2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Die Teutonia auch gegen Koblenz weiterhin in Schieflage: Julian Scheffler (rechts) rutscht beim Passversuch zur Seite weg.	Foto: Ben
Die Teutonia auch gegen Koblenz weiterhin in Schieflage: Julian Scheffler (rechts) rutscht beim Passversuch zur Seite weg. Foto: Ben

"Schlechter geht es nicht mehr"

RL SÜDWEST: +++ Teutonia Watzenborn-Steinberg sorgt mit Niederlage gegen Koblenz für Ernüchterung +++ Copado beschwichtigt +++

Wetzlar. Wer Petrik Sander schon einmal in Interviews oder auf Pressekonferenzen erlebt hat, der weiß, dass der Trainer der TuS Koblenz seine Worte mit Bedacht wählt. So auch im Presseraum des Wetzlarer Stadions, nachdem der SC Teutonia Watzenborn-Steinberg seiner Truppe mit 0:2 (0:1) unterlegen gewesen war und die sechste Niederlage in den letzten sieben Spielen kassiert hatte. „Ich wünsche euch alles Gute“, wandte sich der ehemalige Bundesligacoach von Energie Cottbus in Richtung des Gastgebers, um dann in einer kurzen Pause seine Gedanken für einen Halbsatz zu sammeln, der auf Basis der Darbietung der Pohlheimer in den gerade abgelaufenen 90 Minuten den Kern traf und rein gar nichts von einer Phrase hatte: „Ein schweres Stück Arbeit.“

In den vergangenen Wochen hatte es trotz fehlender Resultate doch immer Ansätze oder Argumente gegeben, die Hoffnung auf Besserung erlaubten. Teils unterlag man Teams, die schlichtweg nicht der eigenen Kragenweite entsprachen. Teils fehlte das Glück im Abschluss, in mancher Partie der finale Pass im vorderen Drittel. Und zwischendurch verzeichneten die Watzenborner mit dem 3:1 in Homburg den ersten Auswärtssieg. Das Match gegen Mitaufsteiger Koblenz, eine grundsolide Mannschaft aus dem Tabellenmittelfeld, sorgte dagegen für Tristesse und Ernüchterung.

Auch unter der Berücksichtigung, dass der tiefe Rasen problematische Bedingungen mit sich brachte, lieferte der SC vor allem im ersten Abschnitt die bis dato schwächste Leistung vor heimischem Publikum ab. Das sah Keeper Yannik Dauth ebenso: „Da kann man nicht von einem Negativtrend sprechen, schlechter geht es nicht mehr.“ Auf die Frage, ob es am nötigen Feuer hapere, antwortete der 23-Jährige: „Das fehlt komplett, es ist nicht mal ansatzweise da. Im Abstiegskampf kann man nur durch Kratzen und Beißen etwas holen. Das haben wir uns vor dem Spiel auch gesagt, es aber nicht hinbekommen.“

Coach Francisco Copado schlug im Vergleich dazu öffentlich moderate Töne an. Womöglich, um seine Mannen vor den noch ausstehenden Partien morgen gegen Hessen Kassel und am Freitag zum Jahresabschluss bei den Offenbacher Kickers zu schützen: „Wir machen es den Gegnern bei ihren Toren zu einfach. Wir nehmen uns sehr viel vor, haben eine gute Trainingswoche, können die aber nicht ins Spiel transportieren. Das ist schade. Wir setzen uns wenig durch nach vorne, der letzte Pass ist ungenau. Wir hatten in der zweiten Halbzeit die eine oder andere Möglichkeit, müssen allerdings mehr investieren.“

Verständlich, dass Copado nicht draufhauen mochte, sondern umgehend damit begann, nach außen hin Aufbauarbeit zu demonstrieren. Tatsächlich befanden sich die Teutonen über weite Strecken selten in die Position, das entscheidende Zuspiel in die Spitze anzubringen. Haarsträubende Stock- und Abspielfehler bereits im Aufbau aus der eigenen Hälfte, zahlreiche und schwer zu verarbeitende hohe Bälle auf die Offensivleute sowie Stückwerk zwischen den Mannschaftsteilen prägten die Bemühungen der Hausherren. Der Kampf um „zweite Bälle“ wurde zumeist verloren. Im zentralen Mittelfeld wurde überdies der gelbgesperrte Jonatan Kotzke als Ballverteiler und Taktgeber vermisst. Ohne den Kapitän klaffte eine Lücke im Zentrum, der Spieler mit der Kugel am Fuß war nicht zu beneiden, da er große Probleme hatte, Anspielstationen zu finden.

Teutonia Watzenborn-Steinberg

Wie es gehen kann, auch auf diesem Geläuf, zeigte die TuS mit Entschlossenheit und kampfbetonter Vorgehensweise. Zur Pause hätte es bereits 2:0 für den Gast stehen können. Beim Führungstreffer in der 25. Minute schlief die rechte Seite der Watzenborner, Tony Schmidts abgefälschter Schuss senkte sich hinter Dauth in die Maschen. Und eine Minute vor dem Seitenwechsel klatschte der Versuch von Dejan Bozic an den Pfosten. Zum zweiten Durchgang wechselte Copado zweimal. Für den unglücklich agierenden Startelf-Rückkehrer Julian Scheffler beorderte er Julian Simon auf den Posten des rechten Außenverteidigers, Denis Weinecker ersetzte Barbaros Koyuncu und bildete fortan die zweite Spitze neben Müller. Abdenour Amachaibou, der keine Akzente setzen konnte, wich dafür ins offensive Mittelfeld zurück.

Für eine Wende reichten diese Maßnahmen nicht, zumal Koblenz durch einen Foulelfmeter endgültig auf die Siegerstraße einbog. Yannick Cortie, nach auskurierter Gehirnerschütterung mangels Alternativen als Sechser unterwegs, beförderte Bozic zu Boden. Andreas Glockner verwandelte den berechtigten Strafstoß souverän zum 2:0, womit der Drops gelutscht war. Rein tabellarisch wird der Klassenverbleib für die Teutonia 2017 in Reichweite sein – und das sogar unabhängig von den Ergebnissen gegen Kassel und in Offenbach. Die Eindrücke, die in die Winterpause mitgenommen werden, sollten aber positivere sein als jene aus den 90 Minuten gegen Koblenz.

*

SC Teutonia Watzenborn-Steinberg: Dauth - Scheffler (46. Simon), Koutny, Bartel, Bayraktar - Azaouaghi, Cortie, Ficara, Koyuncu (46. Weinecker) - Amachaibou, Müller (75. Szymanski).

TuS Koblenz: Patzler - Antonaci, von der Bracke, Marx, Stark - Lahn (72. Charrier), Stahl, Grupp, Glockner (90.+2 Hadzic) - Bozic, Schmidt (87. Jusufi).

Tore: 0:1 Schmidt (25.), 0:2 Glockner (65./Foulelfmeter). – Schiedsrichter: Scheuermann (Winnweiler). – Gelbe Karte: Bartel (Watzenborn). – Zuschauer: 364.



Aufrufe: 04.12.2016, 22:00 Uhr
Thomas Suer (Gießener Anzeiger)Autor