2024-06-06T14:35:26.441Z

Interview
Für ihn und seine Spieler sei die Corona-Pause nach einer hervorragenden Wintervorbereitung besonders bitter gekommen, sagt Donaustaufs Übungsleiter Franz Koller.
Für ihn und seine Spieler sei die Corona-Pause nach einer hervorragenden Wintervorbereitung besonders bitter gekommen, sagt Donaustaufs Übungsleiter Franz Koller. – Foto: Robert Geisler

Faire Saisonfortsetzung? Franz Koller sieht schwarz

Für den Trainer des SV Donaustauf ist eine sportlich faire Beendigung der aktuell unterbrochenen Runde kaum vorstellbar

Gefühlt scheint sich der Wind allmählich zu drehen: hatten bei einer Onlineabstimmung des Verbandes im April noch über zwei Drittel der Amateurklubs auf eine Fortführung der Saison im Herbst plädiert, werden die Stimmen immer lauter, wonach die Verbandsspitze ihre Entscheidung noch einmal überdenken soll. Eine gesamtdeutsche Lösung erachtet man auch beim Bayernligisten aus Donaustauf als wünschenswert. Gleichzeitig treibt den Verantwortlichen des SV um GmbH-Geschäftsführer Matthias Klemens in diesen Tagen vor allem die Frage um, wie es diesen Sommer mit den neu verpflichteten Vertragsspielern vonstatten geht. Wir haben die Gelegenheit genutzt, um uns mit Klemens sowie Cheftrainer Franz Koller über die aktuelle Lage zu unterhalten.

Die fünf jüngsten Neuverpflichtungen zeigen den Weg auf, den der SV Donaustauf in Sachen Transferpolitik künftig einschlagen möchte. Was gab den Ausschlag, dass es gerade diese fünf Burschen geworden sind?

Franz Koller: Spieler aus der Umgebung holen, das war mir grundsätzlich wichtig. Dass wir die Konstellation im Kader ein Stück weit verändern. Wir haben ja, als ich gekommen bin, einen durchaus bunt durchgewürfelten Kader mit vielen Nationen beisammen gehabt. Mir war es wichtig, ein Stück weit auf Spieler aus dem Regensburger Umfeld zu setzen, junge, hungrige, deutschsprachige Spieler. Die einfach ein Stück weit diesen absoluten Biss und Willen haben, sich in der Bayernliga zu beweisen oder sich schon bewiesen haben - und die unserem Kader gleichzeitig nochmal zusätzlich Qualität verleihen.

Matthias Klemens: Grundsätzlich wollen wir natürlich einen breit aufgestellten Kader. Wir haben den Vorteil, dass wir durch diese Sonderstellung Bayernliga für Spieler interessant sind, um die du früher mit acht anderen Landesligisten hast kämpfen müssen. Es sind Spieler, die sportlich so hoch wie möglich spielen wollen, gleichzeitig aber auch beruflich investieren und deswegen nicht weit weg von Regensburg spielen möchten. Es freut uns natürlich, dass wir für solche Spieler interessant sind. Und, dass wir auch einheimische Kicker wieder an uns binden können.


Seht Ihr trotz allem noch irgendwo Handlungsbedarf oder seid Ihr mit dem jetzigen Stand des Kadergefüges vollauf zufrieden?

Franz Koller: Wir sind sehr gut aufgestellt und haben wirklich einen ganz, ganz breiten Kader. Wir suchen vielleicht noch einen Sechser bzw. Achter sowie einen Innenverteidiger. Das sind die einzigen zwei Positionen, wo wir im Moment nicht doppelt besetzt sind. Wir sind jetzt bei einer Kadergröße von 26 Leuten angekommen, was eigentlich eh schon sehr, sehr weit ist.



Ein, zwei weitere Neuzugänge sind also nicht ausgeschlossen?

Franz Koller: Die beiden genannten Positionen möchten wir noch besetzen, so wie wir uns das vorstellen. Wobei wir hier tatsächlich noch abwarten wollen, wie es weitergeht, um zu schauen, in welcher Kategorie wir uns auf diesen zwei Positionen verstärken wollen. Geht die Saison weiter, werden wir vielleicht noch den ein oder anderen talentierten Burschen dazunehmen. Sollte die Saison wider Erwarten abgebrochen werden, werden wir uns unter Umständen im Bereich Regionalliga, vielleicht auch dritte Liga, verstärken, um uns dann schon ein Stück weit einspielen zu können für die neue Saison. Aber es ist vielleicht gar nicht so schlecht, wenn man die ausstehenden 13 Spiele nimmt und sich anschaut, ob wir dann im Kader nochmal ein Stück weit etwas verändern müssen, um ganz vorne angreifen zu können.

Matthias Klemens: Vor allem im Offensivbereich sind wir jetzt auf allen Positionen doppelt oder dreifach gut besetzt. Wenn wir wissen, dass die Saison nicht mehr zu Ende gespielt und stattdessen im Herbst neu begonnen wird, werden wir noch ein oder zwei Transfers „von oben runter“ tätigen. Heißt, wir schauen, dass wir noch einen Regionalliga- oder Drittligaspieler bekommen.

