2024-05-10T08:19:16.237Z

FuPa Portrait
Die Mannschaft des TSV Marktbergel aus dem Jahr 1958 (hintere Reihe von links) Wilhelm Kriegbaum, Alfred Dorsch, Robert Stau­dinger, Josef Keil, Manfred Zagel und Spielleiter Ernst Wagemann; (mittlere Reihe, von links) Heinz Schmidt, Ludwig Ehrl und Gerhard Weber sowie (vorne von links) Karl Wagemann, Hans Härtlein und Hans Zapf (Archiv-Foto: Privat).
Die Mannschaft des TSV Marktbergel aus dem Jahr 1958 (hintere Reihe von links) Wilhelm Kriegbaum, Alfred Dorsch, Robert Stau­dinger, Josef Keil, Manfred Zagel und Spielleiter Ernst Wagemann; (mittlere Reihe, von links) Heinz Schmidt, Ludwig Ehrl und Gerhard Weber sowie (vorne von links) Karl Wagemann, Hans Härtlein und Hans Zapf (Archiv-Foto: Privat).

Heinz Schmidt wechselte zwischen Tor und Feld

Historisches +++ Das Bergelmer Ur­gestein konnte auf jeder Position spielen

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Ob als Angriffs­spitze, Halbstürmer, Stopper und so­gar als sehr guter Torwart verschaff­te sich Heinz Schmidt viel Respekt bei den Gegnern. Das Bergelmer Ur­gestein gehörte in den 1950er- und 1960er-Jahren zu den auffälligsten Spielerpersönlichkeiten beim TSV Marktbergel.

Den Allrounder mit Kämpferherz konnten die Trainer auf allen elf Positionen einsetzen, wo er den erforderlichen Anforderungen und Aufgaben gewachsen war. Schon sein Erscheinungsbild flößte vielen Gegenspielern den nötigen Re­spekt ein. Er war ein Kraftpaket, sei­ne großen Hände waren ihm vor al­lem im Tor nützlich. Ein weiteres Plus für den Einsatz zwischen den Pfosten war sein kräftiger Abstoß. Wenn hinten nichts ging, dann musste Schüssel – so sein Spitzname – ins Tor. Schmidt schoss als Feldspieler ge­legentlich auch von der Mittellinie. Bei einer dieser Aktionen vibrierte sogar der Torpfosten. Aber von sei­nen weiten Abschlägen profitierten vor allem die Abstauber im Sturm, die dann den Ball nur noch ins Tor zu schieben brauchten. Er überzeugte auch durch gutes Stellungsspiel.

Im April 1955 unterlief ihm bei der 1:4-Heimpleite gegen den SV Hemmerleinsheim ein Missgeschick, weil die tief ste­hende Sonne ihn blendete. Bei einer Rückgabe konnte Torwart Schmidt den Ball nicht fest­halten, hieß es im damaligen Bericht der Windsheimer Zeitung. Dafür be­dankte sich ein gegnerischer Stür­mer mit einem Tor. Dagegen spielte Schmidt als Stop­per im August 1955 beim 3:0 in Uehlfeld eine herausra­gende Rolle, sodass die Gegner an ihm verzweifelten. Die Torschützen waren jedoch Alfred Dorsch und Jo­sef Keil. Am 25. September 1955 zeig­te Schmidt beim 3:3 gegen die Reser­ve des TSV Neustadt seine Qualitä­ten als Freistoßspezialist. An jenem Tag schlug sein Schuss aus 25 Metern zum 2:1 in den Maschen des Neustäd­ter Gehäuses ein. Im B-Klassenspiel gastierten die Bergelmer am 9. Oktober 1960 bei der Sp Vgg Baudenbach. Bei einem Zu­sammenprall zog Heinz Schmidt den Kürzeren. Es hatte dabei den An­schein, er müsste ausscheiden. Aber er biss die Zähne zusammen und spielte trotz seiner Verletzung weiter. In der 75. Minute war es ihm sogar vergönnt, das Leder zum 5:2-Endstand in die Ma­schen zu befördern. Diese Aktion brachte ihm von Seiten der zahlreich mitgereisten Fans großen Beifall ein.

Über einen längeren Zeitraum hü­tete Schmidt in den Vorbereitungs­spielen und über mehrere Partien in der Spielzeit 1956/57 das Gehäuse. Doch durch die löchrige Abwehr und haarsträubende Schnitzer musste er immer wieder Bälle unnötig aus dem Netz fischen. Nur an überragenden Tagen rettete er mit seinen Glanzpa­raden ein Unentschieden, wie am 16. September das 0:0 gegen den TSV Markt Erlbach. Dagegen war die Mannschaft bei der 0:5-Heimlektion gegen den späteren souveränen B-Klassenmeister ASV Siegelsdorf völlig überfordert.

