2024-05-14T11:23:26.213Z

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Ivan Mihajlevic durchlief den Nachwuchs von Unterhaching und Bayern München - und versucht nun in der Provinz beim TSV Steinbach Haiger den Durchbruch als Fußballprofi zu packen.
Ivan Mihajlevic durchlief den Nachwuchs von Unterhaching und Bayern München - und versucht nun in der Provinz beim TSV Steinbach Haiger den Durchbruch als Fußballprofi zu packen. – Foto: TSV Steinbach Haiger/stock.adobe

Mit den Bayern in Amerika

Serie - Teil 44: Ivan Mihaljevic über seine Zeit im NLZ der Spvgg. Unterhaching und beim FC Bayern, Sommerferien mit Wehmut und Ambitionen für die Zukunft +++ Reisen und Spiele mit den FCB-Stars als Highlights

Steinbach/Haiger. Ivan Mihaljevic ist immer mal wieder unter der Woche in München. Hier ist seine Heimat, seine Familie und hier liegt der Beginn seiner Fußballkariere. Für einen freien Tag reist der 20-jährige Deutschkroate gerne auch mal die knapp 400 Kilometer aus Haiger um an einem sonnigen Tag mit Freunden an einen See zu fahren. Diese freien Tage sind seit seinen frühen Fußballjahren eine Seltenheit, deshalb weiß er sie zu genießen.

Fußballbegeistert ist Ivan schon seit er denken kann. Mit fünf Jahren begann er mit dem Fußballspielen, zunächst als Torwart. Nach einigen Vereinswechseln, aufgrund von Freunden und einem Umzug, landete er beim DJK Pasing in der D-Jugend. Inzwischen hatte sich seine Stammposition aber auf die Innenverteidigung verlagert und unter Trainer Markus Oberleitner blühte Mihaljevic auf. Und es folgte für beide der Sprung nach oben: Als Oberleitner die Stelle als Sportlicher Leiter im Grundlagenbereich bei seinem Ex-Klub SpVgg Unterhaching angeboten bekam, nahm er Mihaljevic mit. Ab da startete auch die NLZ-Zeit des damals zwölfjährigen Innenverteidigers, die er unter anderem mit dem BVB-Neuzugang Karim Adeyemi verbrachte.

Gemeinsamer Jubel: Mihaljevic, Kapitän von Unterhachings U17, trifft im August 2017 zum späten Ausgleich gegen Nürnberg und jubelt gemeinsam mit dem heutigen BVB-Neuzugang Karim Adeyemi.
Gemeinsamer Jubel: Mihaljevic, Kapitän von Unterhachings U17, trifft im August 2017 zum späten Ausgleich gegen Nürnberg und jubelt gemeinsam mit dem heutigen BVB-Neuzugang Karim Adeyemi. – Foto: Sven Leifer

Mit drei Mal Training in der Woche und noch einem Spiel am Wochenende blieb neben Schule nicht mehr allzu viel Zeit für Privates wie zum Beispiel Freunde treffen. Dass das noch mehr werden würde, war Ivan bewusst, doch durch das gute Umfeld in Haching und die netten Mitspieler sei es für ihn nie ein Problem gewesen, so viel Zeit dafür aufzugeben. „Trotz der vielen Zeit, die ich dafür aufbringen musste, hat es Spaß gemacht und ich dachte nie, dass ich das nicht will. Dazu haben meine Freunde und Erfolge haben auch gepasst“, scherzt Ivan.

Ferien: Training statt chillen

Das einzige was ihn dann doch etwas unter den Fingern juckte waren die Sommerferien „alle stürmten aus der Schule raus und freuten sich auf ihren Sommer und zu chillen, ich musste stattdessen ins Trainingslager.“

Hin und wieder durfte er sich auch von der Schule befreien lassen, um Spiele für die kroatische Nationalmannschaft zu absolvieren. Davon hatte er jeweils zwei in der U18 und U19. Nach sechs Jahren als Kapitän der Mannschaft verließ Mihaljevic das familiäre Umfeld der SpVgg und wechselte zum FC Bayern München in die U 19.

Neue Welt auf dem Bayerncampus

Das neue Umfeld beim deutschen Rekordmeister war ganz anders als bei den Hachingern. „Bei Haching war das Niveau anders, da gab es zwei bis drei sehr gute Spieler aber bei den Bayern sind alle auf einem Top-Niveau.“ Der damals noch sehr neue Bayerncampus bot nahezu alle Möglichkeiten des Trainings und der Erholung. Mit speziellen Trainingsanlagen, Saunen, Pools und jeder Menge medizinischem Personal sei das NLZ der Bayern nicht mit dem der Hachinger zu vergleichen, erinnert sich Mihaljevic.

