2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Der ATSV (grün-rot), hier gegen TSV Neustadt, holte mit Trainer Karsten Wettberg und Ex-Profi Tobias Schlauderer (rechts hinten) bekannte Namen.  Foto: Stöcker
Der ATSV (grün-rot), hier gegen TSV Neustadt, holte mit Trainer Karsten Wettberg und Ex-Profi Tobias Schlauderer (rechts hinten) bekannte Namen. Foto: Stöcker

ATSV Kelheim sorgt für Schlagzeilen

Wettberg, Schlauderer und Co. beleben Kreisligisten, sorgen aber auch für Diskussionen. Erfolge feiert man in Bad Abbach, Abensberg und Riedenburg

Als Kreisligist erfährt man am ehesten über eine handfeste Prügelei überregionale Aufmerksamkeit. Oder: Indem man einen Trainer namens Karsten Wettberg verpflichtet. Im Mai 2013 wechselte der 72-jährige Elsendorfer vom Regionalligisten SV Seligenporten zum ATSV Kelheim, deutschlandweit nahmen Medien Notiz. Der ,,erfolgreichste Amateurtrainer Deutschlands" ging zu einem Verein der drittuntersten Klasse. Als auch der Unterwendlinger Ex-Jahn-Profi Tobias Schlauderer (29) für seine Heimatstadt die Schuhe schnürte, bekam die graue Fußball-Maus endgültig Farbe.

Lionel Messi kommt doch nicht
Und es wurde bunt: Landauf, landab schien die Frage nach den ,,Gehältern" der prominenten Neuankömmlinge (auch Landesliga-Keeper Andreas Busch aus Pförring kam) der wichtigste Part. Selbst wenn der Klub Summen im unteren bis mittleren dreistelligen Bereich nannte, folgte reflexartig die Replik der Szene-,,Kenner": ,,Es ist sicher mehr." Ein im Internet verbreiteter Jux-Text über den bevorstehenden Wechsel von Barcelona-Star Lionel Messi zum ATSV - für einen Job in einer Kneipe - verlieh der Debatte zu Jahresende eine humorige Note. Sportlich ging der ATSV-Weg bisher auf. Die Kelheimer stehen auf Platz zwei der Kreisliga und dürfen Richtung Bezirksliga blicken.

Die größte Nummer im Landkreis blieb der TSV Bad Abbach. Nach einer mühevollen Saison 2012/13 hält das Team unter Trainer Helmut Wirth in der laufenden Spielzeit den dritten Rang in der Landesliga Mitte. Auch Abbach gelang ein Coup am Transfermarkt. Mit Marco Jordan heuerte im Sommer ein früherer Drittliga-Profi (SV Wehen Wiesbaden) an. Ebenfalls zu den gestandenen Landesligisten zählt der TV Schierling, vor allem dank des Kirchdorfer Torjägers Christian Brandl, der im ablaufenden Kalenderjahr 50 Liga-Tore erzielte. Im Oktober nahm Coach Stefan Dykiert überraschend den Hut, obwohl der TV gesichert im Mittelfeld lag. Er vermisse den Rückhalt, begründete der Trainer. Kapitän Markus Will schlüpfte in die Spielertrainer-Rolle und übergibt Schierling auf Rang sechs liegend mit Beginn 2014 an den neuen Coach Christian Schießl.

Die Bezirksliga-Landkarte hat sich verändert. Der SV Ihrlerstein beendete im Frühjahr mit dem letzten Rang eine lange Ära in den Klassen auf Bezirksebene. Spielertrainer Benedikt Sedlmaier ging zum A-Klassisten SC Mitterfecking. Sein Nachfolger Christoph Chrubasik, der aus Bad Abbach zurückkehrte, versucht in selber Funktion in der Kreisliga einen Neuaufbau. Wie schwer das ist, bewies auch ein denkwürdiges 1:7 im ersten Derby gegen den ATSV.


