2024-04-25T14:35:39.956Z

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Seit 2015 ist Hansi Bargfrede, dessen Sohn Philipp als Profi bei Werder Bremen spielt, Trainer der Oberliga-Fußballer des Heeslinger SC..Foto Demmer
Seit 2015 ist Hansi Bargfrede, dessen Sohn Philipp als Profi bei Werder Bremen spielt, Trainer der Oberliga-Fußballer des Heeslinger SC..Foto Demmer

„Die Oberliga ist brutal ausgeglichen“

Interview mit Heeslingens Trainer Hansi Bargfrede

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Der Heeslinger SC hat die Saison in der Fußball-Oberliga als Tabellensechster recht entspannt abgeschlossen. Trainer Hansi Bargfrede verrät im Interview mit Oliver Moje, warum die Liga aus seiner Sicht trotzdem eine Herausforderung bleibt und wie die Planungen für die kommende Spielzeit aussehen.

Elf Clubs haben mehr Treffer erzielt, neun haben weniger kassiert als der Heeslinger SC. Eigentlich belegt man mit so einem Torverhältnis Platz zehn. Darf man sagen, dass Ihre Mannschaft das Optimale aus der Saison herausgeholt hat? Nein, das sicherlich nicht. Dazu haben wir eine zu schlechte Hinrunde gespielt. Wir haben immer daran arbeiten müssen, weniger Gegentore zu kriegen. Außerdem haben wir zu viele Chancen liegen lassen. Das war definitiv nicht optimal. Dafür haben wir aber in der Rückrunde viele Dinge besser gemacht und die Saison dann ja auch ordentlich abgeschlossen.

Im Vorjahr ist der SC mit 40 Punkten sportlich abgestiegen, hat nur dank des Aufstiegs des Vizemeisters die Klasse gehalten. In diesem Jahr hätten bereits 33 Punkte gereicht. Ist die Oberliga aus Ihrer Sicht gegenüber dem Vorjahr stärker oder schwächer geworden? Weder noch. Im Jahr davor gab es mit Bückeburg, Uelzen und Uphusen einfach drei Mannschaften, die ziemlich stark abgefallen sind. In diesem Jahr war es nur Bornreihe – dadurch entstand dieser Unterschied. Die Liga ist brutal ausgeglichen. Sowohl der Weg nach unten als auch der nach oben ist ziemlich kurz. Da ist alles möglich. Wir haben zweimal den Meister Jeddeloh geschlagen und beim Tabellenzweiten Northeim gewonnen. Das zeigt: Wir können mit jeder Mannschaft mithalten, aber wir haben auch gegen die vier Absteiger elf Punkte liegen lassen. Daran sieht man, dass uns noch ein bisschen die Konstanz fehlt.

Wie groß war die Erleichterung, dass der Klassenerhalt diesmal schon vorzeitig erreicht wurde? Das hat uns natürlich vieles leichter gemacht – gerade in der Planung für die kommende Saison. Die letzten Wochen waren wesentlich einfacher für uns. Das haben wir genossen, sowohl die Mannschaft als auch das Trainerteam. Das hatte schon was von Luxus, wenn man bedenkt, dass wir im Jahr vorher sogar noch nach dem letzten Spieltag zittern mussten.

Stichwort Kaderplanung: Offiziell verabschiedet wurden bislang nur Fabian Völkner, der seine Karriere verletzungsbedingt beendet, und Torwart Tjark Mertha, dem der Fahrtaufwand von der Nordseeküste nach Heeslingen zu groß wurde. Wird es noch weitere Abgänge geben? Bekim Murati wird uns wieder verlassen. Der ist aufgrund von Verletzungen und beruflichen Verpflichtungen in dem halben Jahr nie richtig angekommen bei uns. Ansonsten bleibt der Kader aber zusammen. Es steht noch berufsbedingt ein Fragezeichen hinter Dragan Muharemi, der aber eigentlich bleiben möchte, weil er sich sehr wohl bei uns fühlt. Mit ihm hätten wir einen 23 Mann starken Kader, der fünf Neuzugänge beinhaltet.

