2024-05-02T16:12:49.858Z

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Trauer herrschte nach Abpfiff bei den A-Junioren des VfL. F: Mehmet  Dedeoglu
Trauer herrschte nach Abpfiff bei den A-Junioren des VfL. F: Mehmet Dedeoglu

Die Bundesliga bleibt ein Traum

VfL-A-Junioren verlieren Rückspiel 0:2 bei Viktoria Berlin - Fans feiern Team trotzdem

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Berlin. Aus der Traum: mit einer 0:2-Niederlage bei Viktoria Berlin im Rückspiel der Aufstiegsrelegation verpassen die A-Junioren-Fußballer des VfL Osnabrück den Aufstieg in die Bundesliga.
Es gibt Momente, da gibt es nichts mehr zu sagen.Es war so ein Moment, nach dem Spiel am Sonntagnachmittag, als die VfL-Youngster enttäuscht auf der Bank saßen oder davor standen, inmitten ihrer Angehörigen und Anhänger. Die Blicke waren leer, entrückt, viele Tränen flossen.

Es war gut, dass dann doch einer was sagte, einer aus dem Kreis der 250 Mitgereisten, der den Schlachtruf „Wir sind stolz auf unser Team“ anstimmte, bevor alle Fans mit einfielen. Sie sangen nicht von Euphorie getrieben, sie sangen vor allem laut und eher trotzig – das entfachte den Tränenlauf bei einigen A-Junioren-Kickern erst recht. Aber der Schlachtruf war für die Jungs schon wichtig, denn er war richtig – er war die Botschaft des Tages. Die VfL-Junioren hatten alles gegeben, auch und gerade kämpferisch. Es hat nur leider nicht gereicht.
Wer beide Relegationsspiele zum Aufstieg in die Bundesliga gesehen hat, weiß, dass sich am Ende sicher nicht das Team mit der besseren Spielanlage durchgesetzt hat. Sondern das in den entscheidenden Momenten abgezocktere. Die Viktoria-Kicker gingen vor allem im zweiten Spiel mit Körper- und Ellenbogeneinsatz – letzteres auch mal über der Grenze der Legalität. Sie stellten auch eher die Kicker, die mit den Beinen voraus in Boden-Zweikämpfe rutschten, während einige Osnabrücker doch eher diejenigen waren, die dann Respekt hatten und hochsprangen.
Und vor allem: die Berliner nutzten ihre Möglichkeiten besser – nicht nur, aber vor allem auch im Rückspiel im Friedrich Ebert-Stadion zu Berlin-Tempelhof. „Wenn wir in der ersten Halbzeit eine unserer Chancen nutzen, gewinnen wir“, sagte Trainer Joe Enochs mit Blick etwa auf die beiden Gelegenheiten von Steffen Tigges, der zuerst frei vor dem Tor zu lange zögerte und dann bei einem Nachschuss an Viktoria-Keeper Yannik Lüdtke scheiterte, ebenso wie zuvor Sebastian Klaas – beide übrigens noch B-Jugend-Spieler.
Doch dann fiel per strammen Fernschuss von Julian Hentschel, den VfL-Keeper Leon Tigges zwar noch mit den Fäusten berührte, aber nicht mehr abwehren konnte, das 1:0, „weil wir zuvor einmal nicht aufgepasst haben. Und danach hat man es dann schon gemerkt“, sagte Enochs. Mit „es“ meinte der Trainer das, was schon im Hinspiel – übrigens auf beiden Seiten - augenfällig geworden war: Die Schockwirkung eines Gegentreffers, der ein junges Team aus dem Tritt bringt. Im Hinspiel hatten die VfL-Youngster beim 2:1-Sieg genau in jenen Phasen nach den eigenen Toren verpasst, gegen verunsicherte Berliner nachzulegen. Und selbst verlor man schon auf der Illoshöhe nach dem Ausgleich kurz die Linie, was damals folgenlos blieb. Diesmal aber nicht.
Stets hatte der VfL das Spiel kontrolliert, wenn er sich mit spielerischen Lösungen aus dem Pressing der Berliner befreien und dann seine Kombinationen aufziehen konnte. Das gelang nicht mehr – die Pässe kamen zu unpräzise, die freien Räume wurden nicht mehr entschlossen genug gesucht, die Zweikämpfe dagegen zu zögerlich. „Dabei war ja noch gar nichts passiert“, sagte Enochs angesichts der Tatsache, dass die Partie bei Gleichstand nach Hin- und Rückspiel in die Verlängerung gegangen wäre. Aber der Druck der Berliner wurde immer größer, die Ballverluste häufiger – und Topstürmer Abdulkadir Beyazit hatte nur noch einen kurzen Weg zum Tor, als er trocken zum 2:0 abschloss. Der VfL erholte sich davon nicht mehr: der als Stürmer eingewechselte Nicolas Eiter scheiterte aus dem Gewühl heraus an Lüdtke, Kamer Krasniqi jagte seinen Volley im Anschluss aus 16 Metern über das Tor.
„Wir haben so lange für dieses Ziel gearbeitet. Jetzt sind wir tief enttäuscht“, sagte der Spielmacher. Mehr konnte, wollte und musste er nicht sagen. „Klar wäre ein Aufstieg wichtig gewesen. Aber wir können wirklich stolz sein auf die Leistung unserer Jungs“, sagte VfL-Vizepräsident Uwe Brunn. Alexander Ukrow als Leiter des Jugendleistungszentrums (JLZ) bestätigte, dass alle Youngster auch in der kommenden Saison beim VfL verbleiben – ein Zustand, der für die DFB-Zertifizierung des JLZ mit einem Stern allerdings fraglich ist.
VfL: L. Tigges – Mause, Nuxoll (71. Burke), Hasemann, Janowsky – S. Tigges (80. Eiter), Bode, Krasniqi, Lahmann-Lammert (58. Fischer) – Klaas (74. Ridic), Briggs. – Tore: 1:0 Hentschel (58.), 2:0 Beyazit (68.). – Zuschauer: 1289

