2024-06-04T08:56:08.599Z

Halle
Was der Weltverband be­schließt, ist grundsätzlich richtig. Deshalb lässt der BFV seit dieser Winter­runde fast überall Futsal spielen, statt Hallenfuß­ball. In Nürnberg gab es sogar eine Futsal-Liga. Acht Vereine haben sich angemeldet, einmal stand es nach dem Schlusspfiff 1:20. Fotos: Zink/Da Ma F: Wolfgang Zink
Was der Weltverband be­schließt, ist grundsätzlich richtig. Deshalb lässt der BFV seit dieser Winter­runde fast überall Futsal spielen, statt Hallenfuß­ball. In Nürnberg gab es sogar eine Futsal-Liga. Acht Vereine haben sich angemeldet, einmal stand es nach dem Schlusspfiff 1:20. Fotos: Zink/Da Ma F: Wolfgang Zink

Acht Teams, ein kleiner Ball, lustige Ergebnisse

Der Bayerische Fußball-Verband lässt sich von Startproblemen nicht irritieren und möchte bald ganzjährig Futsal spielen lassen

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Am Wochenende ging die erste mittel­fränkische Futsal-Liga zu Ende. Die teilnehmenden Teams nahmen die Hal­lenfußball-Version an, der Verband erwartet erhöhtes Interesse im nächs­ten Winter.

Auf den ersten Blick ist es ein gewohntes Bild. In der Nürnberger Uhlandhalle bemühen sich je vier Feldspieler und ein Torwart darum, weniger Treffer zu kassieren — oder mehr zu erzielen — als der Gegner. Und doch ist es nicht Hallenfußball, den man zwischen dem TSV Winkel­haid und den Bayern Kickers zu sehen bekommt. Ja, es ist auch gar nicht die Bezirksligamannschaft, sondern die Futsal-Abteilung der Bayern Kickers, die da spielt, und folglich geht es auch um den Sieg bei der ersten mittelfrän­kischen Futsal-Liga.

Hier gibt es noch des Öfteren Erklä­rungsbedarf. Dabei ist Futsal schon lange die offizielle Hallenfußball-Ver­sion des Weltverbandes. Besonders groß ist die Umstellung vom Hallen­fußball zum Futsal auch nicht, wich­tigste Unterschiede sind: Der Ball ist etwas kleiner, es wird auf Handball­tore gespielt und es gibt keine Bande. Weil der Sport in Deutschland noch in den Kinderschuhen steckt, hat sich der Bayerische Fußball-Verband (BFV) dem Thema angenommen und fördert ihn offensiv. Die meisten offi­ziellen Turniere werden jetzt nach Fut­sal- Regeln gespielt, parallel dazu gibt es sogar eine Futsal-Liga.

Doch die Akzeptanz ist gering: Nur acht Teams haben sich angemeldet, die wöchentlich je zweimal zwanzig Minuten gegeneinander antraten. Es kam zu Ergebnissen wie einem 1:20. Und es ist wenig überraschend, dass die einzig echte Futsal-Mannschaft es bis ins Finale geschafft hat. Beim letzten Spieltag dann darf unter den Zuschauern auch BFV-Be­zirksspielleiter Ludwig Beer nicht feh­len. Das überschaubare Teilnehmer­feld macht Michael Tittmann, dem Ini­tiator der Futsal-Liga, keine Sorgen: "Es waren grundsätzlich viel mehr Vereine interessiert. Wir hatten Orga­nisationsprobleme. Viele Vereine hat­ten keine Hallenkapazität oder waren wegen Turnieren schon verplant.“

"Deutliche Expansion"

Eigentlich seien demnach doppelt so viele Teams interessiert gewesen. "Ich gehe nächstes Jahr von einer deutlichen Expansion aus.“ Auch Teams die "im Freien höherklassig spielen“, will Tittmann gewinnen. Das würde natürlich die Aufmerksam­keit für das Projekt erhöhen, denn langfristig plant der BFV eine Aufwer­tung des Futsal-Sports. In einer ganz­jährig stattfindenden Liga sollen dann reine Futsal-Teams antreten. "Es soll ein gesondertes Futsal-Spiel­recht geben. Damit wollen wir gute Kicker ansprechen, die ansonsten keine Lust haben, im Verein zu spie­len.“

