, für seinen Verein. Deshalb lieben ihn die Fans, seine direkte Art, seine Kontaktfreude auf dem Rasen und abseits des Feldes. Seiner Emotionalität ließ er zum Beispiel freien Lauf, nachdem Uerdingen in die Dritte Liga aufgestiegen war. In Mannheim entpuppte er sich als Feierbiest und schwenkte begeistert die blau-rote Fahne.
Mit Mario Erb bildete Schorch in der vergangenen Saison das Herzstück der Viererkette, die maßgeblich zur Meisterschaft beitrug. Und wie in der vergangenen Saison wählte ihn die Mannschaft zum Stellvertreter von Kapitän Erb. Seit dieser Ende September in Köln einen Bruch des Schienbeinkopfes erlitt und pausieren muss, führt Schorch das Team aufs Feld. Dass er seitdem noch präsenter ist als zuvor, bestreitet der Abwehrspieler allerdings. „Es ist egal, wer die Binde hat“, sagt er. „Ich gebe immer Vollgas und übernehme gerne Verantwortung, das habe ich vorher auch schon gemacht, als Mario da war, auch in schwierigen Situationen.“ Aber er weiß sich auch zurückzunehmen und hebt die Bedeutung des verletzten Mario Erb für die Mannschaft hervor: „Mario ist für mich der Kapitän, ich bin sein Stellvertreter. Mario ist mein Kapitän.“ Diese Worte lassen erahnen, dass ein besonderes Vertrauensverhältnis zwischen ihnen herrscht.
Schorch ist kein brillanter Techniker, kein begnadeter Sprinter, aber er verfügt über ein riesengroßes Kämpferherz. Damit ist er ein Vorbild und versteht es, andere anzustecken und mitzureißen. „Jeder von uns muss jeden Tag viel arbeiten, damit wir unsere Ziele erreichen, ganz gleich, welchen Namen er hat. Es kommt auf jeden einzelnen an.“
Trainer Krämer weiß die Qualitäten von Schorch zu schätzen. „Er hat eine sehr stabile Phase und bildet mit Dominic Maroh ein starkes Duo in der Innenverteidigung“, sagt er. „Und auch in der Kabine macht er einen guten Job.“
International und bundesligaerfahren
Christopher Schorch ist 29 Jahre alt. Der gebürtige Hallenser spielte in der Jugend für den Nietlebener SV Askania und den Halleschen FC, bevor es ihn zu Hertha BSC Berlin verschlug. Danach folgten Real Madrid, 1. FC Köln (23 Bundesligaspiele), MSV Duisburg, Energie Cottbus und FSV Frankfurt. Zudem spielte er in der U20-Nationalelf.
Spielerprofil: Christopher Schorch