2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview
– Foto: Sebastian J. Schwarz

"Das Umfeld ist immer sehr schwankend"

A-Klasse: Markus Schwind über sein Trainerengagement in Reinsfeld und die hohen Erwartungen im Club.

Als Torwart stand Markus Schwind in Diensten der Trierer Eintracht, später beim damaligen Oberligisten SV Prüm und auch beim westfälischen Bezirksligisten SC Münster 08, in Tarforst sowie in seinem Wohnort Trier-Irsch. Seit Jahren macht sich der Berufsschullehrer einen Namen als Trainer. Stationen in Irsch, der Schweicher A-Jugend, der SVE-Jugend und beim Bezirksligateam der SG Wittlich prägten den dreifachen Familienvater. Nun geht er mit dem A-Ligisten TuS Reinsfeld in seine zweite Saison.

Ihre Mannschaft war vor dem coronabedingten Abbruch als bester Aufsteiger auf Platz acht notiert. Wie fällt Ihr persönliches Fazit aus?

SCHWIND Sehr positiv, denn nach dem zwischenzeitlichen Absturz in die C-Liga war in den vergangenen Jahren unter einem starken Präsidenten Stefan Weber im Verein viel Arbeit nötig, um den Traditionsverein wieder nach oben zu bringen. Das Team beschreitet einen sehr ordentlichen Weg und hat sich trotz Rückschlägen konsolidiert. Doch Niederlagen gehören zum Fußball und sind stets Entwicklungshinweise.

Haben sich die Erwartungen des Umfeldes und Ihre eigenen erfüllt?

SCHWIND Ja, auf jeden Fall. Mit dem gesicherten Mittelfeldplatz haben sich die Erwartungen erfüllt. Der Wechsel nach Reinsfeld wurde mir mit dieser entwicklungsfähigen Truppe schmackhaft gemacht. Auch das hat sich erfüllt. So habe ich mir auch eine tolle Kameradschaft erhofft. Auch das wurde erfüllt. Das Umfeld ist aber immer sehr schwankend. Die Zuschauer wollen das Ganze oft in professionelle Bahnen lenken, obwohl man die Kirche im Dorf lassen sollte.

Sie haben einige Trainerstationen hinter sich. Welche Ereignisse oder Konstellationen haben Sie nachhaltig geprägt?

SCHWIND Geprägt hat mich definitiv meine A-Jugendstation in Schweich, weil der Verein mich in Ruhe arbeiten ließ und mir auch die Zeit gab, meine Vorstellungen umzusetzen. Nach einer katastrophalen Hinrunde haben wir die zweitbeste Rückserie gespielt. Das entscheidende Spiel um den Aufstieg in die Bezirksliga zwischen der von mir trainierten SG Wittlich und Rot-Weiss vor zwei Jahren war auch so ein Fixpunkt. Als Trainer hatte ich einen brutalen Druck gehabt, vor 1500 Zuschauern das taktische Konzept so durchzuziehen.

Wie wird sich Corona Ihrer Meinung nach für die Entwicklung des Amateurfußballs in der Region auswirken?

SCHWIND Ich glaube, dass Corona nur die Probleme zu Tage fördert, die der Fußball eh' schon hat. Jeder Verein sollte überlegen, welche Partner er sich an seine Seite stellt und wie er die Kräfte im Jugendbereich bündeln kann. Nur die Vereine überleben langfristig, die eine nachhaltige und attraktive Jugendarbeit anbieten können.

Sie waren einst ein starker Torwart. Doch nicht jeder Top-Keeper ist auch in der Lage, eine Fußballmannschaft erfolgreich zu trainieren. Wie haben Sie diesen Spagat geschafft?

SCHWIND Das Positive war immer, dass ich stets als Spieler gedacht habe und nicht nur als Torwart. Ich hatte schon als Torhüter gute Ideen, wie man Fußball spielen kann, obwohl ich im Tor deutlich besser war. Als Keeper hat man einen guten Blick fürs Spiel.

Wo liegen derzeit Ihrer Meinung nach die grundsätzlichen Probleme im Amateurfußball?

SCHWIND Ich persönlich sehe die Spieler gar nicht so kritisch, weil sie sehr engagiert und motiviert sind. Die Qualität des Trainings muss gut sein. Es wird immer schwerer, die geeigneten Leute als Trainer zu finden. Die Lizenzen sind teuer und zeitlich ist es sehr aufwändig. Das müsste dann auch besser honoriert werden. So haben mich Arno Michels und Paul Linz bei der Eintracht, unter denen ich im Regionalligakader stand, genauso geprägt wie Dirk Fengler in Tarforst. Das waren alles unfassbar gute Trainer, die wussten, was sie wollten und jeden Cent wert waren.

Was ärgert Sie kolossal?

SCHWIND Überehrgeizige Trainer und Zuschauer, die vor allem den Schiedsrichtern gegenüber wenig Respekt entgegenbringen.

Wie ticken Sie privat?

SCHWIND Da bin ich ein Genießertyp und sehr gastfreundlich. Die Tür ist immer offen für Freunde und die Freunde meiner Kinder. Ich koche sehr gern, lese gerne ein gutes Buch, höre gute Musik.

Wann würden Sie als Trainer sofort aufhören?

SCHWIND Ich mag nicht, wenn hintenrum argumentiert wird und ich merke auch, wenn meine Worte von Spielern nicht mehr angenommen werden.

Sie hatten in der vergangenen Saison einige überdurchschnittliche Offensivspieler im Team. Dennoch gelangen dem TuS in 16 Partien nur 29 Tore. Woran lag das?

SCHWIND: Ich halte Niko Schmitt, Fabrice Schirra, Nils Hemmes, Bene Decker und Jannik Klas nach wie vor für hervorragende Stürmer. Die haben sich alle auch sehr viele Torchancen herausgearbeitet, was ich für sehr gut halte, doch in der abgelaufenen Saison waren sie oft schlampig in der Torchancenverwertung und haben den Willen, die Bälle über die Linie zu drücken, oft vermissen lassen. Die Effizienz hat schlicht gefehlt.

Aufrufe: 019.6.2020, 12:28 Uhr
Lutz SchinköthAutor