2024-05-10T08:19:16.237Z

Allgemeines
Ein Foto von Armin Paulik aus den 80er Jahren
Ein Foto von Armin Paulik aus den 80er Jahren

Hans Krankl zu Armin Paulik: »Wos wüst dann bei uns?«

Portrait-Serie (57): Anekdoten von Probetrainings bei Rapid Wien und beim damaligen Top-Klub HSV & Pinter-Tricks mit der BILD-Zeitung: Der Tiefenbacher hat in seiner Karriere viele verrückte Dinge erlebt

Das Corona-Virus hat unseren Alltag momentan fest im Griff. Auf unabsehbare Zeit kann kein Fußball gespielt werden, deshalb möchten wir etwas in die Vergangenheit zurückblicken und uns den Typen widmen, die in den letzten Jahrzehnten herausragende Spielerpersönlichkeiten der regionalen Szene waren. Im 57. Teil haben wir ein echtes Highlight zu bieten: Armin Paulik (58) verrät einige interessante Stories aus seiner tollen Karriere.

Schönstes Erlebnis deiner Laufbahn.... Eine der schönste Erlebnis war die Probetrainings beim Hamburger Sportverein und bei Rapid Wien. In Hamburg haben wir mit Felix Magath, Manfred Kaltz, Jürgen Milweski und Wolfram Wuttke drei Tage lang trainiert. Beim Trainingsspiel ist es mir seinerzeit gelungen, meinem Gegenspieler Jürgen Groh einen Beinschuss zu setzen. Er war mir allerdings nicht so bekannt, dass ich ihn bei passender Gelegenheit nach seinem Namen gefragt habe, damit ich zuhause etwas zu erzählen hatte. Zum Abschluss hatte mir Felix Magath dann noch sein Trikot geschenkt. Am letzten Tag saßen wir zusammen mit Günther Netzer und Ernst Happel und verhandelten über einen möglichen Wechsel von mir zum Hamburger Sportverein. Nachdem wir uns nicht einigen konnten, gab mir Netzer den Vertrag, von ihm unterschrieben, mit nach Hause mit dem Hinweis, dass ich ihn innerhalb einer Wochen entweder unterschrieben oder ohne Unterschrift wieder zurücksenden muss. Das Probetraining in Wien war auch eine coole Sache. Die Österreicher sind eh immer gut drauf und mit einem Hansi Krankl mal im Training zu kicken, war eine nette Erfahrung. Der Krankl sagte noch zu mir: "Wos du kummst aus Deutschland? Wos wüst dann bei uns? Des Geid wost in Deutschland griagst, host bei uns nia." Letztendlich kam es zu keiner Verpflichtung, da Rapid nur drei Ausländer international einsetzen dürfte und der Trainer auf fertige und erfahrene Spieler setzte.


Bester Kicker, mit dem du in einer Mannschaft zusammen gespielt hast.... Wenn ich die einzelnen Stationen meiner Laufbahn Revue passieren lasse, gab es da immer wieder tolle Fußballer. Die ersten Jahre in Vilshofen waren Franz Wenzl und Günther Stockinger Fußballer, die mich sehr beeindruckten: Günther mit seiner Fähigkeit, das Leder ins Tor zu befördern, Franz mit seiner Übersicht und den kongenialen Pässen in die Tiefe, die meiner damaligen Schnelligkeit sehr entgegen kamen. Während meiner Zeit beim Jahn Regensburg habe ich die besten Erinnerungen an Ludwig Rixinger aus Winzer, mit dem ich eine sehr aufregende Zeit beim Jahn erleben durfte - sowohl auf dem Platz als auch außerhalb. Ludwig war einer, der aus dem nichts Tore erzielen konnte und Torchancen, die ich herausarbeitete, gekonnt vollendete.

Bei welchem Verein hattest du als Aktiver deine schönste Zeit... Meine schönste Zeit hatte ich beim FC Vilshofen. Damals war alles noch anderes. Die Leute hatten nicht soviel andere Möglichkeiten in der Freizeit, haben für den Fußball gelebt und kamen zu Tausenden an den Fußballplatz, um die Spieler anzufeuern. Das hat dann richtig Spaß gemacht. Damals kamen bei einem Bayernliga-Spiel gegen 1860 München sogar über 10.000 Zuschauer. An einem normalen Spiel waren es zwischen 1.000 und 3.000 Zuschauer.


Welches fußballerische Vorbild hattest du in deiner Jugendzeit... Einen Spieler, dem ich nacheiferte, hatte ich eigentlich nie. Begeistert hat mich früher ein Diego Armando Maradonna. Später dann Lionel Messi.
Was nervt dich am heutigen Fußballgeschäft.... Nerven lasse ich mich vom Fußball nicht. Ich finde nicht gut, dass vielen Spielern ein Verein nicht mehr so am Herzen liegt wie früher. Teilweise werden zum Beispiel in der Jugend Vereine gewechselt, nur weil ein Nachbarverein eine Liga höher spielt. Wobei das für die individuelle Entwicklung eines Spielers aus meiner Sicht nicht erforderlich ist. Wichtig ist, dass man einen verfünftigen Trainer und gute Mannschaftkollegen hat, mit denen man dann gemeinsam gewinnt und gemeinsam verliert. Es ist natürlich etwas anderes wenn ein Spieler ein Angebot von einem wirklich höherklassigen Verein hat oder ein Spieler außergewöhnliche Fähigkeiten besitzt, dann macht ein Wechsel auch Sinn.





