2024-05-02T16:12:49.858Z

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Symbolbild | Foto: Patrick Seeger
Symbolbild | Foto: Patrick Seeger

Entsorgung von Kunstrasenplätzen ist ein großes Problem

Die dänische Firma Re-Match gewinnt 99 % der eingesetzten Wertstoffe als Sekundär-Rohstoffe wieder

Klirrende Kälte, Regen - der Rasenplatz ist mal wieder gesperrt. Wollen Fußballvereine ihren Mitgliedern auch in den Wintermonaten Trainingsmöglichkeiten unter freiem Himmel bieten, helfen vielerorts Kunstrasenplätze. Das Geschäft mit der künstlichen Alternative des Naturrasens boomt.

„Die Nachfrage nach Kunstrasenplätzen ist seit Jahren konstant hoch“, sagt Beatrix Vogt-Römer vom Badischen Sportbund Freiburg. Doch nicht nur Fußball-Romantikern, welche den Geruch eines frisch gemähten Rasens als unersetzlich bewerten, beäugen den Kunstrasen kritisch. Die Gründe sind alleine aus ökologischer Sicht vielseitig: Fehlender Langzeiterfahrungen häufig verwendeter Gummikügelchen aus alten Autoreifen als Füllmaterial, eventuell gefährliche Dämpfe bei extremer Hitzebelastung und auch eine ausbleibende Nachhaltigkeit des Gesamtproduktes Kunstrasenplatz.

Denn hat ein Kunstrasenplatz ausgedient, was je nach Nutzung und Wartung nach etwa zehn bis 15 Jahren der Fall ist, muss er erneuert werden. Abgenutzte Spieloberflächen werden aktuell in Deutschland zumeist deponiert, kostengünstig zur Entsorgung ins Ausland exportiert oder verbrannt. In Skandinavien beschäftigen sich Vereine und kommunale Entscheidungsträger mit jener Problematik. So hat auch die Industrie reagiert. Als erstes Unternehmen in Europa recycelt die Firma Re-Match im dänischen Herning seit 2016 ausgediente Plätze mit einem patentierten Verfahren, das 99 % der eingesetzten Wertstoffe als Sekundär-Rohstoffe wiedergewinnt.

Die Entsorgung ist weiter ein großes Problem

Lennart Kern, Marketing Manager des Sportplatzbauers Heiler aus Bielefeld, weist auf die Schwierigkeiten des Recylingprozesses abgenutzter Plätze hin: „Es ist äußerst anspruchsvoll die einzelnen Bestandteile so zu filtern, sodass diese wiederverwendet werden können.“ Re-Match wirbt damit 99% der wertvollen Rohstoffe wiederzuverwerten – sei es in neuen Kunstrasen-Systemen oder anderweitig. „Der Trend geht von Kunden- und Anbieterseite dazu, sowohl auf umweltfreundliche Füllmaterialien wie Kork zu setzen, als auch eine Auge auf das ausgediente Endprodukt zu haben“, so Kern.

Rund 300 Kunstrasenplätze werden jährlich in Deutschland gebaut. Die ersten Generationen aus den 90-er Jahren haben mittlerweile ausgedient. Eine finanzielle Unterstützung oder Förderung von Sanierungsmaßnahmen bzw. dem Recycling von alten Kunstrasen durch die Fußballverbände ist bisher nicht gegeben. Die permanente öffentliche Diskussion über Mikroplaste und Plastikmüll hat das Thema Recycling deutschlandweit hoffähig gemacht. Dennoch scheint der Weg im Bereich des Kunstrasen-Recycling noch ein weiter zu sein, auch in einem eher umweltbewussten Raum wie Südbaden. „So richtig salonfähig ist das Thema noch nicht“, sagt Andreas Leers, der für Re-Match den deutschen Markt sondiert.

Anders als der Entsorgungs- oder Erneuerungsprozess wird der Bau neuer Anlagen kommunal unterstützt. „Natürlich würden wir uns wünschen, dass die Verbände in dieser Hinsicht aktiv werden“, so Leers. Dass Re-Match dennoch mit anderen Entsorgungsmodellen finanziell mithalten kann, ermöglicht der Verkauf der wiedergewonnen Wertstoffe. Diese Produkte finden nach dem Recycling als so genannte Sekundär-Rohstoffe in den unterschiedlichsten Bereichen Verwendung. Sie sind sowohl bei Sandstrahlen, für Sport- und Industriematten, Kunststoff-Formteile, Sportgeräte, oder Sportplatzzubehör einsetzbar.

Bisher hat die Kunstrasen-Industrie diese neue Recycling-Technologie eher mit etwas Abstand beobachtet, es ist jedoch eine Trendwende erkennbar. „Wir möchten der Herstellern nicht auf die Füße treten, sondern möchten mit unserem Prozess dazu beitragen, dass neue Kunstrasen mit einem guten Gewissen installiert werden können, ohne sich über die Verwertung des alten Kunstrasens Sorgen machen zu müssen“, hofft Leers auf zusätzliche Kooperationen auch in Deutschland.

Ein Markteintritt der Firma Re-Match in Deutschland steht nach Aussage von Leers bevor: „Wir planen mit Hochdruck neue Recycling-Anlagen in Deutschland und in anderen europäischen Ländern.“ Dass diese auch in Gebrauch genommen werden bezweifeln sowohl Beatrix Vogt-Römer, als auch Lennart Kern nicht.

Aufrufe: 017.4.2019, 17:05 Uhr
Lukas Karrer (BZ)Autor