2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Hansi Bargfrede rechnet mit einer anspruchsvollen Oberliga-Rückrunde. Foto Krause
Hansi Bargfrede rechnet mit einer anspruchsvollen Oberliga-Rückrunde. Foto Krause

„Wir sind mit Abwehrpressing und Kontern effektiver“

Heeslingens Trainer Hansi Bargfrede gibt im Interview einen Ausblick auf die Rückrunde

Heeslingen. Heeslingens Trainer Hansi Bargfrede (57) sucht im Interview mit ZZ-Sportredakteur Oliver Moje nach Gründen für die schwache Heimbilanz sowie das starke Abschneiden gegen Spitzenmannschaften und erklärt, warum sechs Punkte Abstand zur Abstiegszone alles andere als ein beruhigendes Polster sind.

Wie groß war Ihre Erleichterung über den Sieg im letzten Spiel über Uphusen?

Alle wussten, dass das ein Sechs-Punkte-Spiel und die Grundlage für die letzten zwölf Spiele im neuen Jahr ist – und so haben wir auch gespielt. Das 3:1 war schon ein Pfund und damit können wir nun ein bisschen ruhiger in die Pause gehen.

Dank des Erfolges überwintern sie mit vergleichsweise komfortablen sechs Punkten Abstand zur Abstiegszone auf Rang neun. Bei einer Niederlage hätte Ihre Mannschaft nur einen Zähler vor den Abstiegsrängen gelegen. Sehen Sie in diesem angenehmeren Tabellenbild auch eine Gefahr für die Rückrunde?

Nein, nicht unbedingt. Im vergangenen Jahr hatten wir fünf Punkte Vorsprung vor der Abstiegszone und dann kamen wir ja nochmal richtig in Schwierigkeiten, obwohl wir zwischenzeitlich Sechster waren. Diesmal ist die Situation nicht anders. Das Tabellenbild wird bis zum letzten Spieltag eng bleiben. Wir haben natürlich das Ziel, uns rechtzeitig zu sichern und haben auch die Qualität dazu. Es waren in der Hinrunde viele enge Spiele und viele Schwankungen dabei, da unsere junge Truppe sehr mit Verletzungen zu kämpfen hatte. Wir sind also erstmal zufrieden, wollen aber so schnell wie möglich 40 Punkte holen. Die Möglichkeiten haben wir und ich gehe da zuversichtlich ran.

Ihre Mannschaft hat 13 ihrer 23 Punkte gegen Teams aus der vorderen Tabellenhälfte geholt. Wie ist das zu erklären?

Es ist leider nicht alles zu erklären im Fußball. Ich erklär mir das einfach so, dass wir in der Zusammensetzung, in der Mannschaft bisher spielt, derzeit nur aus einem Abwehrpressing heraus effektiv auf Konter spielen können. Das ist gegen Spitzenmannschaften eher der Fall.

Auch zuhause läuft es bisher eher mäßig. Dort holte Ihr Team gerade einmal 7 von 24 möglichen Punkten.

Das liegt daran, dass wir unsere Tugenden da nicht richtig ausspielen konnten, weil man einfach vor den eigenen Zuschauern mehr nach vorne spielen will. Dadurch werden dann Defensivaufgaben ein bisschen vernachlässigt. Das ist für mich die einzige Erklärung. Ich wünsche mir, dass es umgekehrt wäre, dass wir zuhause wieder eine Macht wären und die Gäste mit gehörigem Respekt zu uns kommen. Das ist leider im Moment nicht so, aber auch daran arbeiten wir.

Wie sehr ärgern Sie die Niederlagen gegen direkte Konkurrenten wie FT Braunschweig, Bersenbrück, Uphusen oder HSC Hannover?

Das ist die Geschichte mit den Schwankungen. Wir haben einfach zu viele Punkte verschenkt, weil wir an den Tagen nicht die komplette Leistungsbereitschaft eines jeden Spielers auf den Platz gekriegt haben. Wenn wir das nämlich hinkriegen, dann spielen wir gut und sind auch erfolgreich. Das aber immer zu gewährleisten, ist halt eine Qualität, die wir noch nicht besitzen.

Zum Auftakt der Rückrunde geht es gleich gegen vier Teams aus dem oberen Tabellendrittel. Ist das aus Ihrer Sicht eher ein Handicap oder eine Chance?

Das kann gefährlich werden. Wenn wir da keine Punkte machen, sind wir sofort wieder voll im Abstiegskampf drin. Wir haben aber ja gezeigt, dass wir auch gegen Spitzenmannschaften bestehen können. Wir haben Spitzenreiter Jeddeloh und den Tabellenzweiten Northeim richtig verdient geschlagen. Von daher gehen wir diese Spiele durchaus selbstbewusst an. Warum sollen wir da keine Punkte holen? Jeder Gegner ist zu schlagen in der Liga, aber du kannst auch gegen jeden verlieren.

Das Spiel in Bornreihe am 26. März leitet eine Serie von fünf Spielen gegen direkte Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt ein. Haben Sie für die Osterferien schon eine Urlaubssperre verhängt?

Ich gehe einfach davon aus, dass die Spieler dann alle da sind. Es kommt bei uns nur sehr selten vor, dass die Jungs in der Saison im Urlaub sind.

Wie viele Punkte sollte Ihr Team aus diesen Spielen holen?

So weit rechne ich gar nicht. Das nächste Spiel für uns ist zu Hause gegen Arminia Hannover. Danach gehen wir von Spiel zu Spiel an die Aufgaben heran und gucken mal, wie sich das entwickelt. Zielsetzung ist es, so schnell wir möglich 40 Punkte zu haben.