Hast du irgendetwas in deiner Laufbahn bereut...
Bereut habe ich in meiner Laufbahn, kaum etwas. Im Nachhinein hätte ich als junger Kicker das Angebot von Fortuna Köln vom damaligen Präsidenten Jean Löring wahrnehmen sollen. Damals war ich in Köln beim Probetraining, habe in der Villa von Herrn Löring zu Mittag gegessen und am Nachmittag mit ihm und Dieter Schatzschneider, damaliger Mittelstürmer der Fortuna, Fussballtennis gespielt. Verlängert habe ich dann aber mein Engagement beim FC Vilshofen. Damals wollten wir mit dem FCV in die zweite Liga aufsteigen. Dorthin, wo die Fortuna spielte. Dieses Ziel haben wir aber leider nicht erreicht. Lieblings-Rückennummer... Auf Rückennummern habe ich keinen besonderen Wert gelegt. Wichtig war mir damals nur, dass es eine Nummer zwischen 2 und 11 war. Somit war klar, dass ich spielen durfte.


Gibt es ein Spiel, das du nie vergessen wirst....
Das Spiel in Vilshofen gegen die Weltmeister-Mannschaft 1974 mit Gerd Müller, Wolfgang Overath und Uli Hoeneß. Einmal gegen die Helden zu spielen, denen man am Fernseher zugejubelt hatte, war ein einmaliges Erlebnis. Zudem hatte Adi Pinter damals eine großartige Show organisiert. So ritt er als Feldherr auf den Platz begleitet von 20 Mädchen in römischen Kostümen. Wir Spieler wurden mit dem Streitwagen eingefahren und jeder einzelne persönlich vorgestellt.


Bester Trainer, den du hattest....
In sportlicher Hinsicht Günter Krinner, der beim 1.FC Passau mit pädagogischen Hintergrund an die Sache heran ging und neue Trainingsintensitäten und Spielformen im Training in den Vordergrund stellte. Rund um den Fußballplatz war es Adi Pinter. Der schaffte es, dass wir Spieler in der Öffentlichkeit und in den Medien präsent waren. Zu dieser Zeit gab es etliche Artikel über uns Spieler in der Bild-Zeitung, wie zum Beispiel Armin Paulik schoß einen Weltrekord oder Adi Pinter wirft Stürmerstar aus dem Aufgebot. Die Redakteure wussten aber nicht, dass der Adi das mit uns Spielern vorher bereits besprochen hatte und das ganze Theater eher darauf abzielte, um den anstehenden Gegner zu verwirren und in Sicherheit zu wiegen.


Ein Artikel aus der BILD-Zeitung, der vom damaligen Vilshofener Trainer Adi Pinter geschickt inszeniert wurde
Ein Artikel aus der BILD-Zeitung, der vom damaligen Vilshofener Trainer Adi Pinter geschickt inszeniert wurde



Sinnloseste Regel im Fußball.... Gelbe Karten für Jubelszenen



Größte Enttäuschung deiner Karriere...
Die Unstimmigkeiten, die es während meiner Zeit bei Wacker Burghausen mit dem damaligen Trainer Kurt Niedermayer gab. Es gab aus meiner Sicht Missverständnisse, die nie richtig angesprochen wurden und letztendlich zu einer Trennung zwischen Wacker und mir führten.


Lieblings-Fußballschuh... Mein Lieblingsschuh war der Adidas World Cup in Känguruleder.


Wo hast du auswärts nie gerne gespielt....
Bei Greuther Fürth; Das Gelände war weitläufig und es war nie eine gute Stimmung. Ich vermute, dass wir deshalb auch meistens verloren haben.



Zur Person:
Armin Paulik startete seine Laufbahn beim FC Tiefenbach, mit dem er als Juniorenspieler mit Sondergenehmigung den Aufstieg von der damaligen B- in die A-Klasse (jetzt Kreisliga) schaffte. 1980 wagte das Top-Talent den Sprung zum 1. FC Passau, ein Jahr später zog es den Youngster zum FC Vilshofen in die Bayernliga. In der damaligen dritten Liga machte der schnelle Angreifer auf sich aufmerksam und rückte auch in den Fokus von Profiklubs. Paulik blieb aber in seiner Heimat und kehrte 1986 nach einer Kreuzbandverletzung zum seinerzeit bis in die Bezirksliga abgestürzten 1. FC Passau zurück. Auch aufgrund der starken Leistungen des früheren Bayern-Auswahlspielers ging es an der Danziger Straße wieder bergauf und der Stürmer wechselte 1990 zum SSV Jahn Regensburg und nur eine Saison später zum aufstrebenden SV Wacker Burghausen.

Das Gastspiel an der Salzach war allerdings nach nur eineinhalb Jahren wieder beendet und bis 1996 lief Armin Paulik nochmals für den 1. FC Passau auf. Aus beruflichen Gründen hängte Paulik seine Schuhe dann eigentlich an den Nagel, wurde aber von seinem Spezl Franz Hackl in der Rückrunde der Spielzeit 1998/1999 für ein Engagement beim seinerzeit abstiegsbedrohten SV Hutthurm reaktiviert. Der Oldie leistete seinen Beitrag, dass "Huading" eine Top-Frühjahrsrunde spielte und sprang in der Folgesaison noch hin und wieder beim 1. FC Passau in die Bresche, der nach einer Abgangsflut und finanziellen Problemen große Mühe hatte, in der damaligen Spielzeit überhaupt den Spielbetrieb in der Bayernliga aufrechtzuerhalten.


Aufrufe: 018.5.2020, 11:30 Uhr
Thomas SeidlAutor