2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview
Dirigierte bereits von 2012 bis 2016 an der Seitenlinie des FV Illertissen: Trainer Holger Bachthaler.
Dirigierte bereits von 2012 bis 2016 an der Seitenlinie des FV Illertissen: Trainer Holger Bachthaler. – Foto: Sven Leifer

Holger Bachthaler: »Sind uns der schwierigen Situation bewusst«

Der FV Illertissen überwintert - für viele überraschend - auf einem Relegationsplatz +++ Defensivschwäche als größtes Manko

Sieben Siege, sechs Unentschieden, zehn Niederlagen - so lautet die Bilanz des FV Illertissen, der zur Winterpause in der Tabelle einen Platz unter dem ominösen Strich rangiert. Stand jetzt also: 27 Punkte, Relegationsplatz. Trainer Holger Bachthaler, der die Mannschaft nach 14 Saisonspielen in der Regionalliga Bayern von Marco Konrad übernommen hatte, ist mit dem Status Quo daher alles andere als zufrieden. "Ich hoffe, dass von unseren jungen Spielern der ein oder andere noch einen Schub nach vorne macht", blickt der 47-Jährige, der nach vier Jahren beim SSV Ulm an seine alte Wirkungsstätte zurückgekehrt ist, nach vorne.

Mit einem Durchschnittalter von 23,27 Jahren zählen die Bayern-Schwaben zu den jüngsten Teams der Liga. Es hapert vor allem in der Defensive: 48 Gegentore stehen nach 23 Begegnungen bereits zu Buche. "Wir haben eine junge, entwicklungsfähige Mannschaft, da müssen wir den Hebel jetzt ansetzen", kommentiert Bachthaler nüchtern. Mit der jüngsten Neu-Verpflichtung von Kevin Frisoger und Torwart Felix Thiel soll die Kehrtwende gelingen. Doch auch in der Offensive gibt es weiter Verbesserungspotenzial. "Bis 20 Meter vors Tor haben wir bis dato gut gespielt, konnten aber im letzten Drittel die Torgefahr nicht so konsequent, wie gewünscht, entfalten. Auch da gilt's anzusetzen."

Einen Vergleich zum damaligen FVI-Engagement in der Saison 16/17 möchte er nicht ziehen. Nur so viel: "Das familiäre Umfeld hat sich nicht verändert. Man selber hat sich entwickelt, sieht heute einige Dinge anders als zuvor. Ich will mich auf das Hier und Jetzt konzentrieren", gibt sich der erste Mann an der Seitenlinie zielstrebig. In die Vorbereitung will der FV Illertissen am 9. Januar einsteigen. Ein Aufenthalt im Trainingslager sei nicht vorgesehen.

Aufgrund dessen, dass sich die Liga in diesem Jahr so eng wie schon lange nicht mehr gestaltet - zwischen Rang 15 und 5 (derzeit: Türkgücü München) liegen gerade einmal neun Punkte -, darf sich der FVI Bachthaler zufolge keine Schwächephase mehr erlauben. "Doch ich bin überzeugt, dass wir nun stabiler sind. Das Ziel muss sein, die nötigen Punkte zu holen, um die Liga zu halten."



Der FV Illertissen überwintert auf Rang 15. Wie lautet dein Fazit zur Winterpause?
Mit dem bisherigen Verlauf können wir natürlich nicht zufrieden sein. Die Zielsetzung vor der Saison war ein gesicherter Mittelfeldplatz – da sind wir momentan hinter den Erwartungen zurück. Positiv war zuletzt, dass wir uns stabilisieren konnten und den Anschluss zu den Nichtabstiegsplätzen herstellen konnten. Wir werden im neuen Jahr angreifen und alles dafür tun, um die Abstiegs- und Relegationsplätze hinter uns zu lassen. Zudem haben wir ja auch noch die Möglichkeit erneut in das Pokalfinale einzuziehen, wenngleich die Aufgabe in Würzburg schwerer nicht sein könnte.

