Auf den ersten Blick ist es ein gewohntes Bild. In der Nürnberger Uhlandhalle bemühen sich je vier Feldspieler und ein Torwart darum, weniger Treffer zu kassieren — oder mehr zu erzielen — als der Gegner. Und doch ist es nicht Hallenfußball, den man zwischen dem TSV Winkelhaid und den Bayern Kickers zu sehen bekommt. Ja, es ist auch gar nicht die Bezirksligamannschaft, sondern die Futsal-Abteilung der Bayern Kickers, die da spielt, und folglich geht es auch um den Sieg bei der ersten mittelfränkischen Futsal-Liga.
Hier gibt es noch des Öfteren Erklärungsbedarf. Dabei ist Futsal schon lange die offizielle Hallenfußball-Version des Weltverbandes. Besonders groß ist die Umstellung vom Hallenfußball zum Futsal auch nicht, wichtigste Unterschiede sind: Der Ball ist etwas kleiner, es wird auf Handballtore gespielt und es gibt keine Bande. Weil der Sport in Deutschland noch in den Kinderschuhen steckt, hat sich der Bayerische Fußball-Verband (BFV) dem Thema angenommen und fördert ihn offensiv. Die meisten offiziellen Turniere werden jetzt nach Futsal- Regeln gespielt, parallel dazu gibt es sogar eine Futsal-Liga.
Doch die Akzeptanz ist gering: Nur acht Teams haben sich angemeldet, die wöchentlich je zweimal zwanzig Minuten gegeneinander antraten. Es kam zu Ergebnissen wie einem 1:20. Und es ist wenig überraschend, dass die einzig echte Futsal-Mannschaft es bis ins Finale geschafft hat. Beim letzten Spieltag dann darf unter den Zuschauern auch BFV-Bezirksspielleiter Ludwig Beer nicht fehlen. Das überschaubare Teilnehmerfeld macht Michael Tittmann, dem Initiator der Futsal-Liga, keine Sorgen: "Es waren grundsätzlich viel mehr Vereine interessiert. Wir hatten Organisationsprobleme. Viele Vereine hatten keine Hallenkapazität oder waren wegen Turnieren schon verplant.“
Eigentlich seien demnach doppelt so viele Teams interessiert gewesen. "Ich gehe nächstes Jahr von einer deutlichen Expansion aus.“ Auch Teams die "im Freien höherklassig spielen“, will Tittmann gewinnen. Das würde natürlich die Aufmerksamkeit für das Projekt erhöhen, denn langfristig plant der BFV eine Aufwertung des Futsal-Sports. In einer ganzjährig stattfindenden Liga sollen dann reine Futsal-Teams antreten. "Es soll ein gesondertes Futsal-Spielrecht geben. Damit wollen wir gute Kicker ansprechen, die ansonsten keine Lust haben, im Verein zu spielen.“
So manchem kleinen Verein, der händeringend Spieler sucht, wird die Aussicht auf die Konkurrenz wenig gefallen. Ein ganzjähriges Hallenfußballangebot wird zwangsläufig auch Interessenten unter Mannschaftsspielern finden — die ihren Clubs dann fehlen. Doch Tittmann beharrt darauf: "Wir wollen keine Spieler rausholen aus den Vereinen, sondern Kicker holen, die keine Vereinsspieler sind.“ Den Weg einer eigenen Futsal-Abteilung gingen in Nürnberg bislang nur die Bayern Kickers. Trainer Jasmin Halilic hält große Stücke auf den Sport: "Ich denke, dass das eine große Zukunft hat und dass jede Mannschaft Begeisterung dafür entwickelt.“
Halilic sieht seinen Verein in einer Pionierrolle. Die Futsal-Abteilung der Bayern Kickers um Spielertrainer Sebastian Glauber ist bislang in ganz Franken eine Rarität. 18 Spieler aus acht Nationen stehen in seinem Team. Die meisten davon sind über den klassischen Fußball gekommen, aber es gibt Ausnahmen. "Wir haben auch Spieler, die Futsal aus ihren Heimatländern kennen, die nur Futsal gespielt haben.“ Glauber wirbt für sein Team um weitere Spieler, unabhängig vom sportlichen Hintergrund. "Wenn jemand sich in Nürnberg für Futsal interessiert, sind wir immer offen.“
Bevor das Finale steigt, gibt es am letzten Spieltag auch das Spiel um den dritten Platz. Dafür qualifiziert hat sich der SV Wacker Nürnberg, der sich gegen den TSV Freystadt im Sechsmeterschießen durchsetzen konnte und zufrieden ist. Der Trainer des SV Wacker, Harald Hasieber, bereut die Teilnahme an der FutsalLiga nicht: "Meine Jungs waren in Bewegung, wir haben dazugelernt, es war toll. Wir würden nächstes Jahr gern wieder dabei sein.“ Auch die Mannschaft habe den Futsal sofort angenommen. Und die Umgewöhnung? "Nach zehn, fünfzehn Minuten hast du es drin gehabt.“ Verletzungssorgen oder andere Vorbehalte hatte Hasieber keine, doch von anderen Vereinen gibt es offenbar noch Skepsis wegen der zusätzlichen Belastung im Winter und des Hallenbodens.
"Es muss jeder Verein für sich selbst entscheiden. Meine Jungs wollen das ganze Jahr spielen.“ Mit Werbung bei anderen Clubs für die Futsal-Liga hat sich Hasieber aber zurückgehalten: "Sonst wollen die ja alle spielen und wir dürfen nicht“, sagt er und grinst. Das dürfte eine unbegründete Sorge sein, denn dem BFV ist ja viel daran gelegen, das Teilnehmerfeld im nächsten Winter stark zu vergrößern.
Auch mit dem Fan-Zuspruch ist man seitens der Veranstalter zufrieden, sagt Michael Tittmann. "Wir haben in den 14 Spielen um die 1500 Zuschauer gehabt. Das finde ich beachtlich, das ist deutlich mehr, als ich erwartet habe.“ Zum Finale ist die Halle voll, etwa 200 Zuschauer sind gekommen. Vor allem die Anhänger des TSV Winkelhaid machen Stimmung und haben Fahnen, Trommeln und Tröten mitgebracht. Ob es an der Geräuschkulisse liegt, dass der Bezirksligist das Finale gegen die Futsal-Spezialisten mit 4:2 für sich entscheidet? "Wenn es den Vereinen gefällt, wenn die Zuschauer Interesse haben, kann es für den Spielleiter nicht besser sein im ersten Jahr“, sagt Tittmann. "Wir sind in den Kinderschuhen und das ist ein richtig guter Start.“