Kommentar aus der Sportredaktion:

Die A-Junioren des VfL Osnabrück sind am Bundesliga-Aufstieg gescheitert. Denkbar knapp mit 2:3 in der Gesamtwertung nach zwei Spielen gegen Viktoria Berlin. Dennoch gilt jetzt mehr denn je: Der Jugend gehört die Zukunft.

Der Traum der sofortigen Dreifach-Korrektur des Dreifach-Abstiegs vom vergangenen Jahr ist geplatzt: Während die C-Jugend noch um die Rückkehr in die höchste Spielklasse kämpft, werden zumindest die A-Junioren nicht wie die B-Junioren sofort wieder Bundesliga spielen. Auch der drohende Verlust des Sterns und damit verbundener Fördergelder für das Jugendleistungszentrum zeigt: Es ist nicht an der Zeit, sich zurückzulehnen bei der Arbeit im VfL-Nachwuchsbereich.

Positiv ist, dass der Verein mit dem eingeleiteten Ausbau der Talentförderung schon in den unteren Altersklassen die Zeichen der Zeit erkannt hat. Bei den älteren Jahrgängen verfügt der VfL mit Joe Enochs und Daniel Thioune über akribische Arbeiter und positiv denkende Persönlichkeiten. Wer die spielerischen Fortschritte der Youngster in dieser Saison verfolgt hat, ließ sich gern mitreißen von der Euphorie, die der Nachwuchs auch in der Fanszene entfacht hat.

Dass 250 Osnabrücker über 800 Kilometer für ein A-Jugend-Spiel fahren, spricht für sich. Die Jetzt- erst-recht-Botschaft, die sie den Youngstern mit auf den Weg gaben, ist genau die, die als VfL-Motto für die Zukunft gelten sollte. Eigene Talente, eigene Wurzeln, eigene Blüten: eine Gleichung, die gerade für chronisch klamme Klubs wie den VfL eine Erfolgsformel sein kann. Wenn auch die Durchlässigkeit an der Schnittstelle zu den Profis nicht nur proklamiert, sondern mit Überzeugung gelebt wird.

Aufrufe: 029.6.2015, 11:30 Uhr
Neue Osnabrücker Zeitung Autor