2024-04-29T14:34:45.518Z

Ligabericht
Der dritte Regionalliga-Aufstieg des TSV Schott Mainz ist perfekt.
Der dritte Regionalliga-Aufstieg des TSV Schott Mainz ist perfekt. – Foto: Marcel Heeg / TSV Schott Mainz (4)

TSV Schott: "Schön, dass wir wieder Profis sind"

Glänzende Stimmung nach der direkten Regionalliga-Rückkehr +++ 4:1-Sieg gegen Pirmasens wackelt nur in der Anfangsphase

Zwei, drei Stunden brauchte es, dann kam die Aufstiegsfeier richtig ins Rollen. Der TSV Schott Mainz ist zurück in der Fußball-Regionalliga. Der 4:1 (2:0)-Sieg gegen den FK Pirmasens bedeutet den Oberliga-Titel, den dritten Aufstieg in die Viertklassigkeit, das direkte Comeback. Wer hätte das nach dem Umbruch im Sommer gedacht? „Alle Jungs, die mit runter gegangen sind, wollten unbedingt wieder hoch“, erzählt Dominik Ahlbach. „In der Bundesliga haben wir gesehen, was die Nerven mit Mannschaften machen können. Riesen-Kompliment an die Jungs“, sagt Manager Till Pleuger.

Eine halbe Halbzeit lang war es ein Nervenspiel. Seit rund einem halben Jahr thront der TSV an der Tabellenspitze, ist der Gejagte, will den selbst gesteckten, hohen Anspruch erfüllen. Ein, zwei Fehlpässe, das Kopfkino geht los, wie Nickas Schlosser sagt. Als Leon Kern eine Querstange scheppern lässt und dann das Netz zappelt, keimt Jubel unter den 911 Zuschauern auf. Doch es war das Football-Tor hinter dem Fußball-Gehäuse und das Außennetz (15.). Auf der Gegenseite putzt Ahlbach eine 1:2-Unterzahl weg (17.), bei Yannick Grieß' Kopfball rettet der Pfosten (20.). Durchschnaufen.

Tor, Überzahl, Entscheidung

Minute 25 bringt die Erlösung. Tim Müller knallt den Ball aus über 20 Metern in die Maschen. „Ich habe ihn gut getroffen“, strahlt der Kapitän, „das war ein ganz besonderes Spiel. Wir konnten viel erreichen, waren alle etwas verkrampft.“ Als der drittligaerfahrene Stratege Luca Eichhorn in einen intensiven Zweikampf verwickelt, tritt der Pirmasenser nach. Rot (38.), Überzahl, Vorentscheidung. Spätestens, als Johannes Gansmann den Ball in einer Bogenlampe über den Keeper befördert (45.+3). Sah abgefälscht aus. Als Pierre Merkel einen Schussversuch Gansmanns am zweiten Pfosten ins Netz drückt (53.), ist der Deckel drauf.

Große Erleicherung nach Tim Müllers 1:0.
Große Erleicherung nach Tim Müllers 1:0.

Abgefälscht? Schussversuch? Gansmann widerspricht zweimal: Der Ball ging direkt rein, der Pass war so gewollt. „Bei Jo ist alles Absicht“, sagt Schlosser. Wer wollte nach nunmehr 19 Saisontoren widersprechen? Besonders schön war das 4:0, das erste Oberligator für Eigengewächs Dorian Cucchiara nach zwölfwöchiger Zwangspause, mit aller Entschlossenheit ins kurze obere Eck (80.). Das Spiel war längst dabei auszutrudeln, die „Nie mehr Oberliga“-Gesänge auf der Tribüne bezeugen überbordende Euphorie. Niklas Dolls Ehrentreffer (87.)? Reine Kosmetik. Als nach genau 90 Minuten der Abpfiff ertönt, sind die Meister-Shirts schon verteilt.

Ab heute wieder Profis

„Nächste Saison gehören wir wieder zu den Großen in Fußball-Deutschland“, merkt Teammanager Klaus Bauer an, „schön, dass wir ab sofort wieder Profis sind.“ Diese Definitionsfrage war während der Corona-Pandemie von Bedeutung. Beim letzten Aufstieg 2020 prosteten sich die Spieler Monate nach dem Saisonabbruch noch auf Abstand zu. Jetzt schlürft Merkel aus einem großen Corona-Eimer sein Kaltgetränk. Aufstieg Nummer eins war eine Sensation, Nummer zwei erinnerungswürdig skurril. Nummer drei wirkt logisch.

Mit Medaillen wurden die Mainzer Aufsteiger geehrt.
Mit Medaillen wurden die Mainzer Aufsteiger geehrt.

„Aber man darf das immer noch nicht als normal ansehen“, mahnt Pleuger nach seinem achten Aufstieg beim TSV. „Das ist ein richtig schöner, geiler Tag heute“, schnauft Betreuer Dieter Senftleben durch. „Überragend“, strahlt der langzeitverletzte Edis Sinanovic, „es ist viel schwerer zuzuschauen, man will den Ball förmlich ins Tor schreien.“ Als Gansmann sein Fernsehinterview gibt, kassiert er eine Bierdusche. Danach sitzen die Spieler erst einmal lange eher entspannt beisammen, ehe die Party so richtig ins Rollen kommt. Erst mal den selbst gemachten Druck abschütteln.

Jetzt soll das erste Double her

„Mit unseren Mitteln ist so ein Regionalligaaufstieg überragend“, betont Ahlbach, „wir machen das Beste aus unseren Möglichkeiten.“ Famoser Teamgeist und maximaler Leistungsanspruch an sich selbst, diese Mischung bekommen die Mainzer perfekt hin. Bis Dienstag gab Trainer Aydin Ay frei, dann gilt der Fokus dem Pokalfinale. „Sehr, sehr emotional“ war der Aufstieg für Lars Hermann, der sich nach seinem schweren Unfall vor knapp eineinhalb Jahren zurückgekämpft hat. „Und das Double haben wir noch nie geschafft.“

Manuel Schneider hängt noch ein Jahr dran.
Manuel Schneider hängt noch ein Jahr dran.

Hermann bleibt an Bord („Mir wurde ein halbes Jahr Regionalliga genommen, das lasse ich mir jetzt nicht nehmen“). Und auch Manuel Schneider hängt noch ein Jahr dran. „Das ist ein Highlight für den Verein“, sagt der 32-Jährige, der meist von der Bank kommt, „ein letztes Jahr will ich gucken, was mein Körper noch möglich macht.“ Es wird das vierte Regionalligajahr der Club-Geschichte sein.

TSV Schott Mainz: Hansen – Haas (46. Hahn), Ahlbach, Schlosser, Obas – Müller (73. Hermann) – Gansmann, Wimmer (46. Portmann, 56. Cucchiara) – Schwarz (56. Schneider), Merkel, Kern.

Aufrufe: 029.5.2023, 00:06 Uhr
Torben SchröderAutor