2024-05-02T16:12:49.858Z

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Hansi Bargfrede (links) erklärt am 3. November überraschend seinen Rücktritt als Trainer des Heeslinger SC. Damit geht eine Ära zu Ende. Foto: Demmer
Hansi Bargfrede (links) erklärt am 3. November überraschend seinen Rücktritt als Trainer des Heeslinger SC. Damit geht eine Ära zu Ende. Foto: Demmer

Ein Abgang als letzter Dienst am Verein

Mein Moment 2018: Hansi Bargfredes Rücktritt am 3. November

Die Nachricht erreichte mich am Krankenbett. Per Whatsapp informierte mich ein Kollege am 3. November um 20.18 Uhr über den Rücktritt von Hansi Bargfrede als Trainer des Heeslinger SC. Der Tag markiert das Ende einer Ära. Zwar ist es in stolzen 37 Jahren schon das fünfte Mal, dass der Ex-Profi das Amt des Heeslinger Trainers abgibt, doch vorher war er immer mit langer Vorlaufzeit zum Saisonende gegangen und nicht inmitten einer handfesten sportlichen Krise.

Der überraschende Rücktritt war dabei sowohl für Vereinsverantwortliche und Mannschaft als auch den neutralen Beobachter ein Schock. Denn er markiert eine besondere Zäsur, zumal die Geschichte des Aufstiegs des Heeslinger Fußballs untrennbar mit dem Namen Hansi Bargfrede verbunden bleibt.
1981 übernahm er als damals 22-jähriger Profi des FC St. Pauli erstmals „nebenbei“ das Traineramt der Kreisligafußballer des TuS, führte diese 1985 als Meister in die Bezirksklasse und 1986 in die Bezirksliga. Nach einer dreijährigen Pause kehrte er 1990 erstmals als Coach zum zwischendurch erneut aufgestiegenen Team zurück, wurde Meister der Bezirksoberliga und schaffte 1994 den Sprung aus der Landes- in die Niedersachsenliga. Mit einer kurzen Unterbrechung von Juli bis September 1999 war er bis Juli 2000 und von Oktober 2003 bis Juni 2006 TuS-Trainer. Beim Heeslinger SC saß er seit Februar 2015 auf der Bank.

Fast 23 Trainerjahre in Heeslingen

Das sind fast 23 Jahre als Übungsleiter im Heeslinger Herrenfußball. Es dürfte kaum einen Ort geben, der fußballerisch einem einzigen Menschen dermaßen viel zu verdanken hat – zumal es maßgeblich dessen als Profi erworbenes Know-How war, das den Aufstieg des einstigen Kreisligisten zum führenden Club des Landkreises überhaupt erst möglich machte.
Zwischendurch engagierte sich Bargfrede auch immer wieder im Jugendbereich. Das führte auch zu unserem ersten persönlichen Zusammentreffen in der Saison 1988/89. Der damals noch aktive St.-Pauli-Profi hatte ein Jahr zuvor sein Amt bei den Heeslinger Herren quittiert und stattdessen die A-Jugend seines Heimatortes übernommen. Diese führte mit 52:0 Punkten und 106:7 Toren die Bezirksligatabelle an, als ich als Torwart des potenziellen Abstiegskandidaten JSG Wörpetal zum Spitzenreiter musste.
Der Begriff Abwehrschlacht dürfte für solche Spiele erfunden worden sein: Wir igelten uns mit zehn Mann an unserem Strafraum ein, schafften es lediglich zwei Mal selbst vor das Heeslinger Tor. Doch es war halt eine dieser Partien, die man als Torwart für immer im Gedächtnis behalten wird – ungeachtet ihres für uns letztlich tragischen Ausgangs.

Tor in der Nachspielzeit

Bis in die letzte Minute der für damalige Verhältnisse außergewöhnlichen Nachspielzeit von vier Minuten hielten wir mit vereinten Kräften das 0:0 – dann brachte ein Abstauber von Ralf Martens doch noch das Heeslinger 1:0. Danach wurde nicht wieder angepfiffen. An dem Abend ein Drama, wenn auch die Saison letztlich für beide Mannschaften erfolgreich endete: Heeslingen wurde Meister und wir schafften den Klassenerhalt.
Dieses Spiel führte jedenfalls dazu, dass bei unseren beruflich bedingten Telefonaten während Hansi Bargfredes zweiter Trainertätigkeit im TuS-Herrenbereich in den 1990er Jahren immer wieder kurz das Thema eines Wechsels nach Heeslingen aufkam, ohne dass es allerdings je dazu gekommen wäre. Somit habe ich damals die Chance verpasst, selbst einmal unter dem Architekten des Heeslinger Oberligafußballs zu trainieren – und selbst, wenn ich 20 Jahre jünger wäre als heute, würde es möglicherweise keine weitere geben.
Denn Hansi Bargfredes fünfter Abschied von der Trainerbank seines Heimatortes könnte einer auf Dauer sein. Seinem Verein hat er damit einen letzten Dienst erwiesen. Denn sportlich ist der Wunsch des Trainers, sein Abgang möge neue Energien bei der Mannschaft freisetzen, in Erfüllung gegangen. Aus den nachfolgenden vier Partien holte der Heeslinger SC zehn Punkte. Der richtige Ausstiegszeitpunkt zum Wohle des Clubs – auch ein Zeichen trainerischen Könnens.

Mein Moment 2018
Oliver Moje ist Sportredakteur bei der Zevener Zeitung und wurde vom Rücktritt des langjährigen Heeslinger Trainers genauso überrascht wie der Verein und die Mannschaft.



Aufrufe: 03.1.2019, 18:00 Uhr
Oliver Moje / Zevener ZeitungAutor