2024-04-29T14:34:45.518Z

Allgemeines
– Foto: Andreas Santner

Zum 40-jährigen Bestehen: Fatihspor zieht Ligamannschaft zurück

Der Grandplatz verhindert die Zusammenstellung eines wettbewerbsfähigen Teams.

Zuletzt trat die Ligamannschaft von Fatihspor Hamburg am vergangenen 14. August gegen den Ball. Im Punktspiel der Bezirksliga Süd verlor das Team von Trainer Can Ersen auswärts bei Dersimspor mit 2:10, was zuvor aber auch schon abzusehen war. Warum das so gewesen ist und weshalb sich der Vorstand nun dazu entschied, die Mannschaft in der laufenden Saison abzumelden, darüber haben wir uns mit dem 1. Vorsitzenden Nasif Büyükhan unterhalten.

Seit 1982, also seit runden 40 Jahren, spielen die Fußballer von Fatihspor Hamburg auf dem Grandplatz an der Wendenstraße. Jeder der dort schon mal den Platz gesehen hat, weiß, in welcher schlimmen Verfassung dieses Fußballfeld schon seit vielen Jahren ist. Auch alle ehemaligen Spieler und Funktionäre des einstigen Landesligisten Elazig Spor können davon ein Lied singen. Denn auch sie mussten auf diesem Grandplatz ihre Heimspiele austragen. Eine Unterstützung vom Bezirksamt Hamburg Mitte gab es nicht wirklich und wird es auch in naher Zukunft nicht geben. Das führte nun dazu, dass Fatihspor die 1. Herren mit sofortiger Wirkung aus dem Spielbetrieb zurückzog. Der entsprechende Antrag ging am vergangenen Freitag beim Hamburger Fußball-Verband ein.

Die genauen Umstände: Aufgrund der Platzverhältnisse verabschiedeten sich nun die meisten Ligaspieler vom Verein, um zu Clubs zu wechseln, bei denen sie auf einem Kunstrasen einen besseren Untergrund haben. Der 1. Vorsitzende Nasif Büyükhan zeigt Verständnis: „Natürlich kann ich das nachvollziehen, dass die Jungs lieber auf Kunstrasen als auf unserem Grandplatz spielen.“ Das Problem war aber, dass der Verein zunächst von 15 Spielern die Zusage gehabt haben soll, auch in der Saison 2022/23 für Fatihspor aufzulaufen. „Deshalb sind wir ja auch erst in die neuen Saison gestartet. Weil wir dachten, dass wir eine Mannschaft haben und diese dann noch mit ein paar neuen Spielern komplett machen können.“ Doch dann kam es anders als gedacht. Denn plötzlich entschieden sich zwei Drittel der Spieler um und verließen den Verein. So, dass auf einmal nur noch fünf Akteure bereitstanden. Bei den bisherigen Bezirksliga-Partien gegen den Harburger Türksport (2:7) und bei Dersimspor musste die Mannschaft mit Spielern aus den beiden noch bestehenden Seniorenteams befüllt werden, um überhaupt antreten zu können.

Einziges Angebot des Bezirksamtes nicht vor 2025 realisierbar
„Eigentlich wollten wir sportlich absteigen“, teilt Nasif Büyükhan die Überlegungen des Vereins mit. „Aber als wir erst sieben und dann zehn Tore kassiert haben, konnten wir sehen, dass das keinen Sinn mehr macht. Denn wir wollen uns am Ende keine Wettbewerbsverzerrung vorwerfen lassen müssen, weil es dann bei anderen Mannschaften im Meister- oder Abstiegskampf um das Torverhältnis geht und die einen höher gegen uns gewonnen haben als die anderen.“ Das deshalb dann lieber die Mannschaft komplett aus dem Verkehr gezogen wird, um den übrigen Bezirksligisten aus der Südstaffel einen faireren Wettbewerb zu bieten, zeigt Sportsgeist.

Nun ist also nach 40 Jahren Schluss mit der Ligamannschaft. Weil der Grandplatz quasi die Spieler verscheucht. Über viele Jahre seien immer wieder Anträge beim entsprechenden Bezirksamt gestellt worden. Zum Beispiel bezüglich eines eigenen Kunstrasens. Das sei aber genauso abgeschmettert worden wie die Anträge, sich als zusätzlicher Verein auf einer anderen Anlage einzuquartieren. Lediglich ein Angebot habe Fatihspor unterbreitet bekommen. Allerdings sei die Umsetzung frühestens erst im Jahr 2025 realisierbar. So lange wollten die Spieler selbstverständlich nicht warten. Alles in allem keine schöne Bescherung im Jubiläumsjahr. „Ich weiß auch nicht, wie lange unsere beiden Seniorenmannschaften das noch mit dem Platz mitmachen“, gibt Nasif Büyükhan offen zu. „Wenn unsere Senioren auch noch aufhören, dann haben wir komplett abgeschlossen. Außer Betrieb.“

Nasif Büyükhan setzt sich für Spieler ein
Hinzu kommen jetzt für den 1. Vorsitzenden außerdem auch noch weitere Probleme, um die er sich große Gedanken macht: „Weil wir diese Saison schon Pflichtspiele hatten, sind die fünf Spieler, die uns die Treue halten wollten, bis Ende des Jahres gesperrt. Wegen der Wechselfrist. Weil sie schon für uns zum Einsatz kamen. Das würde mir wirklich sehr wehtun, wenn diese fünf Spieler jetzt auch erstmal woanders nicht ihrer Leidenschaft nachgehen könnten.“ Die Hoffnung ist da, dass es von Seiten des HFV eine Möglichkeit gibt, diese Akteure doch freizustellen. „Ich werde alles versuchen und werde mich beim Verband für diese fünf Spieler einsetzen.“

Ob es in Zukunft irgendwann mal wieder eine neue Ligamannschaft von Fatihspor Hamburg geben wird, wenn zum Beispiel 2025 ein neuer Platz zugeteilt werden könnte, konnte Nasif Büyükhan nicht sagen: „Das weiß ich nicht. Aber das wird dann wohl auch ein neuer Vorstand entscheiden. Denn ich habe mir vorgenommen, den Posten nur noch bis Ende des Jahres zu bekleiden.“ Ob sich bis dahin noch was bei Fatihspor Hamburg getan hat und ob dann noch die beiden Seniorenteams weitermachen, scheint aktuell in den Sternen zu stehen. Das ist alles sehr traurig für den Verein, der nun seit 40 Jahren existiert aber jetzt so kurz vor dem kompletten Aus steht.

Aufrufe: 029.8.2022, 16:10 Uhr
MRAutor