2024-05-17T14:19:24.476Z

Allgemeines
Daumen hoch: Abdulkafi Alloush (26), genannt Kafi, hat für den SuS Gehrden/Altenheerse sieben Mal getroffen.
Daumen hoch: Abdulkafi Alloush (26), genannt Kafi, hat für den SuS Gehrden/Altenheerse sieben Mal getroffen.

"Wir haben wieder eine Zukunft"

Zwei syrische Flüchtlinge verhelfen dem SuS Gehrden/Altenheerse zum Aufschwung / Abdulkafi Alloush und Mahmoud Makhzoum fühlen sich auch außerhalb des Sportplatzes in dem Dorf wohl

Verlinkte Inhalte

Zwei syrische Flüchtlinge halfen dem Höxteraner Süd-B-Ligisten SuS Gehrden/Altenheerse dabei, in der Rückrunde wieder in die Spur zu finden. Beim Saisonabschluss feierten sie diesen Erfolg mit der Mannschaft.
Es ist Samstag, der letzte Spieltag in den Kreisligen, und das Gehrdener Sportheim ist gut gefüllt. Gemeinsam mit Freunden schauen die zwei Mannschaften des SuS das Championsleague-Finale. Ganz vorne sitzen AbdulkafiAlloush (26), genannt Kafi, und Mahmoud Makhzoum (23), der Real Madrid die Daumen drückt und später nicht enttäuscht wird. Dass die beiden Syrer hier sitzen, ist für sie keine Selbstverständlichkeit – noch vor wenigen Monaten befanden sie sich inmitten des Bürgerkriegsgebiets und waren ständig mit Gewalt und dem drohenden Tod konfrontiert. Dann begaben sich die beiden gemeinsam auf die Flucht. Über die Türkei gelangten sie nach Griechenland und dann über Serbien, Kroatien und Österreich bis nach Deutschland. Seit acht Monaten sind sie nun im 950-Seelen-Dorf Gehrden (Stadt Brakel), wo sie untergebracht worden sind.

»Unser Traum ist es, höherklassig zu spielen«

Schnell war ihnen klar, dass es trotz der Überforderung, die sie angesichts des radikalen Wandels ihrer Lebensumstände empfunden haben, eine wichtige Konstante gibt: den Fußball. Beide spielten in Syrien höherklassig. Alloush trainierte sogar zwei Monate bei einem Profiteam mit, doch eine Verletzung warf ihn damals zurück. Durch den Krieg war nach der Genesung nicht an ein Fortführen der Karriere in Syrien zu denken. „Alle unsere Träume waren vorbei“, sagt Makhzoum.

Seit drei Monaten kicken die beiden nun beim SuS Gehrden/Altenheerse – und das mit Erfolg: Vor allem Alloush ist in der Rückrunde zur festen Größe im Sturm der ersten Mannschaft geworden und hat mit seinen sieben Treffern dazu beigetragen, dass sich das Team von Michael Puhl aus dem Tabellenkeller bis auf Platz sechs vorgekämpft hat. Gerade in der Offensive lag in der Hinserie die Schwachstelle der Mannschaft. „Wir haben reihenweise Großchancen ausgelassen und ständig nur Unentschieden gespielt, obwohl wir besser waren“, sagt Trainer Puhl. Dass auch Alloush zur Trendwende beigetragen hat, bestätigt Sturmpartner Daniel Bitterberg: „Kafi hat uns stark unterstützt, das war schon eine tolle Leistung.“

Wenn es nach den Neuzugängen geht, ist Gehrden/Altenheerse aber nur eine Zwischenstation auf ihrem fußballerischen Weg. „Unser Traum ist es, höherklassig zu spielen, am liebsten für den SC Paderborn“, erklärt Abdulkafi Alloush, obwohl er weiß, dass das nicht leicht wird. Mahmoud Makhzoum ergänzt: „Gehrden/Altenheerse hat uns geholfen, einen Einstieg zu finden. Wir sind allen hier sehr dankbar, uns so aufgenommen zu haben, das ist für uns keine Selbstverständlichkeit.“

Die Integration gelingt auch abseits des Platzes: Die Teamkollegen helfen den beiden Neulingen dabei, Deutsch zu lernen und fordern den Dialog immer wieder ein. Auch wenn die Sprache noch Schwierigkeiten bereitet, lernen Alloush und Makhzoum, die seit Kindertagen wie Brüder füreinander sind, jeden Tag etwas mehr.

Der Dank dafür äußert sich auf verschiedene Weise. Ein eindrucksvolles Beispiel ist die SuS-Torte, die der gelernte Konditor Makhzoum für das Gehrdener Pfarrfest gebacken hat. „Wir haben jetzt wieder eine Zukunft“, sagt der 23-Jährige Syrer und hofft, dass es vielleicht klappt mit der Fußballkarriere in Deutschland.


Süßes Dankeschön: Mahmoud Makhzoum ist gelernter Konditor und hat eigens für das
Gehrdener Pfarrfest eine Torte gebacken.

Aufrufe: 01.6.2016, 08:35 Uhr
Carsten ZimmermannAutor