Nur fünf Mannschaften haben in der Hinrunde weniger Tore geschossen als der HSC. Zudem verteilen sich die 25 Treffer auf zwölf verschiedene Spieler. Fehlt Ihnen ein echter Knipser?

Es ist schon bezeichnend, dass Kevin Rehling als defensiver Mittelfeldspieler mit sechs Treffern unser Torjäger ist. Da fehlt uns schon irgendwie ‘ne Qualität. Auf der anderen Seite haben wir oft viele Möglichkeiten. Die Chancenverwertung ist definitiv verbesserungswürdig, keine Frage. Ich würde mir schon noch mal einen richtigen Knipser wünschen, aber der fällt natürlich nicht von den Bäumen. Wir arbeiten erst mal mit den Leuten, die wir haben und versuchen das zu verbessern. Wir machen im Training viele Flanken, machen viel Torschusstraining, üben das Eins gegen Eins mit dem Torwart und Passfolgen mit Laufwegen. Das muss sich verbessern, aber vielleicht platzt da ja auch einfach mal der Knoten. Gegen Bornreihe schießt du fünf Tore – und dann wieder drei Spiele lang keines. Das ist bei uns bislang schon eine kleine Wundertüte.

Hätte man Daniel Grimm – den erfolgreichsten Torschützen der Vorsaison – vielleicht halten müssen?

Nein. Ich glaube, auch mit ihm hätten wir nicht mehr Tore gemacht. Wir sind ja eigentlich recht zufrieden, auch wenn es schnell mal eben sechs, sieben Punkte mehr hätten sein können – so eng war das alles – und dann hätten wir da gar nicht mehr drüber gesprochen.

Mit Dennis Gräbnitz hatten Sie zu Saisonbeginn einen in der Landesliga zuvor erfolgreichen Angreifer verpflichtet. Nun verlässt er den Verein in der Winterpause. Wie kam es, dass er sich nicht durchsetzen konnte?

Das war einfach unglücklich. Er verletzte sich gleich nach dem dritten Training, war dadurch die ganze Vorbereitungsphase nicht dabei und hatte auch hier und da von der Arbeit aus Probleme mit dem Training. Ich denke, das war von beiden Seiten ein Missverständnis.

Wird es zur Rückserie noch Neuverpflichtungen geben?

Wir halten die Augen offen und sind wachsam. Sollte da irgendwas passen, dann greifen wir zu.

Was ist Ihre schönste Erinnerung an die Hinserie 2016/17?

Ganz klar das Spiel in Jeddeloh, bei dem alles gepasst hat. Da standen wir auch schon unten und keiner hatte mit so einem Erfolg gerechnet. Doch jeder Torschuss saß, jeder Spieler war so fokussiert auf das Spiel, so dass einfach alles klappte. Wir hätten sogar sieben oder acht Tore machen können. Das war schon eine Freude, mir so ein Spiel anzuschauen.

Was ist Ihre schlechteste?

Das war das Heimspiel gegen Bersenbrück, in dem wir völlig versagt haben. Wir gehen 1:0 in Führung, verschießen noch einen Elfmeter und brechen dann völlig ein, ohne dass man dafür irgendeine Erklärung hatte.

Was muss Ihre Mannschaft beherzigen, damit die Rückrunde nicht eine solche Zitterpartie wird wie in der vergangenen Saison, in der der Klassenerhalt erst nach dem Aufstieg von Vizemeister Egestorf/Langreder feststand?

Jeder Spieler muss in jedem Spiel komplett die volle Bereitschaft, Aufmerksamkeit und Wachsamkeit auf den Platz bringen. Jeder Spieler weiß, wie gut wir dann als Mannschaft sein können. Das ist aber auch eine große Qualität, das immer wieder Woche für Woche abzurufen. Ich hoffe, dass wir das in den letzten zwölf Spielen noch besser hinbekommen als in der Hinrunde.

Mit Can Ercan, Gustav Balzer und Keeper Tjark Mertha haben drei Nachwuchsspieler den Sprung in die Stammformation geschafft. Was für Hoffnungen verbinden Sie mit ihnen?

Das sind tolle Jungs, die haben Ziele, die haben eine tolle Einstellung und die wollen wir weiter entwickeln. Darüber hinaus hoffen wir noch, dass auch in der kommenden Zeit weitere Spieler aus unserer eigenen Jugend diesen Weg gehen.

Neuzugang Enes Acarbay verletzte sich noch vor dem ersten Pflichtspiel und kam erst in den letzten Hinrundenpartien zu seinen ersten acht Spielminuten im Oberligateam. Wie wichtig kann er für die Mannschaft noch werden, wenn er fit aus der Rückrundenvorbereitung kommt?

Das wissen wir selbst noch nicht. Da lassen wir uns mal überraschen. Das ist ein toller Junge, passt gut in die Mannschaft rein, integriert sich. Es macht Spaß mit ihm – und alles weitere müssen wir sehen, wenn er die Vorbereitung mitgemacht hat.

Auf dem Vorbereitungsplan für die Rückrunde stehen neun Spiele und nur acht Trainingseinheiten. Warum haben Sie das so aufgeteilt?

Wir haben im Winter nur sehr schlechte Trainingsbedingungen. Alle Spiele bis auf das letzte sind auf Kunstrasen, da bin ich sicher, dass die auch stattfinden. Das schlechteste Spiel ist unter diesen Bedingungen noch besser als das beste Training. Das bringt uns auch konditionell am schnellsten weiter.

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Dieser Artikel stammt von der Zevener Zeitung

Aufrufe: 028.12.2016, 10:43 Uhr
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