2024-04-29T14:34:45.518Z

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Beim Fynn Lakenmachers Treffer gegen den FC Ingolstadt war Morris Schröter der erste Gratulant.
Beim Fynn Lakenmachers Treffer gegen den FC Ingolstadt war Morris Schröter der erste Gratulant. – Foto: IMAGO/Fotostand / Schaefer

„Was sollen wir ihm jetzt einen Vorwurf machen?“ Schröter und Frey stärken Lakenmacher den Rücken

Auswärts bislang ohne Treffer

Der TSV 1860 verpasst gegen Jahn Regensburg einen Sieg. Lakenmacher vergibt einige Hochkaräter. Die Unterstützung seiner Kollegen hat er dennoch.

Regensburg/München – Es war keine der Auswechslungen, die ein Stürmer genießen kann. Früher vom Feld zu müssen, tut nur gut, wenn Sonderbeifall zu erwarten ist – wenn sich der Trainer auf diese Weise bei seinem Matchwinner bedanken will. Bei Fynn Lakenmacher (23) war am Sonntag in Regensburg das Gegenteil der Fall. In der 77. Minute holte ihn 1860-Trainer Argirios Giannikis vom Feld – um seinen Stürmer zu erlösen.

Auswärtsfluch von Fynn Lakenmacher: 1860-Stürmer in der Fremde noch ohne Tor

Beim bitteren 1:1 im ausverkauften Jahnstadion hatte Lakenmacher einen dieser Auftritte hingelegt, für die das Adjektiv „unglücklich“ eine schmeichelhafte Umschreibung wäre. In Sachen Einsatz und Spielfreude hatte sich der 1,90-m-Hüne wenig vorzuwerfen. Lakenmachers Problem: Er ist Stürmer – und als solcher wird er vor allem an Toren gemessen. Was seine Kerndisziplin angeht, führte er an einem schwarzen Nachmittag drei aberwitzige Möglichkeiten des Scheiterns vor.

In der vierten Minute hatte Lakenmacher zwei Doppelpässe initiiert und dann, frei vor Jahn-Keeper Felix Gebhardt, nur noch ein Schüsschen zustande gebracht. Ähnlich überfordert wirkte er, als Mitte der zweiten Halbzeit ein Querleger von Nankishi vor seinen Füßen landete – und in der Szene danach, als der Ball auf Umwegen noch mal zu ihm gelangte; fast schon, als wolle das Schicksal sagen: Tritt nicht mich mit den Füßen, sondern endlich die Kugel ins Netz.

Dazu muss man wissen: Noch nie, seit er das Löwen-Trikot trägt, hat Lakenmacher ein Auswärtstor erzielt. Exakt dieser Gedanke schien ihm in den Kopf zu schießen, als er jeweils so lange zögerte, bis die schöne Chance beim Teufel war.

„Wir sind zweimal alleine vorm Torwart und machen das 2:0 nicht. Damit wäre das Spiel höchstwahrscheinlich gegessen gewesen.“

Argirios Giannikis, Trainer des TSV 1860, über die Chancen gegen Regensburg.

Als Lakenmacher nach seiner Auswechslung vom Feld trottete, sah man ihm an, wie sehr diese Szenen in ihm arbeiteten. Sie liefen in den Zusammenfassungen der Sender rauf und runter. Und sein Trainer kommentierte sie mit größtmöglicher Sachlichkeit. „Wir sind zweimal alleine vorm Torwart und machen das 2:0 nicht. Damit wäre das Spiel höchstwahrscheinlich gegessen gewesen.“

Speziell bei der zweiten Lakenmacher-Chance hatte Giannikis eine „unsaubere Ballannahme“ festgestellt. „Es gibt gewisse Spielphasen, in denen du eine Partie auf deine Seite lenken kannst. Die haben wir leider nicht genutzt“, kommentierte er Lakis Fahrkarten, die sich in der Schlussphase rächten.

„Am Ende des Tages weiß er selber, wie’s geht.“

Morris Schröter über 1860-Stürmer Fynn Lakenmacher.

Immerhin: Von den Mitspielern gab es jede Menge Trost für den geknickten Zwarts-Ersatz. „Ach Quatsch, der hat genug Selbstvertrauen“, sagte Marlon Frey auf die Frage, ob man „Laki“ nun moralisch aufpäppeln müsse: „Als Stürmer gibt es immer mal so Phasen. Wir sind ein Team!“ Sieht auch Morris Schröter so: „Was sollen wir ihm jetzt groß einen Vorwurf machen? Am Ende des Tages hat jeder von uns schon mal eine Chance vermasselt.“

Schröter (28) war es aber auch, der schon im Spiel vorgeführt hatte, wie man idealerweise mit solchen Großchancen umgeht: saubere Ballannahme, überlegter Haken, trockener Abschluss. „Am Ende des Tages weiß er selber, wie’s geht“, sagte der fünf Jahre ältere Kollege. Die Kurzfassung: „Nicht lange überlegen – einfach machen!“ (Uli Kellner)

Aufrufe: 016.4.2024, 09:44 Uhr
Uli KellnerAutor