Franz Koller: Das ist Matthias' Spezialgebiet. Ich bin für die Youngsters aus Regensburg und Umgebung und Matthias ist für die hochkarätigen Angelegenheiten zuständig (schmunzelt).


Manch andere Vereine haben das Mannschaftstraining, so gut es eben mit den auferlegten Vorschriften durchzuführen ist, bereits wieder aufgenommen. Wie handhabt Ihr das Ganze?

Franz Koller: Der 1. September bleibt meines Erachtens fix, weil ja Großveranstaltungen in Bayern bis 31. August verboten sind. Also stellt sich jetzt wirklich nur die Frage, ob es mit der neuen oder der alten Saison weitergeht. Da war mein Plan, dass wir irgendwann Anfang Juli in die Vorbereitung einsteigen. Dementsprechend haben wir dann immer noch sieben, acht Wochen Zeit zur Vorbereitung, um zu probieren, was möglich ist, und um uns einfach fit zu machen. Die Jungs sollen sich jetzt eigenständig ein Stück weit fit halten. Für uns ist es sehr sehr schade, weil wir in der Wintervorbereitung richtig gut drauf waren, alle Spiele gewonnen haben und eigentlich in einer sehr guten Form waren. Deswegen war und ist die Corona-Pause für uns mehr als bitter. Aber wir müssen es so nehmen, wie es kommt und einfach das beste daraus machen. Man kann es ja nicht ändern.

Franz Koller: »Es muss jeder ein Stück weit verstehen, dass es momentan keine Möglichkeit gibt, die Saison unter fairen Bedingungen fortzusetzen.«

Stichwort Saisonfortführung: Wie steht Ihr dem Ganzen gegenüber, welche Lösung könnte es geben?

Matthias Klemens: Wir wissen nach wie vor nicht, wie es weitergeht. Ich sehe uns am Schluss als letztes Bundesland, das die Saison zu Ende spielt. Vielleicht zeigt Herr Dr. Koch (Präsident des BFV, Anm. d. Red.) ja Größe, indem er seinen Fehler einsieht und revidiert. Dann haben wir vielleicht wirklich eine bundeseinheitliche Lösung in Deutschland. Die Hoffnung geben wir noch nicht auf.

Franz Koller: Die Ersten sollen aufsteigen, über die Quotientenregel. Vielleicht der Letzte absteigen. Wenn ich die Tabelle in den meisten Ligen anschaue - wie der Bayernliga Süd mit Nördlingen, der Nord-Gruppe mit Kahl oder der Landesliga Mitte mit Pfreimd - stecken doch so viele Vereine hinten drin, die so weit abgeschlagen sind, dass quasi keine Möglichkeit mehr besteht, dass sie nochmal rankommen. Dann geht’s direkt weiter mit der neuen Saison und der Fall ist erledigt. Jeder, der irgendwas mit Fußball zu tun hat, hätte es sich sehr gerne anders vorgestellt und gewünscht. Aber es sind Konstellationen, denen man zum Schluss einfach nicht aus dem Weg gehen kann. Es muss jeder ein Stück weit verstehen, dass es momentan keine Möglichkeit gibt, die Saison unter fairen Bedingungen fortzusetzen.


Du sprichst von fehlender sportlicher Fairness. Was meinst Du damit konkret?

Franz Koller: Wenn es weitergeht, ist mehr oder weniger ein dreiviertel Jahr kein Fußball mehr gespielt worden. Dazwischen waren zwei Wechselperioden, im Winter und im Sommer. Theoretisch muss es im Sommer ein Wechselfenster geben. In den unteren Ligen ist es vielleicht etwas anderes, aber bei uns? Die Spieler haben alle Verträge, die teilweise zum 30. Juni auslaufen. Ich glaube, kein Verband kann die Vereine dazu zwingen, Spielverträge weiter zu verlängern. Umgekehrt kann der Verband keinen Spieler dazu verpflichten, bei einem Verein weiterzuspielen, wo der Vertrag ausgelaufen ist. Das sind alles Geschichten, wo ich mir nicht vorstellen kann, dass sich der BFV darüber hinwegsetzen kann. Ob es dann, nach zwei Wechselfristen und ohne jeglichen Punktspieleinsatz, überhaupt eine vernünftige, faire und gleichberechtigte Chance für jeden gibt, kann ich mir nicht vorstellen.

Matthias Klemens: Ich gehe davon, dass, wenn 14 Bundesländer die Saison abbrechen und neu anfangen, irgendein Wechselfenster aufgemacht werden muss. Es wird die Frage sein, wie und in welcher Form und, ob dies nur für Vertragsspieler gilt. Aber nachdem wir sowieso ausnahmslos Vertragsspieler im Kader haben, gehe ich davon aus, dass die Neuzugänge ab 1. Juli bei uns sind.


Das Interview führte Florian Würthele.

Aufrufe: 023.5.2020, 11:40 Uhr
Florian WürtheleAutor