2024-05-08T14:46:11.570Z

Spiel der Woche
Mario Feulner (links) stand für Kornburg in der bisherigen Saison elfmal auf dem Platz. F: Zink
Mario Feulner (links) stand für Kornburg in der bisherigen Saison elfmal auf dem Platz. F: Zink

Feulner: "Im ersten Spiel tut sich jeder schwer"

Gegen Selbitz zeigt der TSV Kornburg zunächst, dass er in der Winterpause nichts verlernt hat, verpasst dann aber die Entscheidung

Der Rückrundenstart gestaltet sich für den Landesligisten Kornburg überra­schend mühsam, gegen die Spielverei­nigung Selbitz reicht es trotz professio­neller Vorbereitung nur zu einem 2:2 (1:1)-Unentschieden.

In Kornburg hatten sie sich in der Winterpause auf diese 90 Minuten be­sonders gut vorbereitet. Nichts woll­ten sie beim Rückrundenstart dem Zu­fall überlassen, weshalb sie sich nicht nur in Kornburg gewissenhaft vorbe­reitet haben, sondern auch in der Tür­kei; auf akkuraten Grünflächen, bei milden 21 Grad, ohne große Ablen­kungsmöglichkeiten – so wie es auch die Profis tun. Und hätte diese Partie gegen die Spielvereinigung Selbitz nur 90 Minuten gedauert, dann hätten sie sich wahrscheinlich auch für den ganzen Aufwand bestätigt gefühlt.

Weil Schiedsrichter Sebastian Eder den Nachmittag aber erst nach 93 Minuten beendete, war der Effekt der höchst professionellen und nicht ganz günstigen Vorbereitung schnell ver­pufft – oder doch nicht?

„Natürlich waren wir enttäuscht“, sagt Abwehrspieler Mario Feulner, „aber im ersten Spiel nach der Winter­pause tut sich jeder schwer“. Dabei sah zunächst mal wieder alles ganz einfach aus für den TSV Kornburg, die große Überraschung der Hinrunde in der Landesliga-Nordost. Bereits in der 8. Minute knüpfte Szymon Pasko da an, wo er vor der Winterpause auf­gehört hatte, nach schöner Vorarbeit von Sebastian Mack erzielte der klei­ne Stürmer sein 18. Saisontor. Die Partie gegen die Mannschaft aus dem Tabellenmittelfeld schien früh ein Selbstläufer zu werden, so wie die vielen Spiele im vergangenen Herbst. Neun Spiele hatte der Aufstei­ger da in Folge gewonnen, selbst den Tabellenführer Neumarkt mit 2:0 be­siegt und sich auf dem zweiten Platz eingerichtet, der zur Relegation um die Bayernliga berechtigt. Für den TSV schien es nur noch eine Richtung zu geben: nach vorne, nach vorne, immer weiter.

Nowak kommt zurück — und trifft

„Aber man kann ja nicht davon aus­gehen, dass es einfach immer so weiter geht“, sagt Feulner nachdem es nicht mehr einfach so weitergegangen ist. Auf die frühe Führung folgte noch vor der Halbzeit (35./Sebastian Schott) der Ausgleich für die Gäste aus Sel­bitz, nach der Pause mühte sich Korn­burg lange vergeblich um die erneute Führung, Rückkehrer Michal Nowak war es vorbehalten, die Verhältnisse wieder gerade zu rücken.

Neun Monate lang war Nowak, einer der Aufstiegshelden aus der Vor­saison, verletzt, seine Anwesenheit in der Mannschaft bezeichnete Herbert Heidenreich vor dem Neustart als „echte Alternative“. Nur 20 Minuten nach der Einwechslung bestätigte No­wak seinen Trainer und erzielte in der 81. Spielminute das 2:1 für den TSV, wahrscheinlich ist der hochveranlagte Torjäger demnächst sogar mehr als nur eine Alternative.

Dieses Ergebnis hätte gereicht, um zwischenzeitlich sogar die Tabellen­führung zu übernehmen. Weil die Be­gegnung von Neumarkt am Sonntag wegen des schlechten Wetters abge­sagt wurde, hätte sich der ASV nicht wehren können, in Kornburg hätte man sich zumindest eine Woche lang über den Sprung auf den direkten Auf­stiegsplatz freuen dürfen. Da sich Sebastian Eder aber offen­bar sehr gut unterhalten fühlte an die­sem Nachmittag, gönnte er den beiden Mannschaften noch ein paar Minuten extra, vor allem gab er aber den Gäs­ten aus Selbitz noch die Chance, den Nachmittag auch für sich noch zu einem gelungenen zu machen.

Eine angenehme Brise

Ein umstrittener Freistoß, eine Flan­ke und eine missglückte Abwehrakti­on später freuten sich die Oberfran­ken über den Ausgleich durch Maxi­milian Lang und einen Punkt, der ihnen im Abstiegskampf wahrschein­lich mehr hilft als den Kornburgern im Aufstiegskampf.

Als große Ungerechtigkeit haben sie den Schlusspunkt der Partie beim TSV trotzdem nicht empfunden. „Wir hätten das vorher lösen können“, fin­det Feulner und meint die vergebenen Chancen und die vielen Pässe, die nicht oder nur unzureichend bei ihren Zielen ankamen.

Nach dem Wochenende sind sie punktgleich mit Neumarkt, haben allerdings auch schon zwei Spiele mehr absolviert. „Sie sollen immer unseren Atem spüren“ hatte Heiden­reich die Richtung für die verbleiben­den Spiele vorgegeben, Kornburgs Un­entschieden gegen Selbitz dürften die Neumarkter aber eher als angenehme Brise empfunden haben.

Zwölf Gelegenheiten bleiben Hei­denreichs Mannschaft jetzt noch, um zu beweisen, dass der langjährige Be­zirksligist sogar in der Landesliga un­terfordert ist. Zwölf Gelegenheiten, in denen sie sich noch steigern können – und müssen, wenn sie den Überra­schungseffekt maximieren wollen. „Wir können uns in allen Bereichen verbessern“, sagt Feulner, im Trai­ningslager gab es ja genug Anschau­ungsunterricht; nicht auf den Neben­plätzen, die Profis hatten die türki­sche Riviera da schon längst wieder hinter sich gelassen, sondern auf den Bildschirmen ihrer Laptops. Einige Bundesliga-Partien haben sie sich angesehen und natürlich auch das fränkische Zweitliga-Derby. „Das war allerdings kein Augenschmaus“, erinnert sich Feulner, aber es ging ja auch nicht um gute Unterhaltung, son­dern um die Gemeinschaft.

Zuhause im Alltag gehen die Fußbal­ler meistens schnell wieder auseinan­der, in der Türkei haben sich auch die­jenigen füreinander Zeit genommen, die abseits des Platzes normalerweise nicht viel miteinander zu besprechen haben. „Das hat geholfen, uns besser kennenzulernen“, sagt Mario Feulner über das Trainingslager. Vielleicht hilft das beim nächsten Mal – am bes­ten sogar länger als 90 Minuten.

Aufrufe: 08.3.2016, 10:44 Uhr
Sebastian Gloser (NN)Autor