2024-04-25T14:35:39.956Z

Im Nachfassen
Fest im Griff: Wenn es zum Einsatz kommt, muss die Nummer Zwei ihre Qualität unter Beweis stellen. Archivbild: Sascha Kopp
Fest im Griff: Wenn es zum Einsatz kommt, muss die Nummer Zwei ihre Qualität unter Beweis stellen. Archivbild: Sascha Kopp

Der Ersatztorwart. Ewiger Bankdrücker oder wichtige Reserve?

Wir widmen uns der Nummer Zwei im Tor +++ Torwarttrainer Rainer Presber: "Man ist gut beraten auch dem Ersatzkeeper Einsatzzeiten zu geben"

REGION. Sowohl online, als auch in der Zeitung findet man von Zeit zu Zeit Berichte über Fußballer der verschiedensten Position: Sei es der Stürmer, der jede Kugel versenkt, das Mittelfeld-Allroundtalent, der Abwehrspieler, der Schüsse und Körper wegblockt oder aber der Torwart, dessen Kasten wie zugenagelt scheint. Jedoch kümmert sich kaum jemand um den Ersatztorhüter. Eine Position, bei der die Chance der Einwechslung eben besonders gering ist und bei der man sich fragen könnte: Wie schafft man es überhaupt sich jede Woche aufs neue zu motivieren und im Training sein Bestes zu geben, um am Ende doch wieder nur auf der Bank zu sitzen?

Für den erfahrenen Torwarttrainer Rainer Presber, der eine eigene Torwartakademie betreibt, ist die Gesamtsituation nicht immer ganz einfach: "Es ist wirklich nicht leicht den Ersatztorwart bei Laune zu halten. Vor allem der Torwarttrainer spielt hierbei, meiner Meinung nach, eine tragende Rolle. Man muss der Nummer Zwei das Gefühl geben, dass er oder sie zu 100 Prozent zum Team gehört und eben nicht das fünfte Rad am Wagen ist." Als Ersatzkeeper gelte es vor allem Allzeit bereit zu sein, da irgendwann der Moment des Einsatzes kommt und dann liegt es an der eigenen Leistung, ob man sich im Tor als Stammkeeper etablieren kann, oder nicht. "Generell ist man gut beraten, wenn man dem zweiten Mann auch regelmäßig Einsatzzeiten gibt, sei es im Pokal oder bei gutem Tabellenstand", fügt Presber hinzu.

Feldspieler im Tor?

Was ist jedoch, wenn nicht nur der erste, sondern auch der zweite Torwart verhindert ist? Oder das andere Extreme: Wenn es mehr als zwei Keeper gibt? Die Antwort darauf geben jüngste Ereignisse im Amateurfußball. Sollte eine der besagten Möglichkeiten eintreffen, dann kommt es zu kuriosen Geschichten, wie sie nur der Fußball schreibt und die keiner der Beteiligten so schnell vergessen wird. Eine davon ereignete sich vor zwei Wochen in Friesenheim, als der einzig mitgereiste Lörzweiler Torwart die Gelb-Rote Karte sah und daraufhin ein gelernter Feldspieler ins Tor musste. Am Ende gelang es den mittlerweile nur noch zu neunt spielenden Lörzweilern tatsächlich das Spiel in der Nachspielzeit zu drehen (Ausführlicher Bericht hier). Auf die Frage hin, wie in solch einer Situation entschieden wird, wer sich dann in den Kasten stellt, antwortet Presber: "Das klären die Feldspieler unter sich, sowas weiß man vorher noch nicht, da man nicht jeden Fall der Fälle durchplanen kann. Es muss aber auf jeden Fall ein selbstbewusster Kerl sein."

Pascal Kehr vom Bezirksligisten TSG Pfeddersheim wurde ein ähnliches Schicksal zuteil, aufgrund von Personalmangel musste der Abwehrspieler von Anfang an im Tor stehen. Hierbei gab sich Kehr keine Blöße und hielt den Kasten sauber. Natürlich gilt es in solch einer Situation die gesamte Aufstellung darauf einstellen: "Unser Augenmerk lag auf der Defensive, um möglichst wenig zuzulassen. Wir haben mit einer Fünferkette agiert, um nach vorne auf Konter zu setzen“, erläutert TSG-Coach Miehe die ungewöhnlichen Umstellungen.

Vom Torwart zum Stürmer zum Torwart

Anderes Beispiel: Der in der Jugend zum Torwart ausgebildete Marcel Spindler der TuS Framersheim wechselte vorrübergehend die Rolle. Weil die Mannschaft bereits zwei Torhüter hatte fand sich Spindler kurzerhand im Sturm wieder, wo er sich jedoch auch gut machte. Nachdem aber die besagten Torwärte aus beruflichen Gründen kürzer treten mussten, bugsierte man den Übergangsstürmer wieder auf die angestammte Position zurück, dorthin, wo er sich am wohlsten fühlt: Zwischen die beiden Pfosten und unter die Latte.

Natürlich muss man auch den Unterschied zwischen höheren und tieferen Klassen in Betracht ziehen. Hierzu sagt Presber: "In den unteren Ligen ist man froh, überhaupt einen Keeper zu haben, während man ab der Oberliga zwei bis drei Top Leute braucht."

Ein Hoch auf die Reservetorhüter

Die Nummer Zwei im Tor muss immer parat sein, aber trotzdem damit zurecht kommen, dass sie viel Zeit auf der Auswechselbank verbringen wird. Daher ist besonders die persönliche Einstellung von Bedeutung: "Wenn man sich einen neuen zweiten Keeper holt, muss man vor allem darauf achten, wie er damit umgeht, dass er die Reserve ist. Da braucht man niemanden, der griesgrämig ist, sondern einen Torwart der trotz dessen top motiviert ist", findet Presber.

Aufrufe: 017.11.2016, 10:00 Uhr
Xenia SchippAutor