2024-05-10T08:19:16.237Z

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Grafenhausens Trainer Uli Zäh (links) erzählt und erklärt, Co-Trainer Paul Grüninger hört ihm gelassen zu. Seit rund zehn Jahren arbeitet das Duo zusammen und will es  nicht mehr anders. | Foto: Patrick Seeger
Grafenhausens Trainer Uli Zäh (links) erzählt und erklärt, Co-Trainer Paul Grüninger hört ihm gelassen zu. Seit rund zehn Jahren arbeitet das Duo zusammen und will es nicht mehr anders. | Foto: Patrick Seeger

Neulinge stehen vor der Bezirksliga-Saison

SV Hinterzarten und SV Grafenhausen arbeiten für die neue Runde

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Frank Hug würde gut in eine Pokerrunde passen. Der Trainer des SV Hinterzarten lässt sich nicht gerne in die Karten schauen. Er taktiert, wägt ab, sagt manchmal eher zu wenig als zu viel, wenn es um den Matchplan geht. Bei Uli Zäh ist das anders: Ihn sieht man manchmal nicht, dafür hört man ihn. Der Trainer des SV Grafenhausen redet gern - und lacht noch viel lieber. Er ist ein impulsiver Trainer, der viel Emotion und Leidenschaft transportiert. Beide Wege waren in der vergangenen Saison erfolgreich: Zäh ist mit seiner Mannschaft in die Bezirksliga aufgestiegen, Hug ebenso.
Wäre Bezirksliga-Trainer ein Vollzeitjob, der SV Hinterzarten würde Frank Hug bis zur Rente an sich binden. Etliche Übungsleiter haben sich in den vergangenen Jahren daran versucht, die Hinterzartener Mannschaft sportlich nach vorn zu bringen, was in schöner Regelmäßigkeit im Desaster endete. Und wenn die Not groß war, hat der Verein stets ganz laut nach Frank Hug gerufen. Im vergangenen Jahr war das wieder mal der Fall nach dem Bezirksliga-Abstieg. Der Verein rief - Hug kam. Es ist bereits sein drittes Engagement bei seinem Heimatverein und in nur einem Jahr führte er die Mannschaft zurück in die Bundesliga auf Bezirksebene. Was macht dieser Mann anders als die anderen? Was kann er besser? "Er ist Fußballer und Hinterzartener", sagt ein Kenner des Vereins lapidar. Das mag eine Rolle spielen, kann aber doch nicht alles sein. "Bei ihm ist einfach mehr Zug drin. In diesen Ligen geht viel über die Fitness und er macht uns fit. Sein Training ist abwechslungsreich und macht Spaß. Und vor jedem Spiel hat er einen klaren Matchplan", sagt Lars Mundinger, der Kapitän des SV Hinterzarten.

Die Spieler hatten nach der Aufstiegs-Relegation drei Wochen Pause, "optimal ist das nicht", sagt Hug. Sechs Wochen bleiben ihm, die Mannschaft auf die Bezirksligasaison einzustimmen. "Das wird für uns ein richtig schwieriges Jahr, eine knallharte Runde." Versucht Hug tiefzustapeln, den Druck in weiser Voraussicht zu reduzieren? Rund eine Handvoll Spieler sind noch aktiv, die vor einigen Jahren beim Aufstieg in die Landesliga dabei waren: Manuel Lickert, Patrick Lang, Harald Lickert, Clemens Fuhlbom, Lars Mundinger. Sie sind um die 30 und können berufsbedingt nicht regelmäßig mittrainieren. "Da muss ich die Belastungen entsprechend dosieren. Und die Jungen brauchen halt noch Zeit", sagt Hug. Die ganz Jungen, das sind Vincent Bäuchle, Albert Meister und Stefan Cardoso. Den A-Junioren entschlüpft, stehen sie jetzt im Kader des Bezirksligisten.

Nach dem ersten Spiel beim Neustädter Blitzturnier (0:2 gegen den SV Buch) mussten sich die Spieler einiges anhören. "Einige reagieren immer erst, wenn der Ball schon gespielt ist. Sie sind nicht immer richtig bei der Sache. Ich kann während des Spiels doch nicht schauen, ob die Oma draußen steht und zuschaut." Hug hat ein gutes Gespür dafür, wann er die Tonart wechseln muss.

