Spannender könnte die Ausgangsposition kaum sein: Als Tabellenzweiter werden die Richrather zum VfB reisen, der wie TuSpo und der Spitzenreiter TSV Aufderhöhe III 43 Punkte hat. Außerdem noch im Rennen: Osmanlispor Solingen und Genclerbirligi Opladen II mit jeweils 42 Zählern. Verlieren ist also verboten für Richrath. Und hier kommt Hans Sarpei ins Spiel.
Fast 200 Bundesliga-Spiele hat der inzwischen 42-Jährige für den VfL Wolfsburg, Bayer Leverkusen und Schalke 04 bestritten, im Jahr 2010 war er für Ghana bei der Fußball-WM in Südafrika dabei. Nach dem Abschied von der Bundesliga-Bühne blieb Sarpei im Show-Geschäft. Bei der Fernsehsendung „Let‘s Dance“ gewann er 2015 das Finale und es entwickelte sich ein Hype um den stets gut gelaunten Ex-Profi. Mit seinen 580 000 Facebook-Followern übertrifft er beispielsweise den BundespräsidentenFrank-Walter Steinmeier (gut 100 000) um ein Vielfaches.
Nach Richrath bringt ihn nun seine Fernsehsendung „Hans Sarpei – das T steht für Coach“. Das Prinzip: Der Ex-Profi übernimmt, unterstützt durch Comedian Marek Fis und den Youtuber Metehan Volkan, für einige Einheiten das Zepter bei einem unterklassigen Verein und bereitet die Amateure auf das anstehende Meisterschaftsspiel vor. Als eine von fünf Mannschaften aus rund 1000 Bewerbern wurde dafür auch die zweite Mannschaft des TuSpo Richrath auserwählt. Und so übt der C-Kreisligist nun an diesem kalt-nassen Abend unter Sarpeis Regie für die sportlich wichtigste Partie des Jahres.
„Bei so einem Spiel geht es nicht darum, wer die bessere Mannschaft ist. Entscheidend ist, wer heißer und williger ist. Wir gehen jedes Mal mit dem Ziel an die Sache heran, aus den Jungs das Beste herauszuholen. Das ist bei jeder Mannschaft unser Anspruch. Wir wollen die Jungs schon jetzt so heiß machen, dass sie es im Spiel dann abrufen werden“, sagt Sarpei. Auch Andi Barth, Produzent der Sendung und ehemaliger Landesliga-Fußballer, hofft in Richrath in der kurzen zur Verfügung stehenden Zeitspanne etwas Positives bewirken zu können: „Wenn Trainer und Mannschaft bereit sind, die Sachen anzugehen, die noch nicht so gut klappen, dann kann sich tatsächlich langfristig etwas verändern. Wir haben teilweise noch Kontakt zu Mannschaften, die wir vor Jahren einmal betreut haben. Und kurzfristig ist es für viele natürlich eine Motivation, dass ein ehemaliger Profi und die Kameras dabei sind. Das macht häufig etwas aus.“
Bereits am Tag zuvor hatte Sarpei seine erste Einheit in Richrath geleitet. Dabei ging es vor allem darum, die Spieler kennenzulernen. Beim zweiten Treffen stehen nun unter anderem taktische Inhalte auf dem Programm – und der eine oder andere Kniff für Standard-Situationen. „Wenn wir irgendwo hinkommen, befürchten wir erst mal immer das Schlimmste, aber hier haben wir eine Mannschaft vorgefunden, die weiß, was sie tut. Sie steht zu Recht da oben und spielt um den Aufstieg mit“, findet Sarpei. Richraths Stammtrainer Stephan Grallert hört es gerne: „Solch ein Lob freut mich natürlich. Das zeigt uns, dass unsere Arbeit Früchte trägt.“
Dass die Kurzzeit-Liaison zwischen Sarpei und dem C-Ligisten bei aller Expertise des ehemaligen Bundesliga-Profis durchaus auch Risiken mit sich bringt, ist den Richra-thern bewusst. Schließlich könnte sich die ungewohnte Aufmerksamkeit eventuell negativ auswirken. Unter dem Strich, so die Hoffnung, sollen jedoch die positiven Aspekte überwiegen. Das sieht der Richra-ther Rechtsaußen Oleg Karpow ebenfalls so: „Das hat man nicht alle Tage und das gibt uns natürlich einen Motivationsschub. Und im Training merkt man absolut, dass er es absolut ernst meint.“
Die Erfolgsquote spricht bis jetzt auf jeden Fall für Sarpei und seine Kollegen. Alle sechs Mannschaften, die im Rahmen der Sendung bei Aufstiegsspielen unterstützt wurden, haben am Ende den Sprung nach oben geschafft. Diese Serie könnte jetzt gerissen sein. Richrath verlor das Derby beim VfB mit 1:4. Trotz eines Ex-Profis auf der Trainerbank.
Hans Sarpei ist ein ehemaliger Fußball-Profi mit ghanaischen Wurzeln und geboren am 28. Juni 1976 in Tema. Einige Jahre später kam er mit seiner Familie nach Deutschland und wuchs dann in Köln auf. Seine aktive Karriere begann bei Fortuna Köln, ehe er 2000 zum MSV Duisburg wechselte und sein erstes Länderspiel für Ghana absolvierte. Von 2001 bis 2007 stand er beim VfL Wolfsburg unter Vertrag und fand dann über Bayer Leverkusen zum FC Schalke 04. Nach dem Ende der Karriere erwarb Sarpei die Trainer-A-Lizenz und betätigte sich auch außerhalb des Fußballs (Let’s Dance). Seine Sendung „Hans Sarpei – das T steht für Coach“ hat Kultstatus, weil der Ex-Profi immer für einen guten Spruch zu haben ist.