2024-05-08T14:46:11.570Z

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Chance vertan: Der St. Märgener Dennis Lickert scheitert an Torwart Edwin Ditz vom FC Neustadt II. Am Ende hieße es 2:0 für Neustadt.  | Foto: Patrick Seeger
Chance vertan: Der St. Märgener Dennis Lickert scheitert an Torwart Edwin Ditz vom FC Neustadt II. Am Ende hieße es 2:0 für Neustadt. | Foto: Patrick Seeger

Aufsteiger Hinterzarten blamiert sich

Gündelwangen überrascht erneut

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Der Ball ist rund. Und das ist das Problem. Die Kugel rollt einfach, wohin sie will. Da mögen Trainer noch so sehr analysieren, Taktiken ausbaldowern, Einstellung und Leidenschaft einfordern, am Ende ist es mit König Fußball doch so wie an der Börse: Gurus mögen heiße Tipps abgeben, ihre Trefferquote ist allerdings nicht höher einzuschätzen als die eines Schimpansen. Soll heißen: Fußball ist einfach unberechenbar. Das ist tröstlich. Für Sieger und Gedemütigte. Auch im Schwarzwald, bei den Kickern in der Bezirks- und Kreisliga.
Frank Hug, Trainer des Bezirksliga-Aufsteigers SV Hinterzarten, war nach der 2:3-Heimniederlage gegen den erklärten Abstiegskandidaten Tannheim schlecht gelaunt. „Wir waren zu Beginn 20 Minuten lang im Tiefschlaf“, erinnert sich der Übungsleiter. Im Strafraum gepennt habe seine Hintermannschaft. Nach 25 Minuten hieß es 0:3. Immerhin: nach der Pause und deutlichem Weckruf in der Kabine kamen die Hinterzartener noch auf 2:3 heran und hätten, da sie den zweiten Durchgang dominierten, nach Hugs Dafürhalten ein Unentschieden verdient gehabt. Heilsamer sein kann auf lange Sicht aber womöglich diese bittere, weil völlig unnötige Niederlage. „Es geht um nichts anderes, als darum nicht abzusteigen“, sagt Hug, „ich hoffe, jetzt hat jeder meiner Spieler endlich begriffen, dass wir vor einer schweren Saison stehen“. Wenn es eine Lehre zu ziehen gelte, dann diese: „In dieser Liga darfst du keinen unterschätzen.“ Konzentriert weiterarbeiten und sich Schritt für Schritt weiterentwickeln, das ist beim HSV die Losung für die kommenden Wochen. Vom Blick auf die Rangliste hält Hug nichts. „Wir warten jetzt mal die nächsten zehn Spiele ab, dann gucke ich wieder auf die Tabelle.“

Öfingen, das ist doch ein Abstiegskandidat, oder? „Ach von wegen“, schnaubt Christian Kirchsteiger, Trainer des TuS Bonndorf II nach dem 3:1-Heimsieg seiner Elf, der die Gäste couragiert erlebte, ganz im Gegensatz zu seiner Elf, der er nach einer desolaten Leistung im erstenDurchgang „Arbeitsverweigerung“ vorwarf. In der Kabine hat es deshalb gerumst. „Da gab’s ein kleines Donnerwetter“, erinnert sich der TuS-Trainer. Im zweiten Durchgang steigerten sich die Bonndorfer deutlich. Das war auch vonnöten. „Wir mussten 100 Prozent geben“, so Kirchsteiger. Mit neun Zählern aus fünf Spielen ist die TuS-Reserve im Soll. Ein Zwischenziel ist damit erreicht, mehr nicht. „Die ganze Mannschaft ist in einem Lernprozess“, so Kirchsteiger, „wir müssen uns weiter steigern“.

Nurhan Ardiclik hat es nicht so mit dem „fortgau“ (ausgehen, die Red.) und schon gar nicht mit dem lange kleben bleiben auf Bierbänken. Am Sonntagabend hat er eine Ausnahme gemacht. Es musste einfach sein, er konnte gar nicht anders. Schließlich ist der Trainer des SV Gündelwangen aktuell der womöglich beliebteste Mensch in der fußballverrückten Gemeinde. Kein Wunder, nach diesem Saisonstart. Vier Spiele, vier Siege. Die Bilanz der Aufsteigerelf ist makellos. Und so blieb Ardiclik nach dem 3:0-Heimerfolg gegen den SSC Donaueschingen deutlich mehr als nur ein bisschen länger kleben – und feierte mit Kickern und Fans die unverstellte Aussicht vom Tabellengipfel. Unterschätzt werden die Gündelwanger jetzt wohl nicht mehr. Das war schon am Sonntag in der ersten Halbzeit zu sehen. „Die Donaueschinger haben alles zugestellt, was ging“, erinnert sich Ardiclik. Genützt hat es nichts. Im zweiten Durchgang machten die Gündelwanger das Spiel schneller. Die SSC-Spieler verloren immer mehr Zweikämpfe und die Partie. Ganz oben fühlt sich Ardiclik dennoch nicht wohl. „Gejagter zu sein ist nicht so schön“, sagt der Trainer, „ich bin lieber der Jäger“.

Bis zum Anpfiff am Sonntag noch punktgleich gleichauf mit den Gündelwangern waren die Kicker aus der gerademal sechs Kilometer entfernten Nachbargemeinde Lenzkirch. Dieser zweite Platz in der Kreisliga-A-Hitparade könnte den FCL-Kickern ein bisschen zu Kopf gestiegen sein, vermutet Lenzkirchs Trainer Tino Wehrle. Statt jene Leistung abzurufen, die sie am Mittwochabend zu einem 1:0-Erfolg in Pfohren befähigte, boten die Lenzkircher spieltechnisch einen Rückschritt. Zwar fehlten vier Spieler, die in Pfohren dabei gewesen waren, doch Wehrle wollte das nicht als Entschuldigung gelten lassen nach einer vermeidbaren 1:3-Heimniederlage gegen den FC Bräunlingen.

„Nur drei von elf haben Normalform erreicht.“ Der Ausrutscher, den Wehrle als „kleinen Betriebsunfall“ einstuft, sei womöglich der Unerfahrenheit seiner Kicker geschuldet – in einer Elf mit einem Durchschnittsalter von 21 Jahren sind Fehler in einem stetigen Findungsprozess eher Norm als Ausnahme. Und so will der Trainer seinen Spielern nach unglücklichem Kampf und Krampf auch keinen Vorwurf machen. „Das Bemühen war ja da.“ Die gegen Bräunlingen fest eingeplanten Punkte sollen jetzt halt am kommenden Wochenende in Kirchen-Hausen her. Wehrle denkt ungeniert an einen Sieg: „Auf Unentschieden spielen, das können wir gar nicht.“

Ein 3:3 am Donnerstagabend gegen Möhringen, ein 2:0-Sieg am Sonntag in St. Märgen. Oliver Mahler, Trainer des FC Neustadt II sieht sein Aufsteigerteam auf einem guten Weg. „Wir sammeln Punkte und entwickeln uns nach vorn.“ In der zweiten Halbzeit habe sein Team die St. Märgener gut im Griff gehabt. „Wir hätten noch höher gewinnen können“, so Mahler.
Aufrufe: 015.9.2014, 22:00 Uhr
Johannes Bachmann (BZ)Autor