Andere Möglichkeiten, andere Anforderungen

Das ist natürlich auch alles nötig, wenn man mit 17 schon in drei Wettbewerben gleichzeitig auflaufen muss. Mihaljevic bringt es auf den Punkt: „andere Möglichkeiten aber auch andere Anforderungen.“

Nebenher meistert der damals 18-Jährige noch sein Abitur mit gutem Schnitt. Für ihn sei es nie schwer gewesen, die Balance zwischen Schule und Sport zu halten oder gar unter Druck zu geraten. „Ich habe gelernt, mir meine Zeit richtig einzuteilen und bin auch anderen Stress vom Fußball gewohnt. Man lernt ein besseres Zeitmanagement durch den Sport.“

Amerikareise als Höhepunkt

Nach dem Abitur ging es für den Deutschkroaten auf die Amerikareise mit den Bayern, was für ihn bis heute eines der Highlights seiner noch jungen Karriere ist. „Mit den Profis, die ja auch zum Teil meine Idole sind, zusammen zu spielen und trainieren war einfach nur geil.“ Dabei lief Mihaljevic auch zweimal im Dress der Profis an der Seite von Goretzka, Thomas Müller, Niklas Süle oder Thiago Alcantara auf - beim Freundschaftsspiel gegen den AC Mailand. Zur Halbzeit wurde er für Joshua Kimmich eingewechselt und ließ im Defensivverbund mit Niklas Süle kein Gegentor zu.

Eine Woche später wurde er im Finale des Audi-Cups gegen Tottenham Hotspur kurz vor dem Ende für Kingsley Coman eingewechselt. Sein Gegenspieler? Ein gewisser Harry Kane.

Hängende Schultern. Nur wenige Monate nach seinem Auftritt im Audi-Cup und der Amerikareise mit den Profis unterlag Mihaljevic im DFB-Pokal der U19 beim FC Energie Cottbus.
Hängende Schultern. Nur wenige Monate nach seinem Auftritt im Audi-Cup und der Amerikareise mit den Profis unterlag Mihaljevic im DFB-Pokal der U19 beim FC Energie Cottbus. – Foto: Tobias Voigt

Für Holstein Kiels U19 war Mihaljevic ein Jahr lang in der Bundesliga Nord/Nordost im Einsatz.
Für Holstein Kiels U19 war Mihaljevic ein Jahr lang in der Bundesliga Nord/Nordost im Einsatz. – Foto: Artur Kraus

Zu Beginn von 2020 wurde Ivan dann an Holstein Kiel mit Kaufoption ausgeliehen, doch wegen des ersten Lockdowns und den damit verbundenen Ausfällen kam er gerade mal auf sechs Einsätze in der Junioren-Bundesliga Nord, bis er wieder zurück zu den Münchnern ging. Aufgrund von wenig Spielzeit bei den Bayern entschied sich Mihaljevic, auf Empfehlung seines Beraters zu einem Wechsel zum TSV Steinbach Haiger.

Von der Millionen- in die Kleinstadt

Die Umgewöhnung von der Millionenstadt München in die Kleinstadt Haiger ist immens und nicht für jeden was, doch es gibt auch Positives zu berichten. „Die anderen Jungs aus der Mannschaft beschweren sich manchmal das da, wo sie herkommen, die Geschäfte bis elf oder zwölf offen haben, aber wenn man aus München kommt ist man glücklich über jeden Laden, der nach acht noch geöffnet hat.“

Beim TSV Steinbach Haiger spielt der Verteidiger nun in der Regionalliga.
Beim TSV Steinbach Haiger spielt der Verteidiger nun in der Regionalliga. – Foto: Björn Franz

Auch das eher familiäre Umfeld und den guten Kontakt mit Fans und Vorstand erinnert ihn an seine Zeit mit Haching.

