2024-04-25T14:35:39.956Z

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Trotz der Drucksituation bei den Profis hatte Daniel Bierofka (hier mit Daylon Claasen, li.) auch eine Menge Spaß und will langfristig zurück auf die große Bühne. F: Images
Trotz der Drucksituation bei den Profis hatte Daniel Bierofka (hier mit Daylon Claasen, li.) auch eine Menge Spaß und will langfristig zurück auf die große Bühne. F: Images

Blut geleckt - aber jetzt werden erst Diamanten geschliffen

Nach seiner geglückten Mission Klassenerhalt mit den Profis der Löwen kehrt Daniel Bierofka zur U21 zurück +++ Rohdiamanten sollen geschliffen werden: Ein Dutzend Akteure der bis ins Halbfinale um die deutsche Meisterschaft vorgestoßenen A-Junioren rücken in die U21 auf

Daniel Bierofka wird in die Vereinsgeschichte der Löwen eingehen. Denn der Ex-Profi, der vier Spieltage vor Schluss zum Trainer des Zweitligateams befördert wurde, hat den Klassenerhalt für den Traditionsklub geschafft. Und noch mehr: Der 37-Jährige, der nicht die erforderliche Fußballlehrer-Lizenz besitzt und daher laut Statuten nur für drei Spiele aushelfen durfte, gewann alle drei Partien ohne Gegentor. "Biero" ist nach seinem Ausflug auf die große Bühne nun wieder zurück bei seinen Youngsters in der Regionalliga und wird mit dem jüngsten Kader aller Zeiten die nächste Spielzeit angehen. Sein Plan ist es aber, die Lizenz des Fußballlahrer zu erwerben, um wieder in den Profibereich zurückkehren zu können.

Die vergangenen Wochen wird Daniel Bierofka nicht vergessen. Nach der 1:2-Niederlage in Duisburg waren die Löwen auf den vorletzten Platz abgerutscht. Es begann alles mit 18. April 2016, drei Tage nach der Partie beim MSV. Am Montagvormittag musste Bierofka bei Sportchef Oliver Kreuzer vorsprechen und der bot ihm an, die Profis zu coachen, für drei Spiele, weil es länger laut Reglement nicht zulässig ist. "Ich hatte nicht viel Zeit zum Überlegen, hab es dann aber gemacht und ich wusste, dass das ganz, ganz schwer wird", schwante Bierofka schon früh, worauf er sich da eingelassen hatte. Was ihn angespornt hat war in erster Linie die Chance, den Verein vor dem Abstieg zu bewahren. Aber was sich "Biero" da wirklich aufgehalst hatte, verstand er erst Tage später: "Ich hatte auf einmal eine unheimliche Drucksituation, war für alles verantwortlich. Die Aufstellung, die Taktik, jeder Wechsel, alles lag bei mir." Aber es sollte zu drei rettenden Siegen reichen. Es begann einem 1:0 daheim gegen Braunschweig, dass Mut machte. "Dann hat die Mannschaft beim 2:0 auf St. Pauli vor 30.000 Zuschauern ein fantastisches Spiel abgeliefert", so Bierofka und das Highlight folgte eine Woche später daheim gegen den direkten Konkurrenten Paderborn vor 54.000 Fans in der Allianz-Arena: "Ich werde keines dieser drei Spiele vergessen. Das wird immer in meinem Kopf bleiben und ich bin sehr froh, dass es so positiv ausgegangen ist."


Nach dem Sieg gegen Paderborn wurde "Retter" Daniel Bierofka von den Spielern gefeiert. F: Image

Doch das soll es noch nicht gewesen sein. "Ich brauchte zuerst einmal Abstand im Urlaub. Aber ich habe Blut geleckt. Allerdings ist es für mich noch ein weiter Weg als Trainer da wieder hinzukommen", weiß Bierofka nach seiner makellosen Bilanz. Der gebürtige Münchner und dreifache Nationalspieler will in diesem Jahr seine A-Lizenz erwerben. "Dann dauert es wieder eine Zeit, aber dann will ich unbedingt die zehn monatige Ausbildung zum Fußalllehrer machen, die auf der Welt die beste ist." Damit könnte er dann auch international tätig sein. Doch bis dahin wird noch viel Wasser die Isar runterlausfen und jetzt konzentriert sich der ehemalige Mittelfeldspieler erst einmal auf seinen Trainerjob bei der U21, die 2016/17 so jung wie noch nie an den Start gehen wird. Trainingsauftakt ist schon am 13. Juni. "Das wird dieses Mal besonders schwer, denn wir haben sogar vier Spieler im Kader, die noch U19 spielen könnten. Aber wir wollen unseren Talenten den letzten Schliff geben, damit sie den Sprung in den Profibereich schaffen", lautet die Zielsetzung von Bierofka. Im Nachwuchsleistungszentrum der Sechziger wird seit vielen Jahren hervorragend gearbeitet, auch dank Boss Wolfgang Schellenberg. Unterstützt wird Bierofka in der neuen Saison von Michael Kokocinski, der sein spielender Co-Trainer sein wird.


Neuer Kader: Mit Christoph Daferner und Julian Justvan rücken zwie Junioren-Nationalspieler zur U21 auf.

Im Regionalliga-Kader der Youngsters hat sich einiges getan. Aus dem Kader des diesjährigen Vizemeisters der U19-Bundesliga Süd/Südwest, der im Halbfinale an Borussia Dortmund knapp gescheitert ist, rückt ein Dutzend Spieler in den Herrenbereich auf. Alleine zwölf U19 Spieler machen den Sprung zur U21. Einziger Neuzugang von außen ist für den Angriff der zuletzt vereinslose und frühere Bayern-Spieler Kodjovi Koussou (23), der eine Führungsrolle einnehmen soll. Vielversprechendes Talent im Angriff ist Moritz Heinrich, der in 23 Spielen 19 Tore erzielt und elf vorbereitet hat. Mit Christoph Daferner und Julian Justvan stehen in der Offensive auch zwei Jugend-Nationalspieler bereit. "Die Mannschaft hat sehr viel Potenzial, das ist klar. Aber es wird vor allem am Anfang sehr schwer werden, denn alle müssen schnell den Anpassungsprozess zum Herrenbereich abschließen", sagt Bierofka, der sich auf die neue Saison freut und die alte in sehr guter Erinnerung behalten wird.

Aufrufe: 06.6.2016, 12:00 Uhr
Dirk MeierAutor