2024-05-17T14:19:24.476Z

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Blau vor Rot: Die Fußballer des FC Neustadt II beendete die Saison auf Rang vier, die Bonndorfer TuS-Reserve steigt ab | Foto: Seeger
Blau vor Rot: Die Fußballer des FC Neustadt II beendete die Saison auf Rang vier, die Bonndorfer TuS-Reserve steigt ab | Foto: Seeger

Bilanz: Ein bisschen mehr geht immer

FCN-Reserve stabil auf Rang vier +++ Göschweiler, St. Märgen, Lenzkirch und Gündelwangen am Klassenziel

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Der Weg nach oben ist weit. Während sich der SV TuS Immendingen souverän den Meistertitel sicherte und der SV Geisingen in den Aufstiegsspielen den Sprung in die Bezirksliga schaffen kann, schwankte die Leistungskurve der Teams aus dem Hochschwarzwald. Auf Rang vier beendete der FC Neustadt II die Runde. Aufsteiger Göschweiler schaffte in der Frühjahrsrunde überraschend klar den Klassenerhalt. Hörbares Aufatmen gibt es nach zäh gewonnenem Kampf gegen den Abstieg in St.Märgen, Lenzkirch und Gündelwangen, lange Gesichter dagegen in Bonndorf: die TuS-Reserve muss zurück in die Kreisliga B.

FC Neustadt II
Solide, angriffslustig und doch mit einem Rest Wankelmut in Partien gegen vermeintlich schwächere Gegner aus dem Tabellenkeller, präsentierte sich die Neustädter Verbandsliga-Reserve, die als bestes Team aus dem Hochschwarzwald die Saison auf Rang vier beendet hat. „Wir haben noch ein bisschen Luft nach oben“, sagt Trainer Oliver Mahler, „aber wir haben das erreicht, was wir uns vorgenommen hatten“. An der Spielstärke der FCN-Fußballer gibt es nichts zu deuteln, die Sogwirkung, die die Erfolge der frischgebackenen Neustädter Landesliga-Meisterelf hervorriefen, sorgten auch für einen Leistungsschub in der Zweiten. „Die Stimmung im Verein ist hervorragend, das macht die Arbeit leicht“, so Mahler. Dass seiner Elf in den letzten zwei, drei Wochen der Saison im Wissen um den sicher erreichten vierten Platz ein bisschen die Luft ausging – Schwamm drüber. „Das wollen wir korrigieren“, so Mahler, einen Tick cleverer, schneller, zielstrebiger wünscht er sich sein Team in der kommenden Saison, schließlich soll die Kluft zwischen der Ersten und der Zweiten nicht zu groß werden. Das klingt nach Angriff, mit einem Ziel: mitspielen um den Titel. Dem Abgang von Nico Riesterer, der sich dem Stadionnachbarn SV Hölzlebruck anschließt, stehen fünf A-Jugendliche gegenüber, denen Mahler den Sprung in den Stammkader zutraut: Rudi Simon, Anton Balke, Tim Knöpfle sowie die Brüder Cedric und Steffen Beckert.

SV Göschweiler
Das verdient Respekt: Mit 38 Punkten beendete der SVG die Saison auf Rang acht. Zum Saisonstart präsentierte sich das Aufsteigerteam aus Göschweiler als Schießbude und schien nur Fallobst auf dem direkten Weg zurück in die Kreisliga B. Doch den Ruppigkeiten und nicht zuletzt durch Diskussionen mit den jeweiligen Referees verursachten Platzverweisen schob Trainer Andrzey Cytacki einen Riegel vor. Mehr Disziplin forderte er ein. „Wer vom Platz fliegt, schadet schließlich der Mannschaft.“ Und das Reden mit dem Schiedsrichter habe er seinen Spielern schlichtweg verboten. Im Spätherbst versprach Cytacki: „Wir schaffen das.“ Er hat Wort gehalten. Gereift ist das Aufsteigerteam, das sich zu Hause freilich schwerer tat als bei den bisweilen begeisternden Spielen auf Gegners Platz. „Auf diese Leistung können wir aufbauen“, sagt Cytacki, der in der kommenden Saison auf drei Leistungsträger, alle jenseits der 30, verzichten muss: Karl Majatov, Öktem Kurt und Soner Eti haben ihre Karriere beendet. „Schwere Verluste“, stöhnt Cytacki, aber Fußball sei nun einmal ständige Erneuerung. Die kommt aus Löffingen: Tobias Heitzmann, Dominik Beha, David Sulemani und Nico Hahn wollen mit Göschweiler im zweiten Jahr nach dem Aufstieg einen soliden Mittelfeldplatz erreichen.