Mit dem TSV spielt er die letzten zwei in der Regionalliga Südwest um den Aufstieg mit, doch bis jetzt hat es nicht funktioniert. Das könnte unter Anderem daran liegen das Ivan aufgrund einer Schambeinentzündung diese Saison weniger Spiele bestreiten konnte als gewohnt und gelegentlich auch in der Zweiten in der Verbandsliga zum Einsatz kam. „Es ist immer nervig, verletzt zu sein, sowas wirft einen dann auch zurück.“

Fünf Mal wurde Mihaljevic bislang in der zweiten Mannschaft eingesetzt, so wie hier beim 4:2-Sieg in Biebrich.
Fünf Mal wurde Mihaljevic bislang in der zweiten Mannschaft eingesetzt, so wie hier beim 4:2-Sieg in Biebrich. – Foto: Björn Franz

Für die Zukunft hat der 20-Jährige relativ konkrete Pläne für seinen sportlichen Werdegang. „Ich möchte schnellstmöglich wieder auf höheres Niveau. Wenn ich mittelfristig denke, muss ich mich weiterentwickeln. Regionalliga kann nicht das Ziel sein, ist aber ein Schritt, um weiter zu kommen. Ich bin nicht am Ziel.“ Wünsche, zu einem bestimmten Verein zu wechseln hat er nicht für ihn steht der Fußball im Vordergrund.

Über ein potenzielles Studium neben dem Fußball macht er sich zwar Gedanken aber hat noch keine konkreten Vorstellungen. Das er beides hinbekommen würde, steht außer Frage, wenn man seinen Werdegang verfolgt hat.

Zur Serie: In dieser Reihe porträtieren wir ehemalige NLZ-Spieler, die den Sprung zum Profi nicht gepackt haben und nun bei Amateurteams aus der Region spielen. Sie erzählen uns, wie nah dran sie wirklich am großen Traum Profifußball waren und welche Ambitionen sie jetzt haben - sowohl auf als auch neben dem Platz.

- Teil 1: Linus Wimmer (SV Eintracht Trier)
- Teil 2: Lukas Fischer (TSG Bretzenheim)
- Teil 3: Lars Hermann (TSV Schott Mainz)
- Teil 4: Nik Rosenbaum (SV Alemannia Waldalgesheim)
- Teil 5: Joshua Iten (SG Hüffelsheim)
- Teil 6: Bilal Marzouki (FC Maroc Wiesbaden)
- Teil 7: Kevin Frey (VfB Bodenheim/TSG Mainz Futsal)
- Teil 8: Giorgio del Vecchio (TSV Schott Mainz)
- Teil 9: Marco Waldraff (SV Niedernhausen)
- Teil 10: Manuel Konaté-Lueken (RW Walldorf)
- Teil 11: Sandro Loechelt (Wormatia Worms)
- Teil 12: Marvin Esser (SG Walluf)
- Teil 13: Patrick Huth (TSG Pfeddersheim)
- Teil 14: Ilker Yüksel (Hassia Bingen)
- Teil 15: Tim Burghold (SV Niedernhausen)
- Teil 16: Noel Wembacher (RW Darmstadt)
- Teil 17: Tobias Schneider (RWO Alzey)
- Teil 18: Noah Michel (Türkgücü Friedberg)
- Teil 19: Marleen Schimmer (San Diego Waves)
- Teil 20: Deniz Darcan (SG Eintracht Bad Kreuznach)
- Teil 21: Max Pflücke (FC Basara Mainz)
- Teil 22: Jann Bangert (SV Rot-Weiß Hadamar)
- Teil 23: Aleksandar Biedermann (Wormatia Worms)
- Teil 24: Volkan Tekin (SV Dersim Rüsselsheim)
- Teil 25: Ilias Tzimanis (SV Unter-Flockenbach)
- Teil 26: Lukas Lazar (TSV Gau-Odernheim)
- Teil 27: Dimosthenis Papazois (SG Eintracht Bad Kreuznach)
- Teil 28: Sammy Kittel (SV Rot-Weiß Hadamar)
- Teil 29: Burak Bilgin (VfR Groß-Gerau)
- Teil 30: Luis Majrchzak (Hassia Bingen)
- Teil 31: Noah Schmitt (FC Eddersheim)
- Teil 32: Christian Lang (FSV Nieder-Olm)
- Teil 33: Fabio Moreno Fell (TSV Gau-Odernheim)
- Teil 34: Nico Heupt (SV 07 Geinsheim)
- Teil 35: Benjamin Himmel (TSG Pfeddersheim)
- Teil 36: Daniel Zeaiter (FC Eddersheim)
- Teil 37: Kai Hofem (FSV Nieder-Olm)
- Teil 38: Baris Yakut (Hassia Bingen)
- Teil 39: Daniel Knapschinski (VfB Unterliederbach)
- Teil 40: Dustin Ernst (Karriereende)
- Teil 41: Michael Seidelmann (Karriereende)
- Teil 42: Marko Verkic (SG Bad Soden)
- Teil 43: Kevin Kratz (TuS Dietkirchen)

Aufrufe: 019.5.2022, 06:00 Uhr
Bennet HuysAutor