2024-05-17T14:19:24.476Z

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Alle für einen: Die BCF-Fußballer mit Mamziz Koroma (Mitte). 
Alle für einen: Die BCF-Fußballer mit Mamziz Koroma (Mitte).  – Foto: Sabine Hermsdorf-Hiss

BCF Wolfratshausen: Flüchtling Mamziz Koroma „gehört zu uns“

Mamziz Koroma droht die Abschiebung

Der BCF Wolfratshausen kämpft um die Zukunft von Mamziz Koroma. Dem 25-Jährigen Flüchtling aus Sierra Leone droht die Abschiebung.

Wolfratshausen – Die Botschaft ist klar: „Wir wollen nicht danebenstehen und sagen, ,das ist jetzt halt so‘“, erklärt Gerhard Keilwerth. „Wir wollen etwas tun, wollen aufmerksam machen, was hier passiert.“ Damit spricht der Trainer der Zweiten Mannschaft des BCF Wolfratshausen nicht nur für „seine“ Fußballer, sondern auch für die Spieler der Ersten Mannschaft. Es geht um ihren Sportkameraden, den 25-jährigen Mamziz Koroma, Flüchtling aus Sierra Leone. Ihm droht die Abschiebung. Über Facebook machen die BCFler jetzt auf sein Schicksal aufmerksam.

Mamziz Koroma: „Ich war etwa vier Monate unterwegs, auf dem Wasser und übers Land“

Rechtsanwalt Fritz Maier erklärt, warum sein Mandant aus seiner afrikanischen Heimat geflüchtet ist. „Er beteiligte sich im April 2014 an einer Studentendemonstration, die bessere Studienbedingungen erreichen wollte.“ Die Ordnungsmacht griff ein. „9 Polizisten, 34 Studenten verletzt und 2 Tote“ titelte am Tag darauf eine Zeitung. „Daneben stellten sie Mamziz Koromas Bild inklusive Namen.“ Der junge Mann sah aus Angst um sein Leben keinen anderen Ausweg mehr als die Flucht. „Ich war etwa vier Monate unterwegs, auf dem Wasser und übers Land“, erzählt der 25-Jährige. Über Spanien kam er schließlich nach Deutschland.

Stefan Monachetti: „Er gehört zu uns“

Mittlerweile lebt Koroma in Waldram, hat sich selbst Deutsch beigebracht und verschiedene Praktika absolviert. Und er hat begonnen, beim BCF Fußball zu spielen. „Er gehört zu uns“, sagt Co-Trainer Stefano Monachetti. Das zeigt auch die Art, wie die Mitspieler den jungen Mann bei Trainingsbeginn begrüßen. Jeder kommt zu ihm, coronakonformes Aneinanderstoßen mit der Ghettofaust, kurze Frage nach dem Befinden. Dass der 25-Jährige seiner Mannschaft mit vier Toren im letzten Match zum Sieg verholfen hat, ist zwar schön, aber für die Männer nicht ausschlaggebend. „Er ist höflich, pünktlich und diszipliniert“, lobt Keilwerth.

Fritz Maier: „Wir warten jetzt auf die Bewilligung der Ausbildung sowie auf den Ausgang des Asylprozesses“

In seiner Heimat hatte Koroma drei Monate Elektrotechnik studiert. Hier in Deutschland hat er einen Ausbildungsplatz als Elektriker in einer Geretsrieder Firma gefunden – doch die Ausländerbehörde erlaubte die Beschäftigung nicht. Laut Anwalt Maier ist die Asylklage seit drei Jahren beim Verwaltungsgericht München anhängig. Der Verhandlungstermin ist noch offen. „Wir warten jetzt auf die Bewilligung der Ausbildung sowie auf den Ausgang des Asylprozesses, ob er bleiben darf oder nicht.“

Keilwerth: Hoffnung auf Koromas Verbleib - „allein aus Menschlichkeit“

Keilwerth hofft, dass Koroma bleiben darf, „allein aus Menschlichkeit. Wir sind hier wie eine große Familie. Mamziz hat sich voll integriert, will arbeiten und sein Leben in Ruhe und Frieden bestreiten.“ Wie sehr er dem Trainer ans Herz gewachsen ist, zeigt der nächste Satz. „Wenn alles gut geht und er bleiben darf – die Einladung, bei mir zu Hause Weihnachten zu feiern, steht.“

(SABINE HERMSDORF-HISS)

Aufrufe: 018.8.2020, 09:55 Uhr
Isar-Loisachbote / Sabine Hermsdorf-HissAutor