2024-04-25T14:35:39.956Z

Pokal
Dahoam: Nach Jahrzehnten gibt es wieder ein Kreispokalfinale für Prenzlau in Prenzlau.Foto: Gunnar Haffer
Dahoam: Nach Jahrzehnten gibt es wieder ein Kreispokalfinale für Prenzlau in Prenzlau.Foto: Gunnar Haffer

Prenzlau bekommt das Finale dahoam

MIT GALERIE: Der SC Blau-Weiß sichert sich nach dem Kantersieg gegen den Angermünder FC zum ersten Mal seit Jahrzehnten den Einzug in ein Turnier-Endspiel. Das findet im Uckerstadion satt.

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Nach dem Abpfiff lagen sich nahezu alle im sonnenüberfluteten Prenzlauer Uckerstadion in den Armen. Die Energie-Spieler tanzten jubelnd auf dem Rasen, die Zuschauer klatschten lange, die Trainer absolvierten erste Gratulationskuren während die Gäste vom Angermünder FC gar aufs Auslaufen verzichteten und schnell in der Kabine verschwanden.

Aber: Das letztlich deutliche 6:2 auf der Anzeigetafel war trotz des wankelmütigen Spielverlaufs durchweg verdient. Die Kreisstädter zogen so mit fünf Siegen und einem Torverhältnis von 30:7 ins Finale ein, das seit dem vergangenen Jahr immer am 1. Mai im Uckerstadion der Kreishauptstadt ausgetragen wird. Der AFC orientierte sich zunächst sehr defensiv, dennoch hätte ihr Torjäger, John Singert (14 Ligatreffer bislang), bereits nach fünf Minuten die Gäste in Front bringen können: Eine verunglückte Kopfballrückgabe von Wellington Schäfer rettete SC-Keeper Marcin Markiewicz halsbrecherisch vor dem einschussbereit AFC-Stürmer.

Auf der anderen Seite servierte Marcel Blume die erste Ecke von rechts an den Elfmeterpunkt, wo der Ball knapp über Robert Sikorskis Stirn strich, ehe Bartosz Barandowski im Nachschuss über den Angermünder Kasten zog (12.). Beim nächsten FC-Konter patzte die Prenzlauer Hintermannschaft gleich mehrfach. Martin Rakoczy hinterlief Toni Arndt und schloss von rechts aber deutlich zu ungenau ab (14.). Es ging munter los, beide Teams kennen sich ja schon lange, viel Abtasten war kaum nötig.

In der 15. Minute dann dies: Pawel Backlers Flanke erreichte erneut den Prenzlauer Kapitän, jetzt blieb den Gästen nur noch eine Glanztat ihres sehr guten Schlussmanns Kevin Oppelt und die Querlatte. Von dort aber prallte das Leder zurück zu Bethke, der etwas unkonventionell verwandelte – eine verdiente Führung zum 1:0, die dennoch nicht selbstverständlich erschien (16.).

Weiterhin machten die Gastgeber viel Druck, mehr und mehr aber zeigten sowohl die schnellen Gegenstöße der Gäste, als auch einzelne Fehler in der Energie-Abwehr Wirkung. Zum Ende des ersten Durchgangs war Angermünde dem Ausgleich deutlich näher, als der Favorit dem 2:0. Erst nach genau einer halben Stunde folgte die erste Ecke für den AFC, aber Oliver Boches Ball von links geriet viel zu weit (31.).

Es blieb bei der inzwischen knappen Führung der Platzherren, die kurz vor der Pause ihren angeschlagenen Innenverteidiger Wellington Schäfer durch Pawel Wojtalak ersetzen mussten. Beide Trainer sahen zum Neubeginn keine weiteren Wechselgründe.