SV St. Märgen
Nicht der Zwischenstand, sondern das Endergebnis zählt. Eine fußballerische Binsenweisheit, um die Trainerfuchs Wilfried Karle weiß, kein Wunder also, dass der Verein den Übungsleiter aus dem Wiesental für die nun schon dritte Spielzeit im Hochschwarzwald verpflichtete, weil er genau das tat, was ihm viele Kritiker nach einer schwierigen Vorrunde und einem harzigen Start in die Frühjahrsrunde nicht zugetraut hatten: Karle schaffte mit seiner Elf den Klassenerhalt. Während bei vielen Konkurrenten in der Endphase der Saison die Kräfte schwanden, holten sich die St. Märgener, obwohl belastet durch drei englische Wochen, Erfolg um Erfolg. Möglich gemacht haben das ausgeprägtes Wir-Gefühl und Zähigkeit. „Die Spieler aus der zweiten Reihe haben ihre Aufgaben erledigt“, so Karle, „die sind zu wichtigen Stützen gereift“. Dennoch sei der Kader einfach zu klein gewesen. Das wird so bleiben, denn St. Märgen, so Karle, sei nun einmal nicht der Standort, an den es Fußballer aus dem Verbandsliga-Standort Neustadt oder vom Bezirksligisten SV Hinterzarten ziehe. Und Spieler aus dem Breisgau liebäugeln eher nicht mit einem Wechsel in den vor allem im Winter rauen Schwarzwald. So gibt es bislang erst einen Neuzugang: Martin Hermann kommt aus der eigenen Jugend. Schwer zu ersetzen sein wird Tobias Schlegel, der die Kickschuhe auszieht, um künftig als sportlicher Leiter die Zukunft des SV St. Märgen mitzubestimmen. Stürmer Florian Saier, der auch im größten Sauwetter und mit beschlagener Brille auf dem Weg zum gegnerischen Tor nie den Durchblick verlor, wird künftig die St. Märgener A-Jugend trainieren. Das macht Karles Job nicht leichter, doch der Trainer, der künftig gesteigerten Wert auf mehr Fitness legen will, „weil wir damit das Verletzungsrisiko verringern“, bleibt Optimist: „Wir wollen in der kommenden Saison besser aus den Startlöchern kommen.“


FC Lenzkirch
Als es plötzlich nicht mehr aufwärts, sondern ständig abwärts ging, hat Tino Wehrle kurz vor Ende der Frühjahrsrunde seinen Job als Trainer des FCL hingeschmissen. Nicht weil er mit seinem Rückzug tadeln, sondern ein Zeichen setzen und seine (ehemalige) Mannschaft aufrütteln wollte. „Ein bisschen schade“, so Wehrle, sei das, was in der Frühjahrsrunde passiert sei, schließlich seien die Lenzkircher Fußballer in der Herbstrunde eine der großen Überraschungen gewesen und hätten durchaus einen Platz unter den besten sechs belegen können. Dass Matthias Haas, der in den letzten Partien als Interimstrainer fungierte, mit dem FCL den Klassenerhalt geschafft hat, freut Wehrle. „Das ist schließlich eine Super-Truppe, die Lenzkircher können noch viel erreichen.“ Das hofft auch der neue Trainer, der den FCl von innen kennt: Zeljko Cosic. Als treffsicherer Spielertrainer hatte er dem Verein vor einigen Jahren den Aufstieg in die Bezirksliga beschert. Es wurde ein einmaliger Ausflug nach oben.


SV Gündelwangen
Es wurde Nacht. Und es wurde Tag. Und noch immer feierten Gündelwangens Fußballer mit Eltern, Freunden, ach was, dem ganzen Dorf, die nun schon zweite Nichtabstiegsfeier binnen eines Jahres. „Die Freude ist riesig“, sagt SVG-Trainer Nurhan Ardiclik, der seinem Team vor zwei Jahren den Aufstieg in die Kreisliga A beschert hat. Einziges Ziel in der neuen Saison: Drinbleiben. Das war, gesteht Ardiclik, „fast nicht zu schaffen“, zumal nach dieser Vorrunde, wie festgenagelt auf dem letzten Platz nach gerade einmal einem Zähler aus den ersten neun Spielen. Mit zwölf Punkten ging es in die Winterpause. Doch im Frühjahr erkämpften sich die Gündelwanger zäh Punkt um Punkt – vor allem auf fremden Plätzen. Sechs Monate nach dem letzten Heimsieg Mitte November gelang mit dem 2:1 im Kellerderby gegen den SV Mundelfingen mit nur neun Mann 90 Minuten vor Saisonschluss der siebte Saisonsieg, mit dem sich der SVG faktisch den Klassenerhalt sicherte. „Noch einmal hundert Prozent Leistung“ hatte Ardiclik im letzten Saisonspiel gefordert, doch in Pfohren gab es zum Finale eine 1:4-Niederlage. Dennoch: Rang 14 bedeutete den Klassenerhalt. Das heißt: weitermachen für Nurhan Ardiclik, der bleibt, weil er sich in Gündelwangen zu Hause fühlt, „in einem Umfeld, das mich begeistert“. Was gebe es schließlich Schöneres, „als dort Trainer zu sein, wo es am meisten Spaß macht“.


TuS Bonndorf
Die Chance, den Klassenerhalt aus eigener Kraft zu schaffen und zumindest die Relegation zu erreichen, hatten die Bonndorfer bis in die letzten Minuten einer kraftraubenden und im Rückblick so enttäuschenden Saison. Doch statt die 1:0-Führung aus dem ersten Durchgang auszubauen, unterlag die TuS-Reserve in Öfingen mit 1:2-Toren und verharrte damit auf dem letzten Tabellenplatz, statt am SV Mundelfingen vorbeizuziehen. „Wir sind im zweiten Durchgang verkrampft“, erinnert sich TuS-Trainer Jan Thiele, der das Team nach dem Rückzug von Spielertrainer Christian Kirchsteiger in der Frühjahrsrunde übernommen hatte. Dass nach der ersten Mannschaft, die nach zwei Jahren in der Landesliga zurück muss in die Bezirksliga, jetzt auch noch die Zweite absteigt, sei bitter, so Thiele, „denn technisch und spielerisch gehört diese Mannschaft in die Kreisliga A“. Die Trainingsbeteiligung sei mit rund 20 Mann „überwältigend“ gewesen und damit sei die Chance für einen Neufang gegeben. Mit wem, ist noch offen. Thiele („ich bin ja nur als Notnagel eingesprungen“) will nicht weiter TuS-Trainer sein, bleibt den Bonndorfern allerdings erhalten – als Kicker der AH-Mannschaft.

Aufrufe: 09.6.2016, 23:00 Uhr
Johannes Bachmann (BZ)Autor