Er wird laut, wenn er es für nötig hält. "Ich gehe das in dieser Saison vielleicht etwas anders an", sagt Hug. Verraten will er nichts: "neee". Zunächst. Danach kommt doch noch etwas Fleisch an den Knochen: "Vielleicht werde ich die Fehler noch klarer aufzeigen, vielleicht bringt uns das weiter."

"Wenn der Ball vorne ist, kann er hinten nicht reingehen." Trainer Uli Zäh

Hugs Spielphilosophie beginnt ganz hinten: Die Null muss bei ihm stehen. In der vergangenen Saison kassierte seine Mannschaft in 28 Spielen 31 Gegentore. Das war Bestwert in der Liga und der Schlüssel zur Vizemeisterschaft. Zuvor im Abstiegsjahr in der Bezirksliga hatte es beim SV Hinterzarten in 30 Spielen 60 Mal geklingelt. Hugs Spielidee basiert auf einer stabilen Abwehr, "denn vorne kriegst du doch immer ein paar Chancen".

Uli Zäh ist ein Unikat. An seiner Seite hat er Co-Trainer Paul Grüninger, das Trainerduo des SV Grafenhausen ist ein menschliches Gesamtkunstwerk. Zwei Typen mit Ecken und Kanten, kräftigen Stimmen, tief innen drin aber menschlich und herzlich. "Das war keine einfache Runde", sagt Zäh im Rückblick auf die vergangene Saison, "aber wir haben das gepackt". Die Berg- und Talfahrt endete mit dem Titelgewinn in der Kreisliga A 2, kostete aber Nerven und jede Menge Energie. Die Akkus waren leer. Er sei jetzt wieder gut drauf, sagt Zäh, "ich bin gelöst und freue mich auf die neue Saison". Das erste Spiel bei der SG Klengen/Kirchdorf "bringt gleich einen Klopfer", wie Zäh es nennt. Er und SG-Trainer Zeljko Cosic kennen sich aus gemeinsamen Zeiten beim FC Neustadt, sie sind befreundet und immer noch in Kontakt.

Beim Blitzturnier in Neustadt fiel auf, dass die Stürmer des SV Grafenhausen sofort den Abschluss suchen, wenn sich eine Lücke bietet. "Das trainieren wir speziell, das entspricht dem Naturell unserer Spieler", sagt Zäh. Bei diesem Turnier hat der Grafenhausener Trainer "einfach mal die Jungen reingeschmissen" und war überrascht, "wie gut sie sich angestellt haben". Neu im Kader ist Beat Friedrich, der aus Mettenberg kam. Vier A-Junioren sind zu den Aktiven aufgerückt, Blerim Kushutani und Martin Kech bereiten Zäh "schon sehr viel Freude". Der Trainer hat ein Händchen für junge Spieler, "man muss sie ernst nehmen, das ist ganz wichtig".

Sorgen bereiten Zäh derzeit nur die Langzeitverletzten Daniel Stritt (Schulterbruch), Alexander Schäuble (Knie) und Tobias Lutz (Schulterbruch). Wichtige Spieler, die wahrscheinlich erst wieder im Oktober ins Training einsteigen können. "Der Alexander Schäuble, das ist ein richtig toller Fußballer und Mensch. Der gibt nie auf und kämpft immer", sagt Zäh. Seine Mannschaft hat ihre Stärken im Spiel nach vorne, "wir wollen keine langen Bälle nach vorne klopfen, sondern wir wollen das spielerisch lösen", sagt der Coach und ergänzt: "Das fordern auch die Spieler." In der Vorsaison hat das Team pro Spiel im Schnitt 2,7 Tore geschossen, das reichte für den Titel. Eine Prognose für die kommende Runde sei schwierig, weil er die Liga nicht kenne, sagt Zäh. Er geht davon aus, "dass wir uns mit den letzten acht messen". Körperbetonte Spiele mit schnellem Spiel nach vorn erwarte er in der Bezirksliga, "wir müssen lernen, uns da durchzusetzen". Zäh weiß auch schon wie: "Wenn der Ball vorne ist, kann er hinten nicht reingehen."
Aufrufe: 025.7.2014, 00:00 Uhr
Jürgen Ruoff (BZ)Autor