Als Verstärkungen hat der SC bislang Etelsen-Rückkehrer Oliver Warnke, die Brüder Egzon und Auron Pércani sowie Sidney Wix bekanntgegeben. Wer ist der Fünfte? Torwart Moritz Nientkewitz vom Bezirksligisten FSV Langwedel-Völkersen möchte zu uns kommen. Der hat bei uns im Training einen guten Eindruck gemacht, ist ähnlich talentiert wie Tjark Mertha. Da müssen wir uns mit der FSV zwar noch einigen, aber ich bin zuversichtlich, dass das klappt.

Sind Sie mit der Zusammensetzung des neuen Kaders zufrieden? Ich denke, wir haben eine ganz gute Kaderplanung betrieben – im Rahmen des Budgets und der Möglichkeiten, die wir haben. Wir haben auch mit drei Spielern gesprochen, die über Regionalliga- beziehungsweise einer sogar über Drittligaerfahrung verfügen. Wir kriegen es aber mit unserem Budget einfach nicht hin, diese Jungs zu verpflichten. Wenn wir zwei davon kriegen würden, hätte ich glatt gesagt, dass wir nächste Saison ganz oben mitspielen. Aber finanziell ist das einfach nicht machbar für uns.

Mit Ausnahme von Oliver Warnke handelt es sich bei den Neuverpflichtungen durchweg um jüngere Spieler ohne Oberliga-Erfahrung. Was macht Sie zuversichtlich, dass diese sich einen Stammplatz in Ihrem Team erkämpfen können? Bei Sidney Wix ist es so, dass er aus dem U19-Bundesligateam von Werder Bremen kommt. Der hat da zwei Jahre gespielt und eine sehr gute Ausbildung bekommen. Ich weiß von ihm, dass er fußballverrückt ist und dass er Ziele hat. Das ist die Art von Jungs, nach denen wir Ausschau halten – bei denen zu erkennen ist, dass die etwas wollen. Ich glaube, dass er uns helfen wird.

Über Oliver Warnke brauchen wir gar nicht zu reden, der war schon bei uns, ist ein toller Kerl und Fußballer. Der wird uns sofort weiterbringen.

Moritz Nientkewitz wird sicherlich erst einmal die Nummer zwei hinter Arne Exner sein, aber als Torwart kann das ja immer ganz schnell gehen und wir haben keine Bauchschmerzen, wenn Arne mal ausfallen sollte.

Bei den Pércani-Brüdern müssen wir sicherlich die Entwicklung abwarten. Auron ist ja eigentlich noch A-Jugendspieler – aber auch da kann das immer mal wieder sehr flott gehen.

Gibt es weitere A-Jugendspieler, von denen Sie bereits jetzt schon wissen, dass Sie sie in der kommenden Saison hochziehen wollen? Jonas Austermann haben wir leider an Verden verloren – den hätten wir gerne gehalten – und Christian Viet ist zu St. Pauli gegangen, gehörte da sogar schon zum Bundesligakader. Nein, derzeit sieht es nicht danach aus, zumal in der neuen Saison vorwiegend der jüngere Jahrgang spielen wird. Da müssen wir uns erstmal wieder etwas gedulden. Aber wir haben ja eine recht junge Truppe zusammen.

Im Abschluss könnte ein bisschen mehr Erfahrung vielleicht helfen. Nur 45 erzielte Treffer in 30 Spielen: Wie kommt es, dass Ihrer Mannschaft speziell das Toreschießen so schwer fällt? Das kann ich nur schwer beantworten. Fakt ist, dass wir unheimlich viele Torgelegenheiten haben. Oliver Gerken zum Beispiel ist einer, der anhand seiner Chancen auch 30 Tore in der Saison schießen könnte. Doch wenn er das machen würde, würde er wahrscheinlich nicht mehr bei uns spielen und wir sind sehr froh, dass wir ihn haben. Dieses Ausnutzen der Chancen ist einfach ein Problem bei uns, obwohl wir das immer wieder trainieren. Aber auch mit 45 Toren kann man erfolgreich sein, denn noch entscheidender ist, dass wir weniger Gegentore bekommen. Wenn wir hinten gut organisiert sind, dann laufen die Dinge in der Offensive von alleine.

