Seitz-Donnerwetter vor Relegation: Leistung der Bayern-Amateure „eines Erstplatzierten nicht würdig“

Ein markerschütternder Knall tönt durch die Gänge des Grünwalder Stadions. Holger Seitz hatte soeben die Umkleide betreten und die Tür mit aller Kraft zugedonnert. Sogar die Ordner zucken zusammen, als der Coach seinen Frust an den Bayern-Talenten rauslässt. Die schlechte Leistung des Tabellenführers in der zweiten Halbzeit gegen den Vorletzten aus Rosenheim brachte den 44-jährigen Trainer auf 180.

Grund genug hatte der Coach. Nach der frühen 1:0-Führung ging es für die Bayern-Reserve stetig bergab. Erst verpassen die Amateure durch einen verschossenen Handelfmeter von Wooyeong Jeong den schnellen Doppelschlag. In der zweiten Hälfte trifft Markus Einsiedler zum mittlerweile verdienten Ausgleich. Zudem können die Münchner sich nach Ron-Thorben Hoffmanns übersehenem Handspiel vor dem Sechzehner glücklich schätzen, das Spiel mit elf Mann beendet zu haben. „Was wir in der zweiten Halbzeit gezeigt haben, war eines Erstplatzierten nicht würdig“, resümiert Seitz.

Seitz‘ Appell: „Weil wir Spieler vom FC Bayern München sind“

Dann also die Standpauke in der Kabine. „Das musste ich ihnen jetzt einfach gleich sagen, warum soll ich mich da verstellen?“, verteidigt er die lautstarke Strafpredigt. Nach der schwachen Leistung sollen seine Spieler „ganz genau wissen, dass es das kein zweites Mal geben darf“. Seitz geht es hierbei um weit mehr als die individuelle Leistung der Akteure. „Das akzeptiere ich einfach nicht, weil wir Spieler vom FC Bayern München sind und entsprechend zu jeder Sekunde des Spiels so aufzutreten haben“, schimpft er. In Summa war die zweite Halbzeit ein „unwahrscheinlicher Leistungsunterschied“ im Vergleich mit dem ersten Durchgang. Für Seitz war der Auftritt seiner Schützlinge schlichtweg „indiskutabel“.

Den Rosenheimern, die jeden Punkt im Abstiegskampf bitter nötig haben, spricht er seinen Respekt aus. „Die haben die Grundeigenschaften des Fußballspielens abgerufen“. Etwas, das seine Elf vermissen ließ. Seitz wünscht sich Entschlossenheit, Zielstrebigkeit und die Motivation, „bis in die letzte Haarspitze hinein konzentriert und fokussiert zu sein“. Dabei haben die kleinen Bayern im Spiel gegen Viktoria Aschaffenburg gezeigt, dass sie dazu in der Lage wären. Bis zur letzten Minute gaben sich die Münchner dem Fight hin und belohnten sich in der Nachspielzeit durch Wriedts Siegtreffer.

Bayern Amateure-Coach erwartet nach Rosenheim-Fiasko „Reaktion“ gegen Memmingen

Trotz des schwachen Unentschiedens sind die Bayern erneut Ligaprimus und stehen nun offiziell als bayerischer Teilnehmer der Drittliga-Relegation fest. Für Seitz ist dies allerdings nur ein Aspekt von vielen. Gleichbedeutend hoch sei das Ziel, „dass die Jungs sich hier präsentieren“ und „die Mannschaft auf sich aufmerksam macht“. Seine Schützlinge sollen „zeigen, dass sie geile Fußballer sind“ und für die vierte Liga eigentlich zu gut.

Ob die Leistung seiner Schützlinge für ihn unerwartet kam? „Ich bin total überrascht!“, antwortet er. „Dass die hier so ein Ding abliefern“ würde er „so nicht stehen lassen“. Was genau er damit meint, bleibt vorerst unklar. Seitz gibt lediglich zu Protokoll, dass er wisse „wie und wo man die Zügel anzusetzen hat“. Sein Fokus liegt jedoch auf dem Spiel gegen Memmingen am kommenden Sonntag. In dem Top-Duell erwartet Seitz eine Wiedergutmachung: „Da muss es eine Reaktion geben“, fordert der Bayern-Coach.