2024-05-24T11:28:31.627Z

Allgemeines

"Das ist auch im Amateursport ein komplexes Thema"

Wenn das Wechselfenster offen ist, geht es auf dem Transfermarkt wild zu

"Unsere Planungen sind abgeschlossen." Das ist ein Satz, der im Amateurfussball in den Monaten April und Mai oft von Vereinsverantwortlichen zu hören ist. Gemeint ist die Zusammenstellung des Kaders für die neue Spielzeit, die im August startet. Doch viele Vereine machen die Rechnung dabei ohne das Personal.

Denn nur weil ein Spieler einem Verein für die kommende Spielzeit zugesagt hat und das vielleicht auch schon öffentlich in der Presse vermeldet worden ist, heißt es noch lange nicht, dass der Spieler in der neuen Saison auch wirklich für den Verein aufläuft. „Stichtag ist der 30. Juni. Bis dahin wäre ich mit öffentlichen Verlautbarungen über feststehende Transfers für die kommende Spielzeit vorsichtig“, rät Lothar Tebbe, Vorsitzender des Paderborner Fußballausschusses im Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen. Bis zu diesem besagten 30. Juni entwickelt sich der Amateurtransfermarkt stets aufs Neue zu einem regelrechen Basar. Wechsel werden zugesagt und sogar schriftlich per Vereinbarung fixiert, dann aber bei einem besseren Angebot schnell wieder gebrochen. So erging es auch in dieser Saison dem Landesligisten Hövelhofer SV wieder. Mit Raffaele Wiebusch und Roland Sitnikov standen zwei Neuzugänge vom künftigen Ligakonkurrenten Suryoye Paderborn bereits Ende Mai fest. Nach dem Landesligaaufstieg von Suryoye entschieden sich Wiebusch und Sitnikov doch zu bleiben. Andreas Sabelfeld der ebenfalls von den Paderborner zum Hövelhofer SV gewechselt ist, hat seinen privaten Wohnort mittlerweile nach Düsseldorf verlegt und ist somit ebenfalls kein Mitglied der ersten Hövelhofer Mannschaft mehr. „Der Verein hat keine Planungssicherheit, was die neue Spielzeit angeht. Auf Handschlagverträge und mündliche Zusagen kann man sich nicht mehr verlassen. Das ist heutzutage so“, zuckt HSV-Trainer Marc Kespohl teilweise nur noch mit den Schultern. Die einzige Möglichkeit, sich die Dienste eines Spielers fest zu sichern, ist der Abschluss eines Amateurvertrages. „Aber der ist im Paket teuer. Wir als Landesligist können uns das nicht leisten und machen keine Amateurverträge. Für Bezirks- und Kreisligisten gilt das sowieso, die hängen in der Wechsezeit komplett in der Luft. Da sollte der Verband über eine Regelung, eine Art Ehrenkodex, nachdenken“, meint Kespohl. Wie das im Detail aussehen könnte, weiß er allerdings auch nicht. Und auch Tebbe sieht von Seiten des Fußballverbandes keine Handlungsmöglichkeiten. „Es gibt die Regelung mit dem Stichtag 30. Juni. Bis dahin kann sich ein Spieler entscheiden“, erklärt Tebbe. Ob er in dieser Phase vier oder fünf Vereinen gleichzeitig zusagt, ist „charakterlich vielleicht nicht einwandfrei, aber auch kein illegaler Vorgang. Man muss in gewisser Weise auch die Spieler verstehen, die das Beste Angebot für sich herausholen wollen.“ Letztendlich sei es auch von Verbandsseite wünschenswert, dass „Zusagen eingehalten werden. Unter dem Strich müssen aber auch die Vereine dann untereinander so fair sein, dass sie Spieler, die zugesagt haben, nicht mehr ansprechen und mit besseren Angeboten locken. Das ist ein komplexer Markt, auf dem es dann durchaus mal wild zugeht.“ Komplex, bis nach dem 30. Juni wieder Ruhe einkehrt. Vorerst.

Aufrufe: 05.8.2014, 11:57 Uhr
Mark HeinemannAutor