2024-04-25T14:35:39.956Z

Allgemeines
– Foto: Thomas Rinke
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Schiedsrichtergruppe Ulm/Neu-Ulm feiert 100jähriges Jubiläum

Festakt in Ermingen

Zeitzeugen? „Fehlanzeige“, sagt Rüdiger Bergmann schmunzelnd. Der 67-Jährige ist Obmann der
Schiedsrichtergruppe Ulm/Neu-Ulm, die an diesem Samstag in Ermingen mit einem Festakt ihr 100-jähriges
Jubiläum feiert und mit den Schiedsrichtergruppen Stuttgart, Reutlingen und Schwäbisch Gmünd zu den ältesten und größten im Württembergischen Fußballverband (WFV) zählt.

Neben zahlreichen prominenten Ehrengästen, wie Oberbürgermeister Gunter Czisch, WFV-Schatzmeister Rainer Domberg, Florian Steinberg, Vorsitzender des süddeutschen Schiedsrichterausschusses oder Giuseppe Palilla, WFV-Verbandsschiedsrichterobmann, wird der Ex-Bundesligaschiedsrichter und heutige Coach der DFB Bundesligaschiedsrichter sowie DFB-Ausbildungskoordinator, Lutz Wagner, die Festrede halten.

Novemberrevolution, Versailler Frieden, Räterepublik: Es war eine turbulente Zeit, als 1919 die
Fußballschiedsrichter aus Ulm und Umgebung sich formierten und Max Lang zum ersten Vorsitzenden wählten. Der Fußball steckte noch in den Kinderschuhen,10 Jahre zuvor (28.1.1900) wurde der Deutsche Fußball-Bund (DFB) in Leipzig gegründet. Als der Fußball in Deutschland laufen lernte, ging es zunächst noch ohne (offiziellen) 23. Mann: Anfangs regelten die Kapitäne der beiden Mannschaften etwaige Unstimmigkeiten auf dem Platz.

Ältestes Mitglied der Gruppe ist Günter Göhlich vom TSV Neu-Ulm

100 Jahre Schiedsrichtergruppe Ulm/Neu-Ulm – das klingt nicht nur, das ist auch sehr eindrucksvoll. Allerältestes Mitglied der Gruppe ist Günter Göhlich (TSV Neu-Ulm) mit 89, gefolgt von Vereinskamerad Georg Wegele (83) und Bernd Merz (80) vom SSV Ulm 1846 Fußball. Sie gehören zu den 25 passiven einer sehr engagierten Gruppe mit 161 aktiven Schiedsrichtern.

Bis zu 300 Spiele werden jedes Wochenende im Fußballbezirk Donau/Iller, zu dem auch die Gruppen
Blautal/Lonetal und Illertal gehören, mit Unparteiischen besetzt, von der E-Jugend bis zu den Aktiven, in der Halle und draußen.

Der jüngste ist mit 14 Jahren Max Kopfmann (SV Grimmelfingen), der älteste aktive Schiri der Gruppe ist der 81-jährige Wolf-Dieter Ziegner (TSV Einsingen). „Ich war immer stinksauer, wenn zu Jugendspielen kein Schiedsrichter kam“, erinnert er sich, „deshalb wollte ich selbst etwas dagegen tun.“ Inzwischen hat Ziegner viel etan, mehr als 750 Spiele gepfiffen. Heute noch leitet er Spiele der E-Junioren.

Auf bislang mehr als doppelt so viele Einsätze haben es Harald Rechenberg (1768/SV Nersingen), Günther Frey (1658/TSV Pfuhl) und Armin Wäckerle (1644/TSV Blaustein) gebracht, die Fleißigsten der Schiedsrichterzunft. Aktuell Dienstältester ist Manfred Elmer (TSV Pfuhl), der seit 1975 an der Pfeife ist und wie viele andere auch als Beobachter unterwegs ist. Zahlreiche der erfahrenen Schiris kümmern sich zudem bei den ersten Spielen auch um die neuen, noch jungen Kollegen. „Für viele von uns ist es nicht nur ein Hobby, sondern wahre Leidenschaft“, bestätigt Obmann Bergmann, seit 1993 Nachfolger des verstorbenen Heinz Greiner und damit Dienstältester aller Obleute im WFV. „Am besten ist
es, wenn man nicht viel über uns spricht“, betont Bergmann.

In den letzten Jahren hat der Computer vieles übernommen. Die Spiele gehen per E-Mail an die Schiedsrichter, werden bestätigt und werden auch über den Vereinscomputer, der in jedem Klubhaus steht, abgewickelt. Lob gibt es eher selten, Tadel schneller, und beileibe nicht immer in qualifizierter Form.

Schiedsrichtermangel ein großes Thema

Der zunehmende Schiedsrichtermangel beherrscht immer mehr die Diskussion. „Noch können alle Spiele besetzt werden“, versichert Bergmann, der Chef aller Referees im Fußballbezirk. Doch die Neuzugänge können meist die Abgänge nicht mehr ausgleichen. Auch ist das Freizeitverhalten der jungen Kameraden anders, so dass sich ihre Einsatzmöglichkeiten einengten.

„Die Erhaltung und Gewinnung von Schiedsrichtern bleibt eine große Aufgabe“, beteuert Bezirksvorsitzender Manfred Merkle, der allen Regelhütern im Bezirk „ein sehr großes Dankeschön“ ausspricht. Mit Manuel Bergmann (29), Sohn des Obmanns, haben die Ulmer einen Vorzeigemann, der in der Fußball-Regionalliga pfeift und in der zweiten Bundesliga an der Linie steht. Insgesamt pfeifen 13 Referees, davon 10 aus der Gruppe Ulm, in jenen gehobenen Ligen, deren Spiele mit Assistenten geleitet werden - Rekord in Württemberg. Eins gilt für die schönste Nebensache der Welt freilich heute noch wie seit 1919: Ohne Schiri geht es nicht. Und sie werden auch weiterhin die Schuldigen sein, wenn ein Spiel mal unglücklich verloren geht. Aber daran hat man sich nach 100 Jahren wohl gewöhnt.

Die Vorzeigeschiedsrichter im Fußballbezirk

Regionalliga: Manuel Bergmann (29 Jahre/TSV Erbach), zugleich SR-Assistent 2. Bundesliga.
Oberliga: Matthias Wituschek (25/TSV Erbach).
Verbandsliga: Max Angenendt (25/FV Asch-Sonderbuch), Ismail Halici (25/TSV Pfuhl).
Landesliga: Erl Burns (39/FV Asch-Sonderbuch), Johannes Deiß (29/ (SV Grimmelfingen), Artur Grünwald
(28/FV Bellenberg), Maik Kaack (39/SV Jungingen), Stefan Kohler (39/SC Lehr), Alexander Mack (25/SV
Nersingen) zugleich SR-Assistent Junioren-Bundesligen, Anes Ramic (22/SC Lehr), Özgür Tan (31/Türkspor Neu-Ulm), Nihat Varlioglu (27/TSV Beimerstetten).

Die Nachkriegs-Obleute der Schiedsrichtergruppe Ulm/Neu-Ulm

Fritz Wachter (1945), Ernst Appich (1946 - 1947), Edmund Gösele (1947 – 1963), Heinz Kneer (1963 – 1966), Karl Höhn (1966 – 1975), Heinz Greiner (1975 – 1993), Friedrich Ehrmann (1993), Rüdiger Bergmann (seit 1993).

Aufrufe: 013.11.2019, 18:55 Uhr
Winfried VoglerAutor