Bezirkstag in Heimbach: Emotionen, mal positiv

Es spricht für die Arbeit und das Klima im größten der sechs südbadischen Fußballbezirke, wenn es höhere Klippen auf einer Jahressitzung nicht zu überwinden gibt. Sportlich ist der Bezirk mit dem Bundesligisten SC Freiburg, dem Oberligisten Bahlinger SC und gleich acht von insgesamt 16 Verbandsligisten überragend aufgestellt. Auch organisatorisch und menschlich scheint es gut zu funktionieren. Von der Bühne der Anton-Götz-Halle im Teninger Stadtteil Heimbach verbreiteten die Mitglieder des Bezirksfußballausschusses jedenfalls viel Harmonie.

Das bedeutet aber nicht, dass die Verantwortlichen vor den Problemen an der Fußballbasis die Augen verschließen. Eine Übersicht über jene Themen, die den Bezirk derzeit besonders bewegen:

Gewalt im Fußball. Von den drei Spielabbrüchen des vergangenen Spieljahrs griff Heger in seiner Rede einen drastischen Fall heraus: Nach dem abgebrochenen Kreisliga-B-Spiel zwischen dem AC Milan Waldkirch und dem VfR Vörstetten kam es auf dem Parkplatz vor dem Stadion zu gewalttätigen Ausschreitungen zwischen Akteuren und Zuschauern beider Seiten. Ein Spieler musste mehrere Tage auf der Intensivstation behandelt werden. Obwohl daraufhin Spieler langfristig gesperrt wurden, der Verein einen Punktabzug und eine Platzaufsicht für die Rückrunde aufgebrummt bekam, sieht Heger hier die Grenze der Sportgerichtsbarkeit erreicht. "Solche Vorfälle müssen eigentlich vor ordentlichen Gerichten abgewickelt werden." Leider habe er es nicht geschafft, beide Vereine hinterher an einen Tisch zu bekommen. Auch hätten andere Klubs fortan üble Stimmungsmache betrieben.

Das Projekt "Gewalt gehört ins Abseits", das der Bezirk mit dem Verein Sicheres Freiburg auf den Weg gebracht hat, soll hier auch das Umfeld für die Problematik sensibilisieren. "Wir müssen Zuschauer und Eltern mit ins Boot holen", so Heger. Den neuen Verbands-Vizepräsidenten Stephan Lang (Achern), der sich in Heimbach den Vereinsvertretern vorstellte, machten die Auswüchse bei manchen Jugendspielen sprachlos.

Spielverzichte und Strafen. Obwohl das Strafmaß für Vereine bei Nichtantreten oder Spielverzicht auf 150 bis 180 Euro erhöht wurde, wuchs die Zahl solcher Ausfälle von 66 auf 84. "Unerfreulich", konstatierte Sportrichter Roland Beckert. "Dann kickt doch in der bunten Liga." Positiv: Die Gesamtzahl der Strafurteile sank von 871 auf 626, die Summe aller Sperren von 27 auf 18 Jahre. "Das ist immer noch zu viel", mahnte Beckert.

Kreisliga-Reform: Im Vorjahr legte der Bezirk das Vorhaben, die Zahl der A-Kreisligen von drei auf zwei Staffeln zu reduzieren und gleichzeitig die B-Staffeln anzupassen, auf Eis. "Nun aber kommt wie befürchtet der Bumerang voll zurück", stellte Heger fest. Die Zahl der Mannschaftsmeldungen sinkt wieder. Die Kreisliga-Reform wird wohl im nächsten Jahr wieder auf die Tagesordnung kommen. Darauf könnten sich die Kreisliga-A-Vereine schon jetzt einstellen, so Heger.

Fußball an den Schulen. Die Herausforderung durch die Ganztagsschule und die Konkurrenz durch andere Sportarten, die frühzeitig auf Kinder zugehen, hätten viele Fußballvereine noch nicht begriffen, stellte Heger fest. "Wir müssen von unserem hohen Ross herabsteigen und offensiv auf die Schulen zugehen", forderte der Bezirkschef. Bei Kooperationen Schule-Verein könne auch der Schulfußballbeauftragte Florian Gräßlin helfen.

Ein Leben für den Fußball. Für den emotionalsten Augenblick des Bezirkstages sorgte Walter Meyer. Nachdem der 80-jährige Emmendinger für sein 46-jähriges Wirken als Schiedsrichter und Bezirksfunktionär die DFB-Verdienstnadel erhalten hatte, wurde er mit Standing Ovations von der Bühne verabschiedet. Das letzte Punktspiel von Helmut Haller, der furiose Auftritt der Weltmeisterelf von 1974 neun Jahre später in Emmendingen oder Meyers Abschiedsspiel zwischen dem SC Freiburg und dem 1. FC Kaiserslautern mit einem jungen Einwechselspieler namens Joachim Löw - Meyer könnte so einiges erzählen über mehr als 3000 Spiele, die er in seinem Leben leitete. Ein Heimschiedsrichter war er nicht. 46 Prozent seiner Spiele endeten mit einem Auswärtssieg. "It\'s time to say goodbye", sagte Meyer unter Tränen.

Und sonst? Mehrheitlich leiteten die Delegierten den Antrag der Sportfreunde Grißheim an den Verbandsvorstand weiter. Danach sollen B-Kreisligisten im Bezirkspokal vom Viertelfinale an gegen Bezirksligisten Heimrecht genießen. Sollte der Verband zustimmen, könnte diese Regelung in der Saison 2014/15 greifen. Die badischen Staatsbrauer aus Rothaus engagieren sich künftig finanziell auch in allen südbadischen Bezirkspokal-Wettbewerben. "Der Kampf der Brauereien ist groß", stellte Heger fest. Bei der Staffeleinteilung musste der Bezirksfußballausschuss eine Niederlage einstecken: Entgegen seines Vorschlags votierte das Plenum dafür, dass der SV Hartheim in der Kreisliga B, Staffel IV, bleibt und der SV Munzingen II in der Staffel III. Der Bezirk hatte eine Ballung zweiter Mannschaften in einer Staffel verhindern wollen. Als neuer Verein wurde der SvO Rieselfeld aufgenommen. Der Bezirkstag 2014 wird vom FC Heitersheim ausgerichtet.

BEZIRKSFUSSBALLAUSSCHUSS:

Neu in die Mannschaft des im Amt bestätigten Vorsitzenden Arno Heger wurden gewählt: Bezirksjugendwart Martin Mayer (March-Hugstetten, bestätigt), Ehrenamtsbeauftragter Bernhard Bucher (Ihringen), die Frauenfußball-Beauftragte Alexandra Wehrle (Simonswald) sowie die Staffelleiter Gerhard Mithöfer (Neuenburg) und Arnold Bühler (Weisweil).