"Bislang zu fehlerbehaftet, zu anfällig"

Genau vor einem Jahr war der FVI unter den Top-Five der Liga, wurde als „Mannschaft der Stunde“ bezeichnet. Was ist nötig, um diesen Status wieder zu erlangen?
Das zeigt einmal mehr, dass im Fußball Erfolg und Misserfolg sehr eng bei einander liegen. Die Realität schaut momentan leider so aus, dass wir uns auf einem Relegationsplatz befinden und wir uns der sportlich schwierigen Situation durchaus bewusst sind. Das Ziel kann daher für uns nur lauten, so schnell wie möglich die nötigen Punkte für den Klassenerhalt zu holen. Der FVI war bislang fester Bestandteil der Regionalliga Bayern - und soll dies auch in Zukunft sein.

Das aktuelle Torverhältnis beträgt 33:48. Bei den Gegentoren belegt der FVI somit den Drittletzten Platz – vor Buchbach und Heimstetten. Hat Illertissen ein Abwehrproblem?
Es trifft sicherlich zu, dass wir in der Defensive bislang zu anfällig und fehlerbehaftet waren. Ich möchte dies aber nicht nur an der Abwehr festmachen, sondern am Defensiv-Verhalten der gesamten Mannschaft. Wir sind insgesamt als Team gefordert im Spiel gegen den Ball aggressiver und resoluter im Zweikampf zu werden. Wir müssen bewusster und konsequenter das eigene Tor verteidigen und alles dafür tun, um kein Gegentor zuzulassen. Man hat im letzten Spiel gegen den TSV Rain gesehen, dass wir trotz einer 3:0-Führung in der Nachspielzeit nochmals um den Sieg zittern mussten.

Im letzten Spiel vor der Winterpause gegen Rain machten es die Illertissener noch einmal unnötig spannend. Endstand: 3:2 für den FVI.
Im letzten Spiel vor der Winterpause gegen Rain machten es die Illertissener noch einmal unnötig spannend. Endstand: 3:2 für den FVI. – Foto: Gerd Jung

Torwart Felix Thiel kehrt ja nach Illertissen zurück. Wird er die Defensivschwäche lindern können?
Wir freuen uns natürlich sehr über die Rückkehr von Felix. Er hat in der Vergangenheit bereits gezeigt, dass er aufgrund seiner Qualität und seiner Persönlichkeit zu den Top-Torhütern in dieser Liga zählt. Die notwendige defensive Stabilität werden wir aber nur erreichen, wenn wir uns im Gesamten als Mannschaft im Defensivverhalten steigern.

War er dein Wunschtorwart?
Ich möchte an dieser Stelle hervorhaben, dass wir mit Malwin Zock und Luka Nujic über zwei außergewöhnlich talentierte und junge Torhüter verfügen, die bereits beide in dieser Saison schon unter Beweis gestellt haben, wie wichtig sie für uns sein können. Als sich jedoch die Möglichkeit auftat Felix Thiel zurückzuholen, waren alle Verantwortlichen und das Trainerteam von der Rückholaktion überzeugt. Wir sind sehr froh über seine Rückkehr und es zeigt auch, dass sich Felix in Illertissen stets wohlgefühlt hat. Ich bin überzeugt davon, dass sich Felix sehr schnell wieder ins Team integrieren und eine Führungsrolle einnehmen wird. Seine Erfahrung wird der Mannschaft sicherlich guttun.

"Wir alle sind in der Pflicht"

Stichwort Erfahrung: Fehlen denn dieser Mannschaft ein paar ältere Haudegen?