Kaum rollte das Leder wieder, da kombinierten sich die Platzherren schön vors AFC-Tor, ehe Stephan Bethke zum umjubelten 2:0 einnetzte (47.). Den Wiederanstoß aber verschliefen die Gastgeber im vermeintlich verfrühten Jubel völlig. Martin Kämke nutzte die Unordnung im SCP-Strafraum und ließ Markiewicz keine Chance – Anschlusstreffer mit Ansage, nur noch 2:1 (48.). Angermündes Trainer Thomas Bönisch schien beim Pausentee goldene Worte gefunden zu haben, sein Team agierte längst deutlich höher und gab die destruktive Defensivhaltung immer mehr auf. Beim nächsten Gewühl im Prenzlauer Sechzehner gelang letztlich John Singert der entscheidende, wenn auch etwas „zufällige“ Abschluss – lange Gesichter nicht nur auf der sehr gut besetzten Tribüne, ein verdienter Ausgleich zum 2:2 (52.), hier war längst noch nicht österlicher Feierabend.

Es dauerte einige Minuten, ehe sich beide Teams wieder gefangen und sortiert hatten. Ob des Zwischenstandes wollte keiner mehr Fehler machen, Offensivaktionen blieben zunächst Mangelware. Nach gut einer Stunde aber sorgte Prenzlau vor allem über rechts wieder konstruktiv für Gefahr. Zunächst schaffte der souveräne und wieder enorm laufstarke SC-Kapitän Stephan Bethke seinen „Dreierpack“, mit einem fast unbedrängten Abschluss zum 3:2 brachte der 29-Jährige sein Team wieder in Front (66.). Exakt 68 Sekunden später tat es ihm Robert Sikorski quasi gleich, sein 4:2 (67., wieder schön über rechts vorbereitet) entzog den Gästen vermeintlich die insgesamt nicht unberechtigten Hoffnungen auf den Finaleinzug.

Inzwischen wurde der 4:2-Sieg des Schönower SV daheim gegen den SV aus Gartz bekannt, gesucht wurde nun der zweite Pokalfinalist. Nimmermüde Prenzlauer attackierten weiter, ihre Dominanz fortan und wohl auch einige konditionelle Defizite bei den Gästen ließen mehr und mehr Sicherheit in die SC-Reihen einziehen. Noch einmal Robert Sikorski: Nach erneut grandioser Vorarbeit durch Marcel Blume prallte das Leder vom AFC-Pfosten zurück – leichtes Spiel für den 39-jährigen Routinier der Prenzlauer, um zum entscheidenden 5:2 zu treffen (73.).

Was für eine Partie, und all das nahezu komplett fair – Referee André Bock brauchte lediglich eine Gelbe Karte gegen Angermündes Rico Ringel (taktisches Foulspiel). Und das in einem hoch umkämpften Pokal-Halbfinale.

Den Schlusspunkt setzte der Akteur mit der wohl größten läuferischen Leistung im ganzen Spiel. Bartosz Barandowski vollstreckte in der 87. Minute: Die Vorarbeit kam erneut über rechts, diesmal durch die eingewechselten Jacob Kaiser und Jeromé Schulz, ehe der 27-jährige Trefferlieferant des SC nach erneutem „Abpraller“ völlig unbedrängt zum finalen 6:2 einnetzen konnte (87.). Jeromé Schulz hätte nach tollem Solo und dem „Vernaschen“ der kompletten AFC-Abwehr und dessen bedauernswertem Schlussmann Kevin Oppelt gar noch erhöhen können.

Mit breiter Brust dürfen die Männer vom Trainerduo Heiko Stäck und Jörg Scharein ins Pokalfinale einziehen, vielleicht ja auch, um die böse Panne aus dem Halbfinale der Vorsaison (1:3 in Schönow) in der heimischen und vermeintlich brechend vollen Arena deutlich auszubügeln. Der Anstoß im Uckerstadion am 1. Mai ist zu 16 Uhr geplant.

Aufrufe: 029.3.2016, 10:20 Uhr
Gunnar HafferAutor