Was sind für Sie die Höhepunkte der Saisonvorbereitung? Richtige Highlights haben wir eigentlich nicht. Wir haben viele Gegner auf Augenhöhe, etwas aus der Schleswig-Holstein- oder Hamburg-Liga. Bei den Elsdorfer Pokalwochen spielen wir gegen Drochtersen/Assel. Das sind alles qualitativ gute Gegner. Ein Highlight wird für uns sicherlich der Pokal, auch wenn wir den Gegner noch nicht kennen.

Wird es auch taktische Änderungen an der Grundaufstellung geben? Wir werden in der Vorbereitung versuchen, uns ein bisschen neu aufzustellen und mal mit einer Dreierkette zu spielen. Nicht, weil das gerade modern ist, sondern weil wir dieses Jahr etliche Innenverteidiger haben.

Würden Sie sich wünschen, die Saison wäre andersherum gelaufen – also mit einer besseren Hin- und einer schlechteren Rückserie, vielleicht auch in Hinblick auf das Zuschauerinteresse? Nein, auch wenn sicherlich mehr Publikum da gewesen wäre, wenn wir zu Beginn oben mitgespielt hätten. Dafür wäre dann aber der Abschluss ganz enttäuschend verlaufen. So gehen wir alle mit einem positiven Gefühl aus der Saison und hochmotiviert in die neue hinein. Gucken wir mal, ob wir da einen weiteren Schritt machen können.

Hendrik Lemke wird als neuer Co-Trainer an Ihrer Seite arbeiten. Was versprechen Sie sich von ihm? Ich verspreche mir grundsätzlich von jungen Leuten, dass sie neue Ideen mitbringen. Hendrik hat gerade die B-Lizenz gemacht und ist hoch motiviert. Das wird bestimmt ganz spannend, wenn wir drei – Björn Müller bleibt ja weiterhin als Torwarttrainer dabei – uns vor den Spielen absprechen und gemeinsam neue Pläne aushecken.

Wer sind für Sie die Top-Favoriten in der kommenden Saison? Ganz klar Wunstorf, die jetzt schon sehr stark sind und noch sehr gute Neuzugänge kriegen. Dazu kommt Bersenbrück, die sehr davon profitieren werden, dass Osnabrück seine U23 zurückzieht. Dann muss man mal gucken, was aus der Regionalliga runter kommt – Lupo-Martini Wolfsburg und Rehden kann ich so noch nicht abschätzen. Auch Spelle-Venhaus wird ganz klar weiter zum Favoritenkreis gehören. Auch bei Northeim muss man mal abwarten, wie die den verpassten Aufstieg verkraften. Außerdem kommt ja immer noch einer dazu, mit dem man überhaupt nicht rechnet.

Zur Person

Hans-Jürgen „Hansi“ Bargfrede (58) war in seiner aktiven Zeit von 1978 bis 1990 Profifußballer bei Werder Bremen, St. Pauli und Preußen Münster. Nebenbei übernahm er auch immer mal wieder den Trainerposten beim TuS Heeslingen. Dort war er zwischen 1981 und 2006 in fünf Abschnitten insgesamt rund 17 Jahre tätig, führte den bis 1985 in der Kreisliga spielenden Verein als Coach zu drei Meisterschaften und 1994 in die Niedersachsenliga.

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Dieser Artikel stammt von der Zevener Zeitung

Aufrufe: 07.6.2017, 17:06 Uhr
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