Grobe Deckungsfehler

Ende November 1956 stand mit Hans Härtlein wieder der etatmäßige Torhüter zwischen den Pfosten. Zwar konnte Schmidt seine Gefährlichkeit wieder in der Stür­merreihe ausspie­len, aber durch die schwachen Vertei­diger und deren groben Deckungs­fehlern setzte es immer wieder hap­pige Niederlagen. Einen besonders schwachen Tag er­lebte die Mann­schaft am 2. De­zember im Heim­spiel gegen den SV Brunn. Bereits in der dritten Minute konnten die ein­heimischen An­hänger die 1:0­ Führung durch Heinz Schmidt auf der halblinken Po­sition bejubeln. Statt die nötige Si­cherheit ins Spiel zu bringen, ließen sich die Marktbergeler jedoch mit 3:10 überrollen. Diese Lektion führte dazu, dass Heinz Schmidt eine Woche später wieder zwischen den Pfosten stand. Da die Formkrise trotzdem nicht been­det werden konnte, wechselte er wie­der ins Feld. Seine Vielfältigkeit zeigte Schmidt im März 1957 in der Partie beim TSV Dietenhofen. Zunächst musste er sei­ne Mitspieler mit dem 1:2-Anschluss­treffer aus der 36. Minute wachrüt­teln. Wenig später verletzte sich Kee­per Hans Härtlein beim 1:3. Schmidt begab sich ins Tor und verlieh der Abwehr mit einigen Glanzparaden die nötige Sicherheit. Zudem moti­vierte er die gesamte Mannschaft, die mit zehn Mann zum 4:4 ausgleichen konnte. Im Verlauf der Saison kam das Team einfach nicht mehr aus dem Ta­bellenkeller, was mit 10:34 Zählern und 34:89 Toren als Tabellenletzter den Gang in die C-Klasse zur Folge hatte. Wegen eines gebrochenen Bei­nes musste Schmidt längere Zeit pau­sieren und konnte sein Team nicht unterstützen. Schon in der nächsten Saison sicherte sich die Mannschaft mit 23:5 Zählern und 63:23 Toren postwendend den Wiederaufstieg.

Ei­nen entscheidenden Anteil zur Rück­kehr in die B-Klasse im Frühjahr 1958 hatte wiederum Heinz Schmidt durch seine Spielübersicht. Gelegentlich trat Schmidt auch als Elfmetertöter in Erscheinung. So ge­schehen am 12. Mai 1963 beim 4:1 über den ASV Wilhelmsdorf. In der 56. Minute konnte er einen platziert geschossenen Strafstoß abwehren. Noch gefährlicher war jedoch der Nachschuss, den er unschädlich ma­chen konnte, was das einheimische Publikum mit großem Applaus be­lohnte. Einen Sahnetag erwischte Schmidt am 23. Juni in Ipsheim ge­gen den DTV Diespeck, wo es in ei­nem Entscheidungsspiel um den Klassenerhalt in der B-Klasse ging. Seine Paraden und Übersicht zwi­schen den Pfosten sicherten seiner Elf einen hart umkämpften 2:1-Erfolg. Gelb gegen Gelb An ein kurioses Ereignis erinnerten sich seine Kameraden noch nach Jah­ren.

Am 1. Dezember 1958 gastierte der TSV Marktbergel beim SV Guten­stetten. Die TSV-Spieler kamen mit dem sehr tiefen und schmierigen Bo­den besser zurecht. Das größte Prob­lem hatte der Schiedsrichter, weil bei­de Mannschaften in gelben Trikots antraten, so dass es für ihn vor allem bei Szenen im Strafraum unüber­sichtlicher wurde. Heinz Schmidt hü­tete wieder einmal das Tor und hatte keine Probleme, Freund und Feind zu unterscheiden. Bei einer klaren Füh­rung erlaubte sich der Keeper sogar einen Scherz mit einem Gegenspieler: Er forderte ihn auf, den Ball doch ins Tor zu schießen. Anscheinend fehlte dem Gutenstetter Angreifer die Kraft, denn Schmidt hatte das Leder ganz fest in den schlammigen Boden gerammt und dabei drückte sich sei­ne Hand um das Leder, so dass der gegnerische Kick völlig wirkungslos blieb, was natürlich zu einem Geläch­ter auf Marktbergeler Seite führte. Schmidt und seine Kameraden konn­ten einen klaren 7:2-Erfolg feiern. Durch sein Antreiben führte das Ur­gestein seine Mannschaft nach einem Rückstand immer wieder zu Siegen, selbst nach einer klaren Führung schaltete Schmidt selten einen Gang zurück. In der Spielzeit 1959/60 hatte Heinz Schmidt seinen größten Torhunger.

Hinter den beiden Angriffsspitzen Rudolf Schuster und Frank Greil be­legte das Bergeler Urgestein mit 24 Treffern den dritten Platz in der ver­einsinternen Torschützenliste, und dies hauptsächlich aus dem Mittel­feld heraus. Dennoch verpasste die Mannschaft als abgeschlagener Vier­ter den Wiederaufstieg in die B-Klas­se. Als Dritter schrammte die Mann­schaft in der Spielzeit 1960/61 nur ganz knapp am Aufstieg vorbei. Es lag wiederum nicht an Heinz Schmidt. Der Allrounder geizte nicht mit Toren. Mit seinen drei Treffern in der Partie gegen den SV Unteralten­bernheim hatte er einen großen An­teil am 7:1-Erfolg. ERNST WERNER SCHNEIDER

Aufrufe: 04.2.2014, 12:39 Uhr
Ernst Werner Schneider (WZ)Autor