2024-05-10T08:19:16.237Z

Im Nachfassen
Mit prominenten Neuzugängen wie dem ehemaligen Oberliga-Spieler Nehat Shalaj (links) hat Galatasaray Bremerhaven für Furore gesorgt. Ob die hochkarätigen Kicker dem neuen Club auch in der 1. Kreisklasse die Treue halten, bleibt abzuwarten. Scheer
Mit prominenten Neuzugängen wie dem ehemaligen Oberliga-Spieler Nehat Shalaj (links) hat Galatasaray Bremerhaven für Furore gesorgt. Ob die hochkarätigen Kicker dem neuen Club auch in der 1. Kreisklasse die Treue halten, bleibt abzuwarten. Scheer

Galatasaray muss ganz unten starten

Neuer Fußball-Verein wird 1. Kreisklasse zugeordnet – Antrag auf Aufnahme in Kreisliga A scheitert

BREMERHAVEN. Es war ein schwerer Gang, den Mehmet Dogan gestern vor sich hatte. Der Vorsitzende des neuen Fußball-Vereins Galatasaray Bremerhaven informierte seine Spieler beim Trainingsauftakt darüber, dass sie in der kommenden Saison ganz unten, in der 1. Kreisklasse, starten müssen. Dabei war dem ambitionierten Seestadt-Club ein Platz in der Kreisliga A zugesagt worden.

„Ich bin total enttäuscht und wütend. Das ist für unseren Verein ein enormer Schaden“, macht Dogan seinem Ärger Luft. Der ehemalige Spielmacher des FC Bremerhaven fürchtet um seinen Ruf, weil er mit dem Argument, dass Galatasaray in der Kreisliga A spielen wird, Neuzugänge und Sponsoren angelockt hat: „Wie stehe ich denn jetzt da?“ Dogan befürchtet, dass sich einige Spieler die 1. Kreisklasse – die unterste Liga in Bremerhaven – nicht antun werden. „Wir werden keinem Steine in den Weg legen“, ist Dogan auf Abgänge vorbereitet.

Wut auf Zielinski und Tatje

Dogans Wut hat zwei Adressaten beim Fußball-Kreis Bremerhaven – den Vorsitzenden Axel Zielinski und Stephan Tatje, der den Spieltechnischen Ausschuss (STA) leitet. „Wir fühlen uns von ihnen getäuscht“, erklärt Dogan mit Blick darauf, dass Zielinski und Tatje Galatasaray den Start in der Kreisliga A zugesagt hatten. Erst als sich der Bremer Fußball-Verband (BFV) einschaltete, machten die beiden Funktionäre einen Rückzieher. Laut Paragraf 7,3 der BFV-Spielordnung müssen neue Vereine mit ihrer ersten Mannschaft grundsätzlich in der 1. Kreisklasse beginnen. Zielinski und Tatje informierten Dogan über ihren Fehler. Der Galatasaray-Vorsitzende bemühte sich zwar noch um eine Ausnahmegenehmigung, doch der BFV-Verbandsspielausschuss lehnte das als nicht satzungskonform ab.

Zielinski redet nicht um den heißen Brei herum und räumt seinen Fehler ein. „Wir haben uns bei Mehmet entschuldigt. Ich weiß, dass er stinksauer ist, aber er muss auch unsere Lage sehen“, sagt Zielinski. Der STA sei vor jeder Saison gefordert, einen halbwegs attraktiven Spielbetrieb für Bremerhaven zu organisieren. „Wir orientieren uns immer daran, wie es am besten passt, ohne dabei immer auf die Satzung zu schauen. Auch unsere Vereine hätten es gerne gesehen, wenn Galatasaray in der Kreisliga angefangen hätte“, erklärt Zielinski. Beim BFV habe man oft ein Auge zugedrückt und zum Beispiel akzeptiert, dass in Bremerhaven nur elf Mannschaften in der Kreisliga A kicken – vorgeschrieben sind eigentlich 16 Teams. Insofern war Bremerhavens Fußball-Chef davon ausgegangen, dass die Einordnung Galatasarays in der Kreisliga A in Ordnung sei – eine Fehleinschätzung.

BFV sieht keinen Spielraum

Oliver Baumgart bedauert, dass Galatasaray die Ausnahmegenehmigung verweigert wurde, sieht aber keinen Spielraum aufseiten des Verbandes. „Der Verbandsspielausschuss hatte leider keine andere Wahl. Die Spielordnung ist eindeutig, und auch im Sinne der Gleichberechtigung musste so entschieden werden“, betont der BFV-Pressesprecher. Baumgart spielt darauf an, dass es in den vergangenen Jahren auch in Bremen neue Vereine gegeben habe, die ebenfalls in der 1. Kreisklasse loslegen mussten: „Galatasaray verliert jetzt ein Jahr, bis sie in der Kreisliga A sind. Das ist zwar ärgerlich, aber für die Vereine in Bremen ist es ein wesentlich weiterer Weg nach oben.“

Dass diese Gleichbehandlung wirklich fair ist, zweifelt Zielinski zumindest an. „In Bremen haben sie mehr Mannschaften und Klassen, das ist alles schön und gut. Ich sage den Bremern aber immer wieder, dass sie sich unsere Ligen mal anschauen sollen. Wie sollen wir es denn machen?“, weist Zielinski auf die stetig sinkende Zahl der Mannschaften im Spielbetrieb hin. Immerhin scheint beim BFV durch den Fall Galatasaray etwas in Bewegung geraten zu sein – über eine Anpassung der Spielordnung müsse diskutiert werden, heißt es. „Das eine ist das Papier, das andere die Realität“, sagt Baumgart. Für Galatasaray kommt das zu spät – Änderungen können erst ab der Saison 2017/18 greifen.

LINK: Viele weitere Berichte über den Amateurfußball im Kreis Cuxhaven
LINK: Viele weitere Berichte über den Amateurfußball in Bremerhaven


Dieser Artikel stammt von der Nordsee-Zeitung

Aufrufe: 012.7.2016, 15:54 Uhr
Nordsee-Zeitung / Dietmar RoseAutor