So manchem kleinen Verein, der händeringend Spieler sucht, wird die Aussicht auf die Konkurrenz wenig gefallen. Ein ganzjähriges Hallenfuß­ballangebot wird zwangsläufig auch Interessenten unter Mannschaftsspie­lern finden — die ihren Clubs dann feh­len. Doch Tittmann beharrt darauf: "Wir wollen keine Spieler rausholen aus den Vereinen, sondern Kicker holen, die keine Vereinsspieler sind.“ Den Weg einer eigenen Futsal-Ab­teilung gingen in Nürnberg bislang nur die Bayern Kickers. Trainer Jas­min Halilic hält große Stücke auf den Sport: "Ich denke, dass das eine große Zukunft hat und dass jede Mann­schaft Begeisterung dafür entwi­ckelt.“

Halilic sieht seinen Verein in einer Pionierrolle. Die Futsal-Abteilung der Bayern Kickers um Spielertrainer Sebastian Glauber ist bislang in ganz Franken eine Rarität. 18 Spieler aus acht Natio­nen stehen in seinem Team. Die meis­ten davon sind über den klassischen Fußball gekommen, aber es gibt Aus­nahmen. "Wir haben auch Spieler, die Futsal aus ihren Heimatländern ken­nen, die nur Futsal gespielt haben.“ Glauber wirbt für sein Team um wei­tere Spieler, unabhängig vom sportli­chen Hintergrund. "Wenn jemand sich in Nürnberg für Futsal interes­siert, sind wir immer offen.“

Bevor das Finale steigt, gibt es am letzten Spieltag auch das Spiel um den dritten Platz. Dafür qualifiziert hat sich der SV Wacker Nürnberg, der sich gegen den TSV Freystadt im Sechsmeterschießen durchsetzen konnte und zufrieden ist. Der Trainer des SV Wacker, Harald Hasieber, bereut die Teilnahme an der Futsal­Liga nicht: "Meine Jungs waren in Bewegung, wir haben dazugelernt, es war toll. Wir würden nächstes Jahr gern wieder dabei sein.“ Auch die Mannschaft habe den Futsal sofort angenommen. Und die Umgewöh­nung? "Nach zehn, fünfzehn Minuten hast du es drin gehabt.“ Verletzungs­sorgen oder andere Vorbehalte hatte Hasieber keine, doch von anderen Ver­einen gibt es offenbar noch Skepsis wegen der zusätzlichen Belastung im Winter und des Hallenbodens.

"Es muss jeder Verein für sich selbst ent­scheiden. Meine Jungs wollen das ganze Jahr spielen.“ Mit Werbung bei anderen Clubs für die Futsal-Liga hat sich Hasieber aber zurückgehalten: "Sonst wollen die ja alle spielen und wir dürfen nicht“, sagt er und grinst. Das dürfte eine unbegründete Sorge sein, denn dem BFV ist ja viel daran gelegen, das Teilnehmerfeld im nächsten Winter stark zu vergrößern.

Guter Fan-Zuspruch

Auch mit dem Fan-Zuspruch ist man seitens der Veranstalter zufrie­den, sagt Michael Tittmann. "Wir haben in den 14 Spielen um die 1500 Zuschauer gehabt. Das finde ich beachtlich, das ist deutlich mehr, als ich erwartet habe.“ Zum Finale ist die Halle voll, etwa 200 Zuschauer sind gekommen. Vor allem die Anhänger des TSV Winkel­haid machen Stimmung und haben Fahnen, Trommeln und Tröten mitge­bracht. Ob es an der Geräuschkulisse liegt, dass der Bezirksligist das Finale gegen die Futsal-Spezialisten mit 4:2 für sich entscheidet? "Wenn es den Vereinen gefällt, wenn die Zuschauer Interesse haben, kann es für den Spiel­leiter nicht besser sein im ersten Jahr“, sagt Tittmann. "Wir sind in den Kinderschuhen und das ist ein richtig guter Start.“

Aufrufe: 011.2.2014, 14:51 Uhr
Andreas KirchmayerAutor