Der TSV Abensberg schäumte beim Bezirksliga-Aufstieg über. Foto: Neumaier

Den Platz der Brandler in der Bezirksliga hat der TSV Abensberg übernommen. Die Babonen feierten nach einem 8:0 am letzten Spieltag in Furth als Kreisliga-Meister den Aufstieg. Dort ist mit Rang neun der Weg zum Klassenerhalt bereitet. Zwei Plätze vor Abensberg liegt der TSV Langquaid. Die Laabertaler landeten im Sommer mit den Verpflichtungen der beiden Offenstettener Armin Pillmeier (zuletzt Bayernliga-Keeper beim SSV Jahn) und Benjamin Bachhuber (Bayernliga-Spieler bei Don Bosco Bamberg) zwei riesen Transfers.Ein weiterer Bezirksligist findet sich im Altmühltal: Der TV Riedenburg spielte als Kreisliga-Vizemeister eine beeindruckende Relegation und feierte am ,,Rathaus"-Balkon den Aufstieg. Im Herbst setzte der Neuling in der BL-Oberpfalz Süd zu einer Serie von elf Spielen ohne Niederlage an.


Stilecht mit "Rathaus"-Balkon feierte der TV Riedenburg. Tatsächlich war es die Brüstung der Gasthofs "Zum Schwan". Foto: Kolbinger

Dramen in der Relegation
Zum Kreisliga-Neuling schwang sich der souveräne Kreisklassen-Meister TSV Neustadt auf und etabliert sich im Mittelfeld. Der zweitplatzierte SV Lengfeld scheiterte an der letzten Relegationshürde und peilt nun als Spitzenreiter der neuen Spielzeit den direkten Weg an. Die Relegation im Juni schrieb ihre eigenen Dramen: Die SG Siegenburg/Train stürzte den SC Kelheim (4:2) in die A-Klasse, verfehlte aber selbst trotz zweimaliger Chance den Sprung in die Kreisklasse. Der SC Thaldorf dagegen schaffte über zwei Aufstiegsspiele das ersehnte Ziel. TSV Wildenberg, FSV Sandharlanden und Abensberg II kletterten als A-Klassen-Meister hoch.

Profi-Kicker aus der Region
In höheren Ligen treibt es zwei Berufsfußballer aus dem Raum Kelheim um. Der Schierlinger Pascal Itter (18) hat heuer einen riesen Schritt gemacht. Der Laabertaler, der vom TV seines Heimatortes 2009 zum 1. FC Nürnberg ging, wechselte im Sommer vom Club zum Bundesliga-Spitzenklub FC Schalke 04. Für die Königsblauen kickt der Defensivspieler in der U19-Bundesliga sowie in der neuen Youth Champions League (u. a. gegen Chelsea). Einen Profi-Vertrag für die folgende Saison hat er in der Tasche.Dass es nicht automatisch in die erste Elf geht, erfuhr der 18-Jährige in der U 19-Nationalmannschaft: Dort ist er nicht als Stammkraft gesetzt. In Nürnberg durfte Itter zu Beginn des Jahres mit den Profis zu einem Trainingslager auf Marbella, absolvierte in Tests auch seine ersten Einätze im Bundesliga-Aufgebot, doch weil die Clubberer ihn ,,nur" in der U23 sahen und die Bundesliga-U19 abstieg, nahm er das Angebot aus Schalke an.


Der Aufsteiger des Jahres: Der Schierlinger Pascal Itter wechselte vom 1. FC Nürnberg zur U19 des FC Schalke 04 und hat ab nächste Saison einen Profi-Vertrag. Foto: FC Schalke

Ein nationaler Globetrotter in Sachen Profi-Fußball blieb der Bad Abbacher Martin Wagner (27). Mittlerweile ist er an seiner siebten Station angekommen, beim SV Meppen in der Regionalliga Nord. Ins Jahr startete der Mittelfeldspieler bei SV Waldhof Mannheim. In der SAP-Arena hatte er im Januar einen großen Hallenauftritt und schlug mit den Waldhöfern den Erstligisten TSG 1899 Hoffenheim, wobei Wagner beim 3:1 zwei Tore machte. Im April stieß ein Weltmeister zur Truppe: Jürgen Kohler schlüpfte beim Regionalligisten in die Beraterrolle.Der Aufstieg in die 3. Liga klappte dennoch nicht. Mannheim wollte Wagner halten, doch der verabschiedete sich nach Meppen. Dort erwarb er sich in der Vorrunde mit sechs Toren und neun Vorlagen den Beinamen ,,Emsland-Messi". Als Ligafünfter halten die Meppener Tuchfühlung zu den Aufstiegsrängen und Wagners großem Ziel: 3. Profi-Liga.

Aufrufe: 02.1.2014, 06:00 Uhr
Von Martin Rutrecht, MZAutor