2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
– Foto: Heiko van der Velden

Zweimal 15 Jahre für einen Klub

2005 wechselte Kyra Densing zur Borussia. Den Aufstieg bis in die Frauen-Bundesliga hat auch ihre Mutter Vera hautnah miterlebt.

Nein, die dienstälteste Spielerin in Borussias Frauen- und Mädchenabteilung ist Kyra Densing nicht. Das ist Torfrau Carolin Küppers, die bereits seit 2003 das Trikot mit der Raute trägt. Doch Stürmerin Kyra Densing kommt nun immerhin auch schon auf 15 Jahre in einer Abteilung, die erst vor 25 Jahren bei Borussia gegründet wurde.

Das gilt ebenso für ihre Mutter Vera Densing, die seitdem als Mannschaftsbetreuerin sowie mittlerweile auch als Leiterin Spielbetrieb in der Abteilung arbeitet. Somit haben Mutter und Tochter Densing einen Großteil des Gladbacher Erfolgsweg miterlebt und mitgestaltet, der Borussias Erste Frauenmannschaft bis in die Erste Bundesliga führte, die Zweitvertretung bis in die Regionalliga und die U17 bis in die B-Juniorinnen-Bundesliga.

„Das Einzige, das sich in all der Zeit nie geändert hat, ist unser Trainingsstandort am Haus Lütz“, sagt Kyra Densing. Das war also auch schon so, als sie 2005 zur Borussia kam. Zuvor hatte sie gerade mal ein halbes Jahr in einer gemischten Jungen- und Mädchenmannschaft beim SC Broich-Peel gekickt. „Als diese Mannschaft auseinanderfiel, bin ich mit einer Trainerin und einer Mitspielerin zum Probetraining bei Borussia gegangen. Ich war sowieso von kleinauf Borussia-Fan, und zu einem anderen Verein zu wechseln, stand gar nicht zur Debatte“, sagt die heute 29-Jährige.

Kyra Densing setzte sich durch und begann in der U15, die allerdings sogleich als U17 auf dem Großfeld startete. Vera Densing feuerte zunächst vom Spielfeldrand an – doch das blieb nicht lange so. „Ich habe schnell gemerkt, dass ich als Betreuerin dem Team wirklich helfen und dem Trainer ein wenig den Rücken freihalten kann“, erzählt die 60-Jährige. Fortan betreute sie die Mannschaften, in denen Kyra spielte – bis es in den Frauenbereich ging. „Als Kyra von der Zweiten in die Erste gewechselt ist, bin ich bei der Reserve geblieben. Es war zwar manchmal schade, die eigene Tochter nicht spielen sehen zu können, allerdings hatten wir bei der Zweiten auch eine tolle Truppe beisammen, bei der ich gerne geblieben bin“, sagt Vera Densing.

Derweil hielt Kyra Densing mit der bemerkenswerten Entwicklung der Mannschaft Schritt. Hatte sie noch mit der Zweitvertretung in der Kreisliga begonnen, so wurde sie von Trainer Friedel Baumann in der Saison 2011/12 erstmals auch in der Zweiten Bundesliga eingesetzt. Zunächst ging es für Borussia zwar nochmals zurück in die Regionalliga – Densing schoss das Team dann als Torschützenkönigin 2015 zum Wiederaufstieg – doch die Krönung stand noch aus: 2016 stieg Borussia in die Erste Bundesliga auf. Womit Kyra Densing im Frauenbereich in allen Spielklassen für Borussia aufgelaufen ist.

„Mir ist bewusst, dass ich an einigen Stellen auch das nötige Quäntchen Glück hatte. Eigentlich hatte ich viel zu spät mit dem Fußballspielen begonnen. Heutzutage können 13-Jährige viel mehr als ich damals. Und als es für mich in den Erwachsenenbereich ging, wurde bei Borussia die Zweite Mannschaft gegründet. So konnte ich in dieser Spielpraxis sammeln, mich an das Tempo gewöhnen und weiterentwickeln“, sagt die Angreiferin. Froh sei sie auch über die Chance, bei Borussia Bundesliga spielen zu können. „Das hätte für mich und einige andere Spielerinnen eng werden können, wenn der Verein groß für die Bundesliga investiert hätte. Doch so sind wir noch stärker zusammengewachsen. Der mannschaftliche Zusammenhalt hat uns immer stark gemacht.“

Plötzlich gegen Nationalspielerinnen anzutreten und nach Frankfurt, München oder Potsdam zu fahren, sei schon cool gewesen. Zweimal spielte Borussia im Oberhaus, zweimal ging es direkt zurück in die Zweite Bundesliga. „Für uns hätte es die anderthalbte Liga geben müssen. Der Sprung von der Regional- in die Zweite und dann in die Erste Bundesliga ist jeweils sehr groß. Doch ein paar Jahre hatten wir einen so andauernden Erfolg, wir hatten mitunter gar nicht genug Zeit, zu realisieren, was wir da erreicht hatten“, sagt Kyra Densing. Ihre Mutter war da längst auch als Betreuerin zur Ersten Mannschaft gestoßen, zudem hatte sie 2014 die Leitung des Bereichs Spielbetrieb in der Abteilung übernommen.

„Mit jedem personellen Wechsel ist mein Aufgabengebiet etwas größer geworden. Jeden Morgen kümmere ich mich vor meiner eigentlichen Arbeit als Zahnarzthelferin um Themen rund um die Frauenmannschaft, und dazu stehe ich viermal in der Woche abends am Trainingsplatz“, sagt Vera Densing. Sie halte es schon für wichtig, dass es in einer Abteilung wie bei Borussias Frauen und Mädchen, in der es zwangsläufig einen steten Wechsel gebe, Konstanten beim Personal gibt, an die sich beispielsweise neue Trainer und Spielerinnen auch wenden können. Doch wie lange will sie noch Betreuerin sein?

„Ich werde diese Entscheidung unabhängig von Kyra treffen, das habe ich immer trennen können. Aber sicherlich werde ich ein solches Amt in keinem anderen Verein mehr übernehmen“, sagt Vera Densing. Auch ihre Tochter kann sich einen Vereinswechsel – zumindest auf so einem hohen Spielniveau nicht mehr vorstellen. Zudem hat Kyra Densing, die als Sportwissenschaftlerin im Herzpark Hardterwald arbeitet, schon längst ihre Trainerlaufbahn bei Borussia begonnen, derzeit betreut sie die U17. Fast jeder Traum sei in den vergangenen 15 Jahren in Erfüllung gegangen, nur ein eigener Treffer in der Ersten Bundesliga habe letztlich gefehlt. Einen Wunsch hat Kyra Densing aber noch: „Ich will mir nicht von Corona diktieren lassen, wann ich aufhöre. Wenn irgendwann Schluss ist, dann soll das auch mit einem Spiel auf dem Platz passieren.“ Noch ist das Kapitel der Familie Densing in Borussias Frauen- und Mädchenabteilung nicht beendet. Bemerkenswert ist es schon jetzt.

Aufrufe: 05.12.2020, 19:00 Uhr
RP / Thomas GrulkeAutor