2024-05-10T08:19:16.237Z

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Ahmet Kalu (LFV, links) wird von Mergim Avdijai gebremst, Christian Reinholz (rechts) muss nicht eingreifen. | Foto: Bettina Schaller
Ahmet Kalu (LFV, links) wird von Mergim Avdijai gebremst, Christian Reinholz (rechts) muss nicht eingreifen. | Foto: Bettina Schaller

Lahrer Derby: Ein Bruderkampf der besonderen Art

Im Lahrer Stadtderby gibt es eine Punkteteilung, mit der die Spielvereinigung gut leben kann +++ LFV nutzt seine klaren Vorteile nicht

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Viel Glück hatten die gastgebenden Kleeblättler am Samstagnachmittag auf der Klostermatte. Im wohltuend fairen Lahrer Derby holten sie gegen den spielerisch klar überlegenen LFV vor rund 700 Zuschauern ein Unentschieden, das ihnen angesichts der ungleichen Spielanteile und der Chancenverteilung schmeichelt.
Ist Bruderkampf die Steigerung von Lokalkampf? Zwölf Minuten dauerte diese ganz besondere Begegnung innerhalb der Begegnung zwischen den Brüdern Loran und Ahmet Kalu. Der 19-jährige Loran, der das weiße Trikot der Spielvereinigung mit dem Kleeblatt trug, wurde zur Halbzeit eingewechselt und hätte mit seinem Tor zum 1:0 in der 56. Minute fast für den Sieg seiner Farben gesorgt. Der zwei Jahre ältere Ahmet, der im blauen LFV-Dress über den Rasen der Klostermatte lief, musste eine Minute danach auf der Auswechselbank Platz nehmen.

Die Emotionen der kurdisch-stämmigen Brüder, die vor 19 Jahren aus dem Norden des Irak mit ihrer Familie nach Deutschland zogen, spiegelten hernach dieses Lahrer Derby. Loran strahlte über das ganze Gesicht, Ahmet lächelt etwas gequält. „Er hat ein Tor geschossen, Glückwunsch dazu, ich freue mich für ihn“, sprach der Ältere. „Es war ein besonderes Spiel vor einer großen Kulisse. Ich werde eingewechselt und dann mache ich das Tor. Das ist schon toll“, sagte der Jüngere.

Da sich die beiden Mitglieder einer zehnköpfigen Familie in Lahr ein Zimmer teilen, war und ist ein Ausweichen ohnehin nicht möglich. „Es hat eine große Anspannung geherrscht, seit Wochen schon“, gab Ahmet zu. Grinsend erklärte Loran: „Er hat uns wohl ein bisschen unterschätzt. Er war ganz sicher, dass sie die drei Punkte holen.“

Tatsächlich wäre ein deutlicher Sieg des LFV verdient gewesen. Denn der Gast erspielte sich ein Dutzend guter und bester Chancen. Wobei die Betonung auch auf „erspielte“ liegt. Die Blau-Weißen waren in spielerischer Hinsicht eindeutig besser, sie ließen den Ball laufen, bauten ihre Angriffe über ein gefälliges Passspiel auf, zeigten aber vor dem Tor Nerven. Anders die Spvgg., die wohl, so befand deren Kapitän Sascha Ruf hernach, „sehr nervös“ gewesen sei. Die Kleeblättler pflegten eine einfachere Spielweise, operierten häufig mit langen Bällen, lauerten auf Kontergelegenheiten. Eine einzige dicke Chance verzeichneten die Gastgeber in der ersten Halbzeit: nach einer Viertelstunde, als Dimitri Holm zum Kopfball kam. Dem standen vor der Pause sechs LFV-Chancen gegenüber.

In dieser Rollenverteilung begann auch die zweite Spielhälfte – bis Loran Kalu aus 25 Metern traf, nachdem die LFV-Abwehr einen Ball nicht entscheidend geklärt hatte. Ein paar Minuten lang waren die Gäste irritiert, eine Niederlage war nun möglich. Doch Regisseur Julian Burg glich in der 65. Minute nach einer sehenswerten Kombination aus. Es folgten weitere LFV-Chancen, niemand hätte sich wohl am Ende beschwert, wenn die Gäste die Punkte mit an die Dammenmühle genommen hätten. Das sah auch Oliver Dewes, Trainer der Kleeblättler so: „Das Spiel musste eigentlich vorzeitig entschieden werden. Wir hatten Glück, wir können mit dem Punkt gut leben.“ LFV-Coach Volker Barthruff erklärte: „Das war eine klasse Leistung. Wir waren die klar bessere Mannschaft. Leider hat es nicht gereicht.“ Benjamin Ziegler, Abräumer im defensiven Mittelfeld des LFV, wusste warum: „Uns fehlt die Kälte vor dem Tor. Das ist schon die ganze Saison so. Wenn wir das noch hinbekommen, dann spielen wir ganz weit vorne mit.“

Und die beiden Kalus? Deren Bilanz fällt naturgemäß unterschiedlich aus. Loran, der sich jetzt einige Tage lang noch an diesem wichtigen Treffer erfreuen darf, war vor dieser Saison vom LFV zu den Kleeblättlern gewechselt. Er sagte: „Es hat sich gelohnt. Ich bin sehr zufrieden.“ Dieses Gefühl der Zufriedenheit suchte man am Samstagnachmittag bei seinem älteren Bruder vergeblich. „Es ist noch Luft nach oben. Sowohl bei mir als auch bei der Mannschaft. Aber wir werden immer besser. Von Spiel zu Spiel.“

Spvgg. Lahr - Lahrer FV 1:1 (0:0)
Spvgg. Lahr: Grasmück – Ruf, Olbrich, Bohl, Avdijai – Reinholz (87. Özdakak) – Vomrath, Schlotgauer (76. Kastrati), Griesbaum (46. L. Kalu), Özek – Holm.
Lahrer FV: Fietzeck – Bologna, Barthruff, Enseleit, Röderer – Ziegler, Wirth, Burg, Kerellaj (70. Vogel) – A. Kalu (57. M. Neu), Moog. Tore: 1:0 L. Kalu (56.), 1:1 Burg (65.). Schiedsrichter: Fante (Neuenburg).
Zuschauer: 700.
Aufrufe: 021.9.2014, 21:28 Uhr
Uwe Schwerer (BZ)Autor