2024-05-10T08:19:16.237Z

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Des einen Freud, des anderen Leid: Die Spieler waren nicht immer mit den Entscheidungen von Thorsten Schriever einverstanden. Hase/dpa
Des einen Freud, des anderen Leid: Die Spieler waren nicht immer mit den Entscheidungen von Thorsten Schriever einverstanden. Hase/dpa

Schlusspfiff für Richter Gnadenlos

Thorsten Schriever beendet nach 13 Jahren seine Karriere – Zahlreiche Einsätze in der Bundesliga

Dorum. Aus, Schluss, vorbei: Der gebürtige Otterndorfer Schiedsrichter Thorsten Schriever hängt seine Pfeife an den Nagel – nach 16 Jahren als offizieller DFB-Schiri. Insgesamt 13 Jahre davon war er als Schiedsrichter in der 2. Bundesliga aktiv, stand zudem als vierter Offizieller bei Bundesligapartien am Spielfeldrand. Nun ist Schluss damit. Schriever hat seine aktive Karriere beendet. Ein über Monate geplanter Schritt. Seiner Leidenschaft bleibt er aber weiterhin treu – jedoch in anderer Funktion.

Seit seinem 14. Lebensjahr leitete Thorsten Schriever Fußballspiele. Steil ging seine Karriere nach oben. Mit 27 Jahren war er das erste Mal als Unparteiischer in der 2. Bundesliga an der Pfeife. Das war im August 2003. Mit der Bahn fuhr er damals nach Regensburg, um die Partie Jahn Regensburg gegen den VfB Lübeck zu pfeifen. Die Gäste gewannen 4:0 und Schriever zeigte eine gute Leistung.

13 Jahre ist dies mittlerweile her. Jahre, in denen Thorsten Schriever Begegnungen in der 2. Bundesliga pfiff, als vierter Offizieller zahlreiche Male an der Seitenlinie bei Erstligaspielen stand. Der Sprung als Hauptschiedsrichter in die erste Liga blieb ihm aber verwehrt, er wurde in der 2. Bundesliga zum „Schiri-Dino“ – war Schriever in den vergangenen Jahren doch mit Abstand dienstältester Unparteiischer im Unterhaus. Zudem war er Rekordmann als Vierter Offizieller in der 1. Liga.

Cool waren die vielen neuen Erfahrungen definitiv. Er habe in seiner aktiven Zeit wirklich alles miterlebt. Was bleibt? „Ich gehe superglücklich nach Hause“, sagt der 40-Jährige. Auch wenn die Zeit mit jeder Menge Stress und anderen Begleiterscheinungen gezeichnet war. Der Druck auf die Schiedsrichter wuchs ständig. Schiedsrichterkollege Babak Rafati ging daran kaputt. Sein Selbstmordversuch sorgte für ein Umdenken und eine Sensibilisierung in der Szene. Doch der Druck bleibt – intern sowie extern. Anfeindungen gehören dazu. „Damit lernt man umzugehen“, so der mittlerweile in Dorum lebende Schriever.

Unfreiwillig in den Mittelpunkt geriet er im März 2004. In der Partie zwischen Borussia Dortmund und Eintracht Frankfurt war Schriever als vierter Offizieller eingesetzt. Am Spielfeldrand wollte er den damaligen Frankfurter Trainer Willi Reimann daran hindern, auf den Platz zu laufen. Dieser wurde Schriever gegenüber handgreiflich. Als erster Trainer, dem eine solche Entgleisung im deutschen Profifußball passierte, erhielt Reimann später eine Sperre von fünf Spielen.

Richter Gnadenlos wurde er dann einst im abschließenden Schiedsrichterbericht eines seiner ersten geleiteten Spiele als Hauptschiedsrichter genannt. Nicht, weil er falsch lag, sondern, weil er sofort Verwarnungen in Form von Gelben Karten aussprach. „Das ist in den letzten Jahren wirklich anders geworden“, sagt Schriever mit einem Lächeln.

Ab der kommenden Spielzeit wird Schriever dann selbst die Bewertungsbögen ausstellen, denn er wird ab der kommenden Saison als Spielbeobachter und Coach in den Ligen eins bis drei tätig sein. „Das wird ebenfalls eine spannende und gute Zeit. Ich freue mich darauf“, sagt Schriever. Natürlich auch, weil er in Zukunft mehr Zeit für sich und seine Familie hat.

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Dieser Artikel stammt von der Nordsee-Zeitung

Aufrufe: 08.8.2016, 10:54 Uhr
Nordsee-Zeitung / Jan UnruhAutor