Wir haben tatsächlich eine sehr junge Mannschaft, was ich aber nicht als Nachteil, sondern für die Zukunft des FVI eher als Vorteil sehe. Zudem haben wir mit Spielern wie Maiolo, Strobel, Della Schiava und Luibrand schon auch bislang erfahrene Spieler in den eigenen Reihen. Es ist aber auch wichtig, dass die jüngeren Spieler, positives Beispiel ist hier Alex Kopf, auf dem Platz Verantwortung übernehmen und mehr und mehr in eine Führungsrolle reinwachsen.

Deine persönliche Bilanz: Neun Spiele, 15 Punkte. Wie zufrieden bist du damit?
Es geht nicht um mich und meine persönliche Bilanz, sondern um den Erfolg der Mannschaft. Wir alle sind in der Pflicht noch mehr und noch besser zu arbeiten, um das angestrebte Ziel Klassenerhalt zu erreichen. Als die Verantwortlichen mich nach der Trennung von Marco Konrad um Hilfe gebeten haben habe ich sehr gerne die Verantwortung übernommen und die Arbeit mit der Mannschaft macht mir sehr viel Spaß. Alle Jungs ziehen bislang sehr gut mit, sind wissbegierig und versuchen die Dinge umzusetzen. Wir sind auf einem guten Weg und ich bin überzeugt, dass wir am Ende der Saison auf eine sicherlich nicht einfache, aber dennoch erfolgreiche Saison zurückblicken werden.

Gegen Liga-Primus Unterhaching fehlte dem FVI die nötige Cleverness, um am Ende den ganz großen Coup zu landen.
Gegen Liga-Primus Unterhaching fehlte dem FVI die nötige Cleverness, um am Ende den ganz großen Coup zu landen. – Foto: Sven Leifer

Weihnachten steht nun unmittelbar bevor. Welchen Spieler wünschst du dir, sofern du dir einen wünschen könntest?
Das mit den Wünschen ist ja immer so eine Sache. Unabhängig von möglichen weiteren Neuzugängen wünsche ich mir, dass jeder einzelne Spieler sich im neuen Jahr nochmals weiterentwickelt und wir dadurch als Mannschaft stärker werden. Ein gutes Beispiel hierfür ist Hannes Pöschl. Er kam im Sommer von der Landesliga und hat sich bislang toll entwickelt. Insgesamt verfügen wir über genügend Qualität im Kader, es gilt diese aber konstant Woche für Woche auf den Platz zu bekommen.

Auf welches Spiel schaust du gerne zurück?
Wichtig war für uns mit einem Erfolgserlebnis und einem guten Gefühl in die Winterpause und die anstehende Vorbereitung zu gehen. Deshalb war der Sieg gegen den TSV Rain sehr schön, zumal wir auch über 90 Minuten eine sehr gute Leistung geboten haben. Die Nachspielzeit mit den beiden Gegentoren habe ich glücklicherweise schon vergessen (lacht).

"Da braucht man kein Prophet zu sein"

Wie sehr schmerzt noch die Niederlage gegen Unterhaching?
Die Niederlage war wirklich sehr bitter für uns, weil wir bis zur 50. Minute eine super Leistung geboten haben und völlig verdient mit 3-1 in Führung lagen. Leider haben wir nach der gelb-roten Karte in Unterzahl die Kontrolle und das Spiel verloren. So schmerzhaft die Niederlage auch war hat das Spiel auch gezeigt, zu was die Mannschaft im Stande ist zu leisten.

Letzte Frage: Wer steht am Ende der Saison ganz oben? Haching oder Würzburg?
Die Meisterschaft wird zwischen diesen beiden Teams entschieden, da braucht man kein allzu großer Prophet zu sein. Wer's wird, ist schwer abzuschätzen und hängt von mehreren Faktoren ab. Da wir im neuen Jahr lediglich noch gegen Kickers Würzburg spielen werden, hoffe ich natürlich, dass wir mit einem Sieg aktiv in den Meisterkampf eingreifen können.

Vielen Dank fürs Gespräch – und weiterhin alles Gute.

Aufrufe: 014.12.2022, 10:15 Uhr
Stephan HörhammerAutor