2024-05-10T08:19:16.237Z

Interview
Gerd Klaus möchte mit aller Macht in die 3. Liga - in der nächsten Spielzeit. F: Archiv.
Gerd Klaus möchte mit aller Macht in die 3. Liga - in der nächsten Spielzeit. F: Archiv.

Klaus: "Bierofka hält das für Tiefstapelei"

Schweinfurts Coach weist Favoritenrolle von sich

Am Samstag um 14.05 Uhr (live im BR) steigt im Grünwalder Stadion der Regionalliga-Gipfel zwischen dem TSV 1860 und dem 1. FC Schweinfurt. Ein Duell „auf Augenhöhe“, wie 1860-Trainer Daniel Bierofka sagt. Widerspruch gibt’s von Schweinfurts Coach Gerd Klaus (47). Die Gründe erklärt der Onkel von Hannovers Profi Felix Klaus im Interview.

Herr Klaus, die meisten Klubs der Regionalliga Bayern haben sich im Sommer darüber gefreut, dass der prominente Zwangsabsteiger TSV 1860 Geld in die Stadionkassen spült. Bei Ihnen dürfte sich die Begeisterung in Grenzen gehalten haben . . .

Gerd Klaus: In sehr engen Grenzen, ja. Wir hätten uns ohne Sechzig gute Chancen auf den Aufstieg ausgerechnet, das ist jetzt praktisch aussichtslos geworden. Wenn sie den Daniel Bierofka nicht entlassen oder Insolvenz anmelden, dann werden die Löwen Meister – und steigen hoffentlich auf.

Sieht das Ihr ambitionierter Klubchef und Hauptsponsor Markus Wolf genauso?

Ja, er ist genauso Realist wie ich. Wir können Sechzig an einem guten Tag schlagen, keine Frage, aber wir haben bei weitem nicht den Kader, um eine ähnliche Konstanz hinzubekommen. Da müsste schon viel Negatives passieren bei Sechzig, dann wollen wir natürlich da sein. Aber ansonsten . . . Leipzig und Dortmund werden auch nicht Meister, sondern der FC Bayern.

Ihr Trainerkollege Daniel Bierofka sagte kürzlich, man müsse „diese Mär“ mal streichen , dass 1860 einen größeren Etat als Schweinfurt hätte.

Sechzig hat in etwa den fünffachen Etat von uns, Bayern den sechsfachen, aber da müssen wir jetzt nicht länger drauf rumreiten. Der Etat ist nicht alles. Wir haben für unsere Verhältnisse eine Top-Mannschaft, das stimmt.

Sie haben gegen Augsburg II, Bayern II und Bayreuth schon gespielt. Was ist das Besondere an der Partie am Samstag in München?

Die Kulisse ist natürlich außergewöhnlich. 12 500 Zuschauer, da wird ordentlich was los sein. Aus fußballerischer Sicht: Augsburg und Bayern spielen extrem offensiv, die Augsburger sind spielerisch vielleicht die beste Mannschaft der Liga. Aber Sechzig hat erst sieben Gegentore, so gewinnt man Meisterschaften. Wir haben gegen Bayreuth drei Tore kassiert, das würde Sechzig nie passieren. Trotzdem werden wir unsere Spielweise am Samstag nicht ändern. Eine defensive Fünferkette und einen langen Ball nach dem anderen wird man bei uns nicht sehen. Wir spielen befreit auf und haben nichts zu verlieren.

Könnten Sie mit fünf Punkten Rückstand zur Winterpause leben?

Klar, das würde ich sofort unterschreiben. Wir wollen der erste Verfolger bleiben, das ist unser Ziel. Ich weiß, dass Daniel Bierofka solche Sätze für Tiefstapelei hält. Wenn ich Trainer von Sechzig wäre, dann würde mir das auch nicht gefallen, weil man ja die eigene Arbeit honoriert sehen will. Aber wir haben hier in Schweinfurt erst in dieser Saison auf Vollprofitum umgestellt, darum werde ich jetzt auch nichts anderes sagen. In der nächsten Saison wird die die Lage eine Neue sein. Da ist der Aufstieg ein Muss für uns – egal ob Sechzig dann noch in der Liga ist oder nicht.

Was ist Ihre Ihre Meinung zur Aufstiegsregelung des DFB?

Die sauberste Lösung wären fünf Aufsteiger, alles andere bringt keine Planungssicherheit. Aber so wie aussieht, werden wir weiter mit der Relegation leben müssen.

Interview: Ludwig Krammer

Aufrufe: 028.9.2017, 08:10 Uhr
Ludwig Krammer - Münchner MerkurAutor