2024-05-23T12:47:39.813Z

Ligavorschau
Er kann wieder lachen: Torwart Patrick Herchenbach feierte in der Kreisliga A nach seiner schweren Verletzung sein Comeback., Foto: Hoene
Er kann wieder lachen: Torwart Patrick Herchenbach feierte in der Kreisliga A nach seiner schweren Verletzung sein Comeback., Foto: Hoene

"Ich hätte nicht in allen Ländern überlebt"

Interview der Woche: Patrick Herchenbach, Torhüter des SSV Nümbrecht , verletzte sich schwer und hat schlimme Momente hinter sich

Patrick Herchenbach, Torwart des Fußball-Landesligisten SSV Nümbrecht, verletzte sich am 1. August bei einem Testspiel bei der SG Finnentrop-Bahmenol schwer und verlor fast eine Niere. Nun hat der 25-Jährige in der Reserve sein Comeback gefeiert. Wir sprachen mit ihm über die Szene und sein Comeback. Thomas Giesen hat mit ihm gesprochen.

Zuallererst: Wie geht es Ihnen?

Mir geht es gut. Ich hatte ja jetzt bei der zweiten Nümbrechter Mannschaft meinen ersten Einsatz nach der Verletzung und habe nichts mehr davon gespürt. Kein Ziehen, kein Stechen. Da hatte ich nach Muskelverletzungen schon mehr Probleme.

Sie haben sich bei einem Testspiel im August in Finnentrop schwer verletzt. Beschreiben Sie doch mal, was genau da passiert ist.

Die Szene war eigentlich ziemlich unspektakulär. Es kam ein langer Ball in die Spitze geflogen, ich bin auf ein Knie herunter und habe den Ball aufgenommen. Den von der Seite heranfliegenden Gegenspieler habe ich aber nicht gesehen, nur im letzten Moment wahrgenommen und mich instinktiv weggedreht. Er hat mich trotzdem mit dem Knie im Bereich der Niere getroffen, und ich bin sofort zusammengesackt. Das war ein Foul, aber ein unglücklicher Zusammenprall, der in jedem Spiel vorkommen kann. Ich habe sofort gespürt, dass ich mich verletzt habe. Ich hatte noch nie solche Schmerzen.

Welche Verletzungen haben Sie davongetragen?

Ich hatte zwei gebrochene Rippen, aber schlimmer war, dass die rechte Niere viermal gerissen war, wie später im Krankenhaus in Attendorn festgestellt wurde. Ich hatte drei bis vier Liter Blut verloren und bekam vier Bluttransfusionen. In Attendorn konnte man mir dann nicht weiterhelfen und ich bin in die Urologie nach Lüdenscheid verlegt worden. Dort haben dann ein Professor und vier Ärzte darüber beraten, ob ich die Niere behalten kann. Ich hatte aber eigentlich noch Glück.

Warum? Das klingt alles schon ziemlich ernst.

Es war ein Notarzt unter den Zuschauern, der mir gleich Eis auf die Seite gepackt hat, deshalb hat es nicht noch mehr geblutet. Man sagte mir, dass ich wegen des Blutverlustes in manchen Ländern der Erde nicht überlebt hätte.

Hatten Sie denn mal Todesangst?

Daran habe ich nie gedacht und es zuerst nicht als so schlimm empfunden. Im Nachhinein habe ich realisiert, wie schlimm es eigentlich wirklich war.

Wie ging es im Krankenhaus weiter?

Es wurde beschlossen zu warten, bis die Blutung aufhört, und zu sehen, ob sich die Niere regeneriert. Zehn Tage habe ich dann auf der Intensivstation gelegen und hatte extreme Schmerzen. Zudem durfte ich mich nicht bewegen und musste die ganze Zeit in derselben Position liegen, weil die Niere keine Erschütterung erleiden durfte. Ich hatte später unheimliche Rückenschmerzen und habe sogar Morphium bekommen. Zudem durfte ich keine Flüssigkeit zu mir nehmen, sonst hätte ich mich sofort erbrochen, was in den ersten drei Tagen dennoch ständig passiert ist. Allein, wenn ich etwas Spucke verschluckt habe, musste ich mich erbrechen. Ich hatte immer das Gefühl zu verdursten. Während der Zeit auf der Intensivstation wurde die Blase außerdem jeden Tag durch einen Katheter mit zwölf Litern Wasser durchspült, damit das Blut dort nicht gerinnt.

Sind Sie wieder völlig gesund?

Die Niere konnte drin bleiben, und bei einem ersten Funktionstest hatte sie 40 Prozent ihrer Leistungsfähigkeit. 50 Prozent können es noch werden. Damit kann man ohne Probleme leben, wenn man viel trinkt und nichts Weiteres passiert.

Sie sprechen es an. Passieren darf jetzt offenbar nichts mehr. Ist Ihnen vom Fußballspielen mal abgeraten worden oder haben Sie selbst daran gedacht aufzuhören?

Die Ärzte haben mir schon nahegelegt, besser nicht mehr Fußball zu spielen. Aber ich will weitermachen und habe auch nie daran gedacht, aufzuhören. Fußball ist mein Leben. Ich habe nie den Gedanken gehabt, dass ich mich wieder verletzen könnte. Auf dem Platz darf das auch nicht sein, sonst bringt man nicht mehr seine volle Leistung.

Sie haben in der Reserve Ihr Comeback gefeiert. Wie war?s?

Der erste Einsatz war nicht so toll. Wir haben 1:6 verloren. Aber es war ein tolles Gefühl wieder im Tor zu stehen und ich bin ziemlich nervös gewesen. Aber ich habe mich sehr gefreut, wieder zu spielen. Jetzt hoffe ich, dass ich bald wieder bei 100 Prozent bin und im Tor der ersten Mannschaft in der Landesliga spielen kann.

Aufrufe: 030.10.2015, 19:33 Uhr
Kölner Stadt-Anzeiger / Thomas GiesenAutor