2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview
Christopher Schorch will den 1. FC Bocholt in der Regionalliga etablieren.
Christopher Schorch will den 1. FC Bocholt in der Regionalliga etablieren. – Foto: 1. FC Bocholt

Christopher Schorch: „Die Stimmung im Team ist großartig"

Der Kaderplaner des Regionalligisten 1. FC Bocholt und Ex-Bundesliga-Profi spricht im Interview über den Kaderumbruch, das Saisonziel und die Top-Favoriten auf den Aufstieg. Am Samstag starten die „Schwatten“ gegen den FC Schalke 04 II in die Saison.

Christopher Schorch ist seit diesem Sommer als Kaderplaner der starke Mann beim Regionalligisten 1. FC Bocholt. Seine Mission: die „Schwatten“ in der vierthöchsten deutschen Spielklasse etablieren. Erfahrung im Fußballzirkus bringt der 34-Jährige reichlich mit: Während seiner aktiven Zeit spielte Schorch für Hertha BSC, Real Madrid II oder den 1. FC Köln. Die längste Zeit seiner Karriere kickte der Innenverteidiger in der Dritten Liga (94 Einsätze). Er stand aber auch in der Bundesliga (23 Einsätze) und Zweiten Liga (10 Einsätze) auf dem Rasen.

Herr Schorch, ist der 1. FC Bocholt bereit für den Saisonstart?
Christopher Schorch Davon bin ich überzeugt. Die Verpflichtungen von Kelvin Lunga und Jarno Janssen in dieser Woche waren noch einmal sehr wichtig. Nun sind wir sehr gut aufgestellt. Vor allem nach einem linken Innenverteidiger haben wir sehr lange gesucht. Ich hatte Jarno Janssen in der vergangenen Saison mehrfach beim FC Eindhoven in der zweiten niederländischen Liga gesehen und wusste, dass er eine Verstärkung sein würde, wenn wir ihn bekommen könnten. Ich bin froh, dass es geklappt hat. Aber sowieso: Die Leistungen und Ergebnisse in den Testspielen waren bereits sehr gut. Die 15 neuen Spieler haben sich gezeigt. Die bittere 1:5-Niederlage gegen De Graafschap Doetinchem fiel aus dem Muster. Aber auch aus einem solchen Ausrutscher können wir eine Menge lernen.

Welchen Eindruck haben Sie bislang vom neuen Trainer Dietmar Hirsch?
Schorch Ich sehe, dass die Kombination 1. FC Bocholt und Dietmar Hirsch wie die Faust aufs Auge passt. Man merkt jeden Tag, dass er diesen Verein lebt. Dietmar, der auch noch aus der Region stammt, ist sehr menschlich, engagiert, und er ist sich für nichts zu schade. Trainingseinheiten leiten kann jeder. Aber bei ihm merkt man, dass er auch mit Menschen umgehen kann. Die Stimmung im Team ist großartig, das Zusammensein deutlich enger als zuvor.

Was ist das Saisonziel des 1. FC Bocholt? In der vergangenen Spielzeit gelang der Klassenerhalt unter Trainer Marcus John wenige Spieltage vor Schluss.
Schorch Wir wollen natürlich frühzeitig den Klassenerhalt schaffen. Wir schauen aber nicht nur auf die Saison 2023/2024. Wir wollen langfristig etwas aufbauen. Daher haben wir die meisten Spieler auch mit langfristigen Verträgen ausgestattet. Im nächsten Sommer soll nur an Stellschrauben gedreht werden, einen personellen Umbruch soll es dann nicht geben.

"Wir waren gezwungen, aktiv zu werden. Und das haben wir gemacht"

Wie erfolgreich war der Umbruch denn? Immerhin haben den Verein große Namen wie Andre Bugla, Marcel Platzek, Sebastian Wickl oder Tim Winking verlassen.
Schorch Ich bin davon überzeugt, dass wir nun eine noch höhere Qualität als in der vergangenen Saison in unseren Reihen haben. Man darf auch nicht vergessen, dass uns viele Spieler freiwillig verlassen haben, weil sie nicht mehr in der Regionalliga spielen wollen oder können. Wir waren also gezwungen, aktiv zu werden. Und das haben wir gemacht.

Wie kräftezehrend waren die vergangenen Monate für Sie?
Schorch Nachdem die Lizenzvorgaben im Januar bekannt wurden, hatte ich extrem viel Arbeit. Ich bin mittlerweile eigentlich rund um die Uhr mit dem 1. FC Bocholt beschäftigt. Glücklicherweise haben wir eine Geschäftsstelle mit vielen tollen Ehrenamtlern, die ebenfalls bereit sind, alles zu geben. Wenn ich hier im Klub unterwegs bin, schaue ich nicht auf die Uhr. Es kann aber sein, dass die Partnerin mal gegen 22 Uhr anruft und fragt, wann ich nach Hause komme. Dann weiß ich, dass Schluss sein muss. Doch die Arbeit für den Verein macht mir großen Spaß.

Immer wieder ist beim 1. FC Bocholt vom Weg der Professionalisierung die Rede. Wie weit sind Sie denn?
Schorch Wir sind auf einem guten Weg. Mit Blick auf die Lizenzvorgaben mussten wir unbedingt langfristige Planungen vornehmen, und das haben wir gemacht. Wir haben ein Konzept ausgearbeitet, das die nächsten drei bis fünf Jahre beschreibt. So wird der 1. FC Bocholt ein immer professionellerer Klub. Allerdings haben wir auch weiterhin Spieler, die abseits des Fußballs noch arbeiten. Ein Beispiel ist Marc Beckert, unser Vize-Kapitän. Er ist ein Vorbild und Leistungsträger, der das Herz am rechten Fleck hat. Für mich ist er ein wichtiger Ansprechpartner in der Mannschaft. Wer so viel Leidenschaft für den Klub aufbringt, kann natürlich auch noch parallel arbeiten.

"Den SV Rödinghausen sollte man nicht unterschätzen"

Welche Klubs werden aus Ihrer Sicht um den Aufstieg in die Dritte Liga mitspielen?
Schorch Ich gehe davon aus, dass Alemannia Aachen und der Wuppertaler SV auf jeden Fall gute Karten haben werden. Und auch den SV Rödinghausen sollte man nicht unterschätzen. Sie haben den starken Kader der vergangenen Saison zusammengehalten und um den erfahrenen Stürmer Simon Engelmann ergänzt. Da könnte etwas zusammenwachsen.

Aufrufe: 028.7.2023, 21:37 Uhr
Maarten OversteegenAutor