2024-05-17T14:19:24.476Z

Spielbericht
Alexander Voigt kann aktuell nicht zufrieden sein.
Alexander Voigt kann aktuell nicht zufrieden sein. – Foto: Ralph Görtz

Wo Voigt an seine Grenzen kommt

Oberliga Niederrhein: Hinten ist der KFC löchrig, vorne fehlt oft die Durchschlagskraft.

Der Trainer des KFC Uerdingen ist entsetzt: Vorne werden die Chancen nicht genutzt, hinten erweisen sich seine Schützlinge als schläfrig. So wird es nichts mit der Rückkehr in die Regionalliga.

Leonel Kadiata ist der Kapitän des KFC Uerdingen. Dieses Amt deutet an, dass er ein ziemlich wichtiger Spieler im Kader des Oberligisten ist. Eine Statistik untermauert das. Als der 29 Jahre alte Bonner im September wegen eins Bänderanrisses im Sprunggelenk in vier Begegnungen fehlte, holten die Blau-Roten nur vier der zwölf möglichen Punkte.

Kadidata ist als Innenverteidiger der Chef der Viererkette. Entsprechend nervt ihn jedes Gegentor. Und davon gibt es in dieser Saison einfach zu viele, um Meister zu werden. 21 Gegentreffer hat der KFC in 16 Begegnungen kassiert, Spitzenreiter SSVg Velbert nur zwölf, davon gleich drei in der Grotenburg. Und da Experten zufolge die Abwehr die Meisterschaft gewinnt, spricht derzeit vieles dafür, dass die Uerdinger das Nachsehen haben.

Entsprechend enttäuscht war Kadiata nach dem 2:2 beim 1. FC Monheim, wo die Gäste in der Schlussphase den Ausgleich kassierten. „Wir hören auf, Fußball zu spielen und warten wieder auf das Gegentor“, sagte der Kapitän. „Wir lassen es dahin plätschern und warten drauf, dass wir einen fangen.“

Trainer Alexander Voigt sieht das ähnlich, legt den Fokus aber auf die Chancenverwertung. „Wir haben genügend Möglichkeiten, laufen drei Mal alleine auf das Tor zu“, erklärt er. „Da müssen wir den Deckel drauf und das dritte oder vierte machen. So lange wir aber nur ein Tor Vorsprung haben, bleibt die Partie offen. Da kann immer mal einer durchrutschen.“

Aber welches Problem ist eigentlich gravierender: die mangelhafte Chancenverwertung oder die ungenügende Abwehrleistung? Kann der Angriff denn wirklich immer ein Tor mehr erzielen, als die Abwehr zulässt? Torschütze Alexander Lipinski will da nicht urteilen und gibt sich selbstkritisch: „Wir müssen das dritte Tor machen, ich vor allem auch, ich habe einige Chancen gehabt. Wenn du das dritte Tor machst, nimmst du hier auch den Dreier mit.“ Die Flut der Gegentore lässt er außen vor: „Wir dürfen es nicht auf die Defensive schieben, vorne müssen wir die Dinger rein machen. Wir sind eine große Mannschaft.“

Wer jedoch nachhakt, bekommt zu hören, wie es in Alexander Voigt brodelt. Eineinhalb Jahrzehnte hat er als Profi auf höchstem Niveau verteidigt, doch beim KFC bekommt er die Abwehr nicht dicht. Macht das den Trainer nicht verrückt? „Die beiden Gegentore in Monheim resultierten aus individuellen Fehlern“, erklärt er. „Das sind Sachen, die ich schon hundert Mal angesprochen habe, beim Einwurf schlafen. Das ist schwer zu trainieren, wenn du nicht wach, nicht aufmerksam bist und die Gegenspieler im Rücken laufen lässt, dann wird es schwierig. Das war ein Tor aus sechs, sieben Metern ohne Bedrängnis.“ Dafür hat der Coach überhaupt kein Verständnis, schließlich sei Fußball ein Kontaktsport und gerade in Strafraum müsse Mann gegen Mann gearbeitet werden und nicht im Raum. „Ja, natürlich werde ich da verrückt, sie bringen sich selber in Probleme. Im Strafraum habe ich als Abwehrspieler Kontakt zum Stürmer. Da sind wir einfach zu brav.“ Das wäre eine Wesenart – schwer zu trainieren.

Aufrufe: 08.11.2022, 12:00 Uhr
